Beinahe täglich tauchen neue, schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann, den Frontmann der Band Rammstein auf. Der 60-Jährige soll junge Frauen missbraucht und zu sexuellen Handlungen gedrängt haben. Jetzt hat sich auch eine bekannte Influencerin zu Wort gemeldet und sorgt mit ihrem emotionalen Video für Aufmerksamkeit.

Denn darin berichtet sie, wie es bei den berühmt-berüchtigten Aftershow-Partys wirklich zugeht und worum es sich bei der „Row Zero“ handelt.

Influencerin berichtet von traumatisierenden Momenten am Rammstein-Konzert

Rammstein-Sänger Till Lindemann sieht sich aktuell mit unzähligen Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Laut den Schilderungen von mehreren Frauen, soll eine enge Mitarbeiterin des 60-Jährigen, Alena M., reihenweise junge Frauen für Pre- sowie Aftershow-Partys von Rammstein gecastet haben. Dort sollten sie dann an sexuellen Handlungen mit Lindemann teilnehmen. Worauf sie sich hier einlassen, sei ihnen davor aber nie gesagt worden.

Während die Band sowie Till Lindemann sämtliche Vorwürfe abstreiten, meldet sich jetzt eine weitere Frau zu Wort, die ebenfalls von einem derartigen Erlebnis berichtet. Kayla Shyx ist eine reichweitenstarke Influencerin und nutzt ihre Plattform aktuell, um für Awareness zu sorgen. In einem knapp 40-minütigen Video auf Youtube berichtet die 21-Jährige davon, im Juni 2022 ein Rammstein-Konzert im Berliner Olympiastadtion besucht zu haben. Ihr Management habe ihr gute Karten besorgt, mit denen sie und ihre Begleitung ganz vorne stehen konnten. In der sogenannten „Row Zero“.

Von Assistentin zu Party gelockt

Doch bei einem lustigen Konzerterlebnis sollte es nicht bleiben, wie Kayla berichtet. Denn Alena M., die Assistentin von Lindemann, sei auf sie und ihre Begleitung (damals 18 Jahre alt) zugegangen, habe sie gefragt, wie alt sie seien, ob sie große Rammstein-Fans seien und Lust auf die Aftershow-Party hätten. „Das hört sich ja erstmal geil an“, berichtet Kayla in ihrem Video. Nach dem Konzert habe sie dann von Lindemanns Assistentin eine Nachricht auf Instagram erhalten, sie solle sich jetzt zum Meeting-Point begeben. Wie die 21-Jährige berichte, sei Alena überaus freundlich, fast schon zu freundlich, gewesen und habe viele Fragen gestellt. Kayla habe sich zu dem Zeitpunkt nichts dabei gedacht, war nicht skeptisch.

Alena habe ihr dann gesagt, dass die Party großartig werden würde uns sie auf Till treffen. „Ihr werdet zusammen feiern, das wird lustig“, so die Assistentin. Zuerst ging es dann tatsächlich auf eine große Afterparty, bei der Kalya unzählige deutsche Promis gesehen und sich „direkt sicher“ gefühlt hat, wie sie weiter berichtet. Doch dann habe Alena die Mädchen zu einer Treppe geführt. Vorbei an allen Partygästen. Dort warteten andere Mädchen, die allesamt aufreizend gekleidet waren und die sich ebenfalls, wie Kayla und ihre Begleitung, während des Konzerts in der „Row Zero“ befanden. „Da fing’s dann an, dass wir ein bisschen hibbelig wurden“, erzählt Kayla.

„Ich wusste es nicht besser“

Mit mehreren Securitys wurden alle Mädels durch den Raum eskortiert und zu einer großen grauen Tür gebracht. Dahinter befand sich ein langer Flur. „Ich hab sowas noch nie erlebt“, so Kayla. „Ich wusste es nicht besser und viele andere Mädchen wussten es auch nicht besser. Und das ist auch normal. Man geht nicht von solchen Erfahrungen aus“.

„Wohin gehen wir?“ hat sie Alena schließlich gefragt. „Zu einer privaten Party“, antwortete Tills Assistentin. Noch skeptischer wurde Kayla dann, als sie ihr Handy abgeben mussten. Das habe nur den Grund, damit niemand Fotos von Till mache und seine Privatsphäre nicht gestört werde, erklärte die Assistentin. Kayla habe sich daraufhin mächtig unter Druck gesetzt gefühlt, nachdem vier Securitys sowie Alena sie umzingelten und wortlos aufforderten, ihren Anweisungen nachzukommen.

Als sie dann in einen kleinen, dunklen Raum geführt wurden, breitete sich Angst aus, wie Kayla erzählt. Der Ort war so etwas wie ein Umkleideraum, allerdings mit zwei Ledersofas und Kühlschränken voller Alkohol. Besonders erschreckend: auf den Sofas seien mehrere Mädchen still nebeneinander aufgereiht gesessen. Einige von ihnen seien „benommen“ gewesen, wie die Influencerin schildert. „Die ganze Atmosphäre war seltsam“. Vor allem die Totenstille habe bei der 21-Jährigen für Angst gesorgt. „Auf einmal macht’s Klick und ich denk mir so: ‚Das ist grad gar nicht gut“.

Oralverkehr zwischen den Songs

In dem Raum traf Kaylas verängstigter Blick auf den panischen Blick eines weiteren jungen Mädchens. Unter dem Vorwand, auf die Toilette zu müssen, erzählte ihr die junge Frau schließlich, dass sie bereits zur Pre-Party hier war und dort schreckliche Dinge gesehen hätte. Denn mehrere Mädchen seien in einem Raum gesammelt worden. Till Lindemann hätte sich dann alle Mädchen angesehen und eine ausgewählt, „um ihm zwischen den Sets einen zu blasen“, erzählt sie. Auch dieses Mädchen sei während des Konzerts in der „Row Zero“ gestanden und sei mittendrin rausgeholt worden und zu Till unter die Bühne geschickt worden.

„Da wusste ich, ich muss hier sofort raus“, schildert Kayla. „Bis dato war ich der Überzeugung, dass ich da einfach zu einer ganz normalen Party bin und auf einmal checke ich: Ich bin hier als Sexobjekt.“ Sie wollte jedoch nicht panisch hinausstürmen und große Aufmerksamkeit erregen. Deshalb hat sie ruhig und freundlich zu Alena gesagt, dass sie jetzt gehen möchte. Der Blick der Assistentin habe sich daraufhin verändert, sie sei richtig wütend geworden, erzählt Kayla weiter. Sie wollte die Mädels noch mit Alkohol überzeugen, zu bleiben und Till zu treffen. Doch Kayla blieb standhaft.

Später erfuhr sie dann, dass Till wohl keine Lust mehr auf die After-Afterparty gehabt habe und die Mädchen dafür mit einem Bus in sein Hotelzimmer gebracht wurden. Immer wieder blendet Kayla in ihrem Video Chatverläufe und Fotos ein, die ihre schockierenden Erzählungen untermauern. Sie habe mit mehreren Opfern gesprochen und nahezu alle berichten von ähnlichen, teilweise unheimlich brutalen Erfahrungen mit Till Lindemann.

„Leute werden bestimmt sauer sein“

Kayla stellt klar, dass sie mit diesem Video andere Mädchen davor beschützen möchte, sollten sie ebenfalls in diese Situation kommen. Ihr sei allerdings auch bewusst, dass ihr Statement große Wellen schlagen wird. „Leute werden bestimmt sauer sein, dass ich dieses Video mache“. Aber ihr sei wichtig, dass Mädchen nicht mehr so dargestellt werden, als wäre es ihre eigene Schuld. Denn immer wieder hört man, dass sie einfach nichts hätten trinken sollen. Nein sagen sollen. Einfach gehen sollen.

Doch die Drucksituation, die Angst und die Panik, mit der hier gespielt wird, wird von vielen unterschätzt. „Die Person, die jemanden sexuell missbraucht, die jemanden belästigt, ist die Person, auf die man den Finger zeigen sollte“, so Kayla. Laut ihr gehe es hier um heftigen Machtmissbrauch. Lindemann und Alena M. würden gezielt junge Fangirls auswählen, die ihn auf ein Podest stellen und sich geehrt fühlen, von ihm auserwählt zu werden.

Rammstein äußert sich zu Vorwürfen

Zum Schluss betont Kayla noch, dass es sich bei den Vorwürfen nicht um die gesamte Band Rammstein handeln soll, sondern lediglich um Till Lindemann. Auf der offiziellen Instagram-Seite von Rammstein befindet sich mittlerweile ein Statement. „Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden“.

Wie es um die Zukunft von Rammstein steht, ist derzeit noch unklar. Bei den vier aufeinanderfolgenden Konzerte zwischen 7. und 11. Juni im Münchner Olympiastadion soll es jedenfalls weder eine „Row Zero“, noch Afterpartys geben, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.