Wer derzeit durch aktuelle Medien surft, entdeckt schnell einen Begriff: Affenpocken. Denn nachdem die ersten Fälle in Europa bestätigt wurden, sind viele unsicher, was genau hinter der Viruserkrankung steckt.

Wir haben zwei Ärztinnen befragt und für euch die sechs wichtigsten Fragen und Antworten zum Virus zusammengesammelt.

Was sind Affenpocken?

Affenpocken sind eine Viruserkrankung, die bisher hauptsächlich in Afrika vorkam. In den vergangenen Wochen kam es jedoch auch zu mehreren Infektionen außerhalb von Afrika; hauptsächlich in Europa. Am 7. Mai wurde der erste derartige Fall gemeldet. Bei den Affenpocken handelt es sich um eine Zoonose, erklärt die Dermatologin Dr Leila Arfaian. „Das sind Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden.“

Wie steckt man sich mit Affenpocken an?

Ursprünglich wurden Affenpocken also vom Tier auf den Menschen weitergegeben. Bei den derzeitigen Infektionen wird jedoch vermutet, dass es auch eine Infektion von Mensch zu Mensch gibt, erklärt die Dermatologin Dr. Kerstin Ortlechner. „Man ist sich derzeit nicht ganz sicher, wie es zu dieser schnellen Ausbreitung gekommen ist. Das ist eher untypisch, weil die Infektionskette von Tier auf Mensch eigentlich schnell abreißt. Derzeit wird deshalb nach Mutationen gesucht, um zu erkennen, warum das Virus derzeit auch von Mensch zu Mensch übertragen wird.“ Das Robert Koch Institut schreibt in einer offiziellen Information am 23. Mai etwa: „Übertragungen von Mensch zu Mensch sind nach aktuellen Erkenntnissen selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt.“

Dementsprechend kann die Ansteckung auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Dr. Arfaian erklärt etwa: „Das ist der enge Kontakt von Tier zu Menschen bzw. auch der Verzehr von infiziertem Fleisch, nicht nur von Affen, sondern auch von Nagetieren, da ist Vorsicht geboten.“ Dr. Ortlechner ergänzt, dass eine Ansteckung auch bei sehr engem direkten Kontakt mit Infizierten passieren kann. Dazu gehöre etwa „Geschlechtsverkehr, Küssen, …“. Eine Ansteckung geht aber auch – „und das darf man nicht unterschätzen – über Aerosole. Also so, wie wir das auch vom Coronavirus kennen.“

Welche Symptome hat man bei einer Infektion?

Die Inkubationszeit liegt bei Affenpocken bei zwischen sieben und 21 Tagen. Wer sich mit Affenpocken infiziert, hat nicht automatisch sofort pockenartige Bläschen auf dem Körper, betont auch die Dermatologin Dr. Kerstin Ortlechner. „Die Patienten fühlen sich allgemein geschwächt, haben Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, teils leichtes Fieber. Sie fühlen sich einfach nicht wohl“, erklärt sie. „Nach einigen Tagen kommt es dann zu den Hauterscheinungen. Das sind am Anfang nur rote Flecken, aus denen dann sogenannte Papeln entstehen. Das sind rote Knoten oder Knötchen.“ Diese Knötchen entstehen oft zuerst im Gesicht und verbreiten sich dann am Körper entlang. „Es kann auch zum Schleimhautbefall kommen; also zur Verbreitung im Mund- oder Genitalbereich“, erklärt die Ärztin. Später entwickeln sich die Knötchen zu Pusteln – also mit Eiter gefüllte Bläschen. Die Ausschläge sind ähnlich wie bei den Windpocken oder Syphilis.

Die Hauterscheinungen und Bläschen heilen meist nach zwei bis vier Wochen ab. „Ganz häufig kommt es aber zu einer Narbenbildung“, betont die Dermatologin. Narben, wie sie aus anderen Pockenerkrankungen bekannt sind. Affenpocken haben meist einen milderen Verlauf, bei dem nach einigen Wochen die Infektion wieder vorüber ist. „Schwere tödliche Krankheitsverläufe kommen selten vor“, betont der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Bild: Bild: CDC/Getty Images News

Wie werden Affenpocken behandelt?

Affenpocken werden meist mithilfe eines PCR-Tests bestätigt. „Klassisch ist das so, dass man von einer der Pusteln etwas abnimmt. Wenn keine Pusteln vorhanden sind – bei etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle verläuft es nämlich asymptomatisch – kann man auch einen Rachenabstrich beziehungsweise einen Schleimhautabstrich machen“, erklärt Ortlechner.

Behandelt werden Affenpocken derzeit symptomatisch. Es werden also hauptsächlich fiebersenkende Medikamente und Mittel gegen die Glieder- und Kopfschmerzen verabreicht. Bei den Hautausschlägen, betont Ortlechner, müsse man ganz besonders darauf achten, dass es zu keiner Superinfektion kommt, wenn Teile der Haut schon betroffen und nicht mehr intakt sind. „Man muss schauen, dass man die Haut gut desinfiziert und gut behandelt“, erklärt sie.

Dr. Arfaian ergänzt, dass derzeit auch an einer Impfung gearbeitet wird. „Seit 2013 ist ein Impfstoff in Europa zugelassen, das Imvanex, aber da ist noch nicht ganz offiziell ausgesprochen vonseiten der EU, ob das auch für diese Erkrankung zugelassen wird. Wichtig ist, dass gerade überlegt wird, Menschen mit Immunschwäche wie HIV oder Tumorerkrankungen, zu impfen“, betont sie.

Auch an dem Wirkstoff Tecovirimat arbeiten Experten derzeit, mit Blick auf die Affenpocken. „Es ist ähnlich wie zu Beginn des Coronavirus: da ist ganz viel in der Pipeline, aber vieles ist noch unerforscht, weil man das bis jetzt hier nicht gekannt hat. Da muss man jetzt zunehmend schauen, wie man das therapieren kann“, erklärt auch Ortlechner.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?

Nachdem die Affenpocken ähnlich wie das Coronavirus durch engen Kontakt übertragen werden können, rät Ortlechner zu ähnlichen prophylaktischen Maßnahmen. „Abstand halten, Maske tragen, Hände waschen und desinfizieren – das ist das Allerwichtigste!“, sagt sie. Eine Pockenimpfung könnte ebenfalls einen Schutz bieten. Die WHO-Expertin Rosamund Lewis erklärte etwa, dass die Pockenimpfung nach derzeitigem Stand der Dinge zu bis zu 85 Prozent auch gegen die Affenpocken Schutz bieten könne. (Die Pockenimpfung war lange Zeit verpflichtend, bis die WHO 1980 die Pocken international für ausgerottet erklärte)

Dr. Ortlechner betont jedoch, dass man die Situation und den Verlauf der Affenpocken genau beobachten sollte, bevor man sich schnell eine Pockenimpfung holt. „Denn man muss erst einmal schauen, ob es zu Mutationen gekommen ist. Das wird derzeit genau angesehen und dann ist die Frage, wie weit die Pockenimpfung ausreichend ist. […] Da muss man also die neuesten Studien und Ergebnisse abwarten, bevor wir jetzt alle Pocken impfen gehen.“

Wie gefährlich sind Affenpocken?

Auch wenn der Ausbruch der Affenpocken in Europa Experten sowie die WHO überrascht hat, sind sie sich zum derzeitigen Stand sicher, dass man das Virus noch eindämmen kann. „Die Experten sagen jetzt, dass es keinen Grund zur Panik gibt und sich die Affenpocken nicht so schnell ausbreiten dürfte wie Corona, aber ich würde das ganze schon auch mit Vorsicht beobachten“, erklärt Ortlechner. Laut WHO gibt es derzeit keine Notwendigkeit, alle gegen Pocken impfen zu lassen. Stattdessen rät die Organisation zu präventiven Hygienemaßnahmen, um das Virus einzudämmen.