Es ist wohl die Horrorvorstellung jeder Frau, wenn die Spirale, die eigentlich zur Verhütung da sein sollte, plötzlich abbricht. Selten, aber doch, kommt es zu dieser Situation, die Frauen vor eine große Herausforderung stellt. Wie geht man in so einem Fall vor? Sollte man sofort zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen gehen oder kann man sich selbst versorgen?

Dr. Denise Tiringer ist Spezialistin für Gynäkologie und Geburtshilfe und hat für uns die Antworten.

Die Spirale bricht ab: Was mache ich jetzt?

Manche merken es – wenn überhaupt – nur durch Zufall: Ein Arm der Spirale bricht ab und befindet sich auf dem direkten Weg hinaus aus der Gebärmutter. Ein Vorfall, der meist ohne Schmerzen abläuft, aber erhebliche Auswirkungen haben kann. Denn immerhin ist die Spirale, egal ob Kupfer-, Gold- oder Hormonspirale, ein Verhütungsmittel. Wirkt es nicht mehr, besteht natürlich die Chance, dass man nach dem Geschlechtsverkehr schwanger wird.

Was sollte man nun aber tun, wenn die Spirale tatsächlich abbricht und man plötzlich einen Teil davon in der Kloschüssel, am Tampon oder in der Unterhose findet? Dr. med. univ. Denise Tiringer, Spezialistin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Institut für Frauengesundheit, Santé femme, weiß, was zu tun ist. „Falls ein Arm abbrechen sollte, sollte man den Rest der Spirale entfernen“, erklärt die Ärztin. Ein sofortiger Besuch bei der Gynäkologin oder beim Gynäkologen ist also sehr ratsam.

„Falls die Spirale entfernt wurde und noch ein Ärmchen in der Gebärmutter zurückbleibt, kann man abwarten und hoffen, dass dieses eventuell mit der Menstruation ausgestoßen wird. Ist das nicht der Fall, muss man das abgebrochene Ärmchen operativ entfernen lassen“, rät Tiringer.

Wie kann das überhaupt passieren?

Im Jahr 2020 wurde ein Skandal der spanischen Firma Eurogine bekannt: Bei einer Charge der Verhütungsspiralen lag ein Materialfehler vor. Dadurch ist es bei vielen Frauen zu Brüchen der Seitenarme ihrer Spiralen gekommen. Viele haben die Ärmchen plötzlich ausgeschieden, manche gleich die ganze Spirale. Letzteres ist besonders gefährlich, da die Bruchstücke mitunter operativ entfernt werden mussten. In manchen Fällen kam es auch zu ungewollten Schwangerschaften, da die Frauen nicht mitbekommen haben, dass die Spirale nicht mehr ganz ist. Die Herstellerfirma Eurogine, mit Sitz in Barcelona, lieferte Verhütungsspiralen in 50 Länder, darunter auch Österreich.

Dr. Tiringer erklärt das so: „Materialfehler in den Spiralen führen dazu, dass Teile der Spirale mit der Zeit spröde und brüchig werden und es zu Armbrüchen kommen kann oder die Spirale verrutscht.“ Damit verliert das Verhütungsmittel auch seine Wirkung. Doch ein Materialfehler ist nicht der einzige Grund, wieso zu Brüchen kommen kann.

Es gibt mehrere Gründe, wieso die Spirale verrutschen oder Teile davon abbrechen können.
Bild: Skalapendra / Shutterstock.com

„Wenn die Kupfer- oder Hormonspirale verrutscht, was bei rund 5 Prozent der Anwenderinnen vorkommen kann, passiert das meistens während der Regelblutung“, weiß die Gynäkologin. „Kontraktionen der Gebärmutter können dazu führen, dass die Spirale ihre Position verändert. Besonders in den ersten Monaten nach dem Einsetzen ist das Risiko für ein Verrutschen erhöht.“ Durch regelmäßige Kontrollen, anfangs noch in kürzeren Intervallen, kann man aber sichergehen, dass die Spirale dort sitzt, wo sie sollte.

Und was, wenn der Körper die Spirale einfach nicht annimmt? „Wenn eine Spirale einmal abgestoßen wird, sollte man eventuell auf ein anderes oder größeres Modell wechseln. Man könnte sich auch als Alternative eine Kupferkette einsetzen lassen“, so der Rat von Dr. Tiringer.

Wie schnell kann man schwanger werden?

Nehmen wir an, der Ernstfall ist eingetroffen und man hat einfach nicht bemerkt, dass die Spirale nicht mehr richtig sitzt oder nicht mehr vollständig ist. Ist die Chance hoch, dass man bereits ungewollt schwanger ist? Dr. Tiringer: „Die Kupferspirale ist eine sichere Verhütungsmethode mit einem Pearl Index von 0,7. Der Wert beschreibt, wie sicher das Verhütungsmittel ist. 0,7 bedeutet: 7 von 1000 Frauen werden im Schnitt trotz dieses Verhütungsmittels schwanger. Hat man eine defekte Spirale, ist die Chance schwanger zu werden gleich, wie ohne Verhütungsmittel.“

Doch das ist noch lange kein Grund, um vollständig in Panik auszubrechen. Die Ärztin beruhigt: „Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu zeugen, selbst wenn man Sex am fruchtbarsten Tag des Monats hat, liegt nur bei ca. 20 Prozent.“ Sollte es aber dennoch zu einer ungewollten Schwangerschaft, zu Komplikationen oder einer Operation infolgedessen kommen, hat man als Betroffene die Chance auf Schadensersatz?

„Frauen, denen die Spirale in Österreich eingesetzt wurde, könnten Österreich klagen. Produkthaftung, heißt das Prinzip„, so Dr. Tiringer. „Frauen, die eine Rechtsschutzversicherung haben, klagen individuell. Man könnte sich auch einer Sammelklage anschließen.“

Unsicher geworden? Das sind die Vorteile einer Spirale

Das Thema Verhütungsmethoden ist oft mühselig und führt zu vielen Diskussionen, die auch Ängste und Zweifel hervorrufen können. Gerade, wenn man Nachrichten hört, dass Spiralen abbrechen und man dadurch körperliche Schäden davon tragen kann, verstärkt das die Sorge gleich noch mehr. Dabei ist die Spirale, wie die Gynäkologin bereits erklärt hat, eine sehr sichere Verhütungsmethode. Man lässt sie sich einsetzen und hat im Normalfall drei bis fünf Jahre, je nach Art der Spirale, Ruhe. Kein ständiges Tabletten-Schlucken oder Kondome kaufen mehr.

So wirkt die Spirale

Aber wie wirken Spiralen eigentlich? „Kupferspiralen sind am Schaft mit Kupferdraht umwickelt. Dabei werden langsam Kupfer-Ionen abgegeben, die eingedrungene Spermien abtöten. Durch das Intrauterinpessar verändert sich zusätzlich die Schleimhaut der Gebärmutter, sodass sich eventuell befruchtete Eizellen nicht einnisten können. Auf den Schleim am Muttermund wirkt sie sich so aus, dass Spermien schwerer eindringen“, so Dr. Tiringer.

Bei der Kupferspirale wirken Kupfer-Ionen abtötend gegen Spermien. Bild: Sunflowerr / Shutterstock.

Etwas anderes wirken Hormonspiralen. „Diese geben das Hormon Gestagen ab. Es hat eine lokal anti-östrogene Wirkung und wird kontinuierlich an die Gebärmutter abgegeben. Es sorgt unter anderem dafür, dass sich der Zervixschleim am Gebärmutterhals verdickt und die Spermien erschwert eindringen können.“

Und schließlich die Goldspirale: Der kontrazeptive Wirkstoff der Goldspirale ist wie bei der klassischen Kupferspirale Kupfer. Dadurch wird die Beweglichkeit der Spermien gehemmt und gleichzeitig eine Einnistung verhindert. Der Unterschied: Goldspiralen können zwischen fünf und sieben Jahren in der Gebärmutter getragen werden. Außerdem sollen sie antibakteriell wirken, wodurch seltener Infektionen auftreten können. Dies ist jedoch noch nicht wissenschaftlich bestätigt.

Dr. Tiringer fasst die Vorteile einer Spirale nochmal zusammen:

  • Nicht spürbar
  • Die Verhütung ist über längere Zeit geregelt
  • Der natürliche Zyklus bleibt bei Kupfer- oder Goldspiralen erhalten und es entstehen keine hormonellen Nebenwirkungen
  • Der Vorteil der Hormonspiralen ist ebenfalls die Verhütung über einen längeren Zeitraum und die Menstruationsblutungen sind in den meisten Fällen abgeschwächt oder bleiben ganz aus