Algen: Was uns als grüner Schleim beim Badeurlaub am Strand stört und an der Alten Donau an den Zehen kitzelt, bietet großes Potential in der Kosmetik-, Lebensmittel und Pharmaindustrie. Denn Algen sind vollgepumpt mit wertvollen Vitaminen und Mineralien und helfen, das Klima der Erde zu stabilisieren. Insgesamt existieren, Schätzungen zufolge, über 500.000 Algenarten. Sie wachsen hauptsächlich in Seen und Meeren, aber auch an Land können durchaus einige Arten gedeihen. Der Mensch nutzt davon rund 500 Arten. Doch selbst davon sind nur die wenigsten genießbar. Viele sind giftig und können für Mensch und Tier richtig gefährlich werden.

Vor allem sind Algen aber wichtig für das Klima. Sie entziehen der Luft Kohlendioxid und wandeln davon drei mal mehr um als andere Pflanzen. Damit gehören Algen zu den wichtigsten Pflanzen, um dem Treibhauseffekt gegenzusteuern. Auch für Meeresbewohner sind die Pflanzen unverzichtbar. Sie dienen als Futter und sichern den Fortbestand vieler Lebewesen.

Algen als Lebensmittel

Jeder Sushi-Liebhaber ist mittlerweile auch hierzulande zwangsläufig mit Algen in Kontakt gekommen. Die Rotalge „Nori“ wird typischerweise für Makis und California-Rolls verwendet. In asiatischen Ländern stehen verschiedene Algenarten mittlerweile fest am Speiseplan. So wird sie frisch als Salat, getrocknet als Chips oder als feines Gewürzpulver regelmäßig verspeist. Besonders beliebt sind dabei Nori, Wakame, Kombu oder Dulse. Der enorm hohe Anteil an Magnesium, Calzium und den Vitaminen A, B12 und C sowie Jod macht die Alge zu einer richtigen Nährstoff-Bombe. Außerdem bindet sie sehr gut Schwermetalle und kann dem Körper so helfen, zum Beispiel Quecksilber abzutransportieren.

Aber Vorsicht: Je nach Anbaugebiet kann genau das zu einem Problem werden. Nimmt die Alge nämlich bereits während der Wachstumsphase zu viele Schwermetalle auf, werden diese anschließend im Körper freigesetzt. Wirklich „sicher“ sind daher nur Algen aus künstlich angelegten Anbaubecken. Auch eine Überdosis Jod kann für den Menschen gefährlich werden. Daher immer darauf achten, dass man nicht mehr als 200 Mikrogramm Jod täglich zu sich nimmt. Die Menge in dem jeweiligen Produkt findet man immer bei den Nährwertangaben.

 

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Wie wäre es zur Abwechslung mal mit einem leckeren Algen-Garnelen-Salat?

Algen als Nahrungsergänzungsmittel

Für diverse Pulverchen und Tabletten werden meistens die Algen Spirulina und Chlorella verwendet. Diese Süßwasser-Mikroalgen enthalten weniger Jod und sind im Normalfall nicht mit Schwermetallen belastet, da sie im normalen Trinkwasser gezüchtet werden. Doch warum sollte ich solche Algentabletten überhaupt zu mir nehmen? In diversen wissenschaftlichen Studien wurde die Substanz Fucoidane in Algen entdeckt. Diese Fucoidane haben eine antitumorale, -virale und -bakterielle Wirkung. Ob man damit jedoch tatsächlich Krankheiten wie Krebs, HIV oder Herpes heilen kann, ist derzeit noch nicht bewiesen. Mediziner und Forscher arbeiten aber mit Hochdruck daran. Fakt ist jedoch: Algen decken einen großen Teil des Nährstoffbedarfs. Laut Forschern unterstützen sie das Immunsystem (Zink), stabilisieren Stoffwechsel- und Kreislauf und verhindern Zellschädigungen (Selen und Magnesium).

Kosmetikindustrie

Dank der vielen Omega-3-Fettsäuren und dem hohen B12 Gehalt gelten Algen auch als äußerst wohltuend für die Haut. Sie schützen uns vor schädlichen Umwelteinflüssen und regen den Stoffwechsel an. Außerdem wird ihnen eine wundheilende Wirkung zugeschrieben.

Das wohl bekannteste Algenprodukt wurde 1965 von dem Raumfahrtphysiker Max Huber entwickelt. Die Geschichte darum ist ein Mythos, der bis heute zur Verkaufsstrategie gehört. Der damalige Raketenexperte zog sich bei einer Explosion schwere Verbrennungen im Gesicht zu. Er war entstellt und keine Creme konnte ihm helfen. Er nahm die großzügige Abfertigung der NASA und widmete sich ganz seinem großen Traum: Eine Creme zu entwickeln, die ihm zu seiner jugendlichen Schönheit verhilft. 6000 Experimente und 12 Jahre später war es so weit: Die Creme La Mer wurde geboren. Noch heute ist sie in jedem Schränkchen von Stars und gut betuchten Menschen zu finden. Auch Durchschnittsverdiener sparen ihr hart erarbeitetes Geld zusammen, um sich ein kleines 30 Milliliter-Tiegelchen für 165 Euro zu kaufen. Und alle schwören darauf! Der Hauptbestandteil: fermentierter Seetang! Fun Fact: Bei dem Versuch, eine genaue Inhaltsstoff-Liste aufzutreiben, sind wir kläglich gescheitert. La Mer hat sich die Zusammensetzung nämlich patentieren lassen. Nur mit einem werben sie ganz offen: Seetang und Algen aus dem Meer sind enthalten.

Algen als erneuerbare Energiequelle

Vor allem in Zusammenhang mit Biotreibstoff sind Algen für Wissenschaftler interessant. Aus getrockneten Algen wird nämlich mehr Öl als aus Raps oder Mais gewonnen. Die Forschungen dazu, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Viel ausgereifter werden die Wasserpflanzen bereits bei der Reinigung von Abwasser eingesetzt. Sie filtern verschmutztes Wasser so gut, dass man damit Ackerflächen ohne Probleme bewässern kann. In Zukunft soll sogar Trinkwasserqualität erreicht werden können.