Es sind schwere Anschuldigungen, die derzeit wieder gegen Dan Schneider laut werden. Denn der Produzent soll zahlreiche Teeniestars am Set bewusst sexualisiert und schlecht behandelt haben.

Details zeigen jetzt neue Recherchen.

Ex-Teeniestars erheben Vorwürfe gegen Dan Schneider

Es ist ein Name, der vielen vielleicht kaum etwas sagt, der jedoch die Kindheit und Jugend unzähliger Menschen geprägt hat: Dan Schneider. Denn Schneider ist der kreative Kopf hinter zahlreichen Nickelodeon-Serien; darunter etwa „iCarly“, „Victorious“ und „Drake & Josh“. Als Produzent und Autor dominierte er jahrelang das amerikanische Kinderfernsehen und sorgte für Shows, die heute legendär sind. Seine Shows machten Stars wie Ariana Grande, Victoria Justice und Jamie Lynn Spears zu Mega-Stars.

Doch hinter den Kulissen war es offenbar deutlich unangenehmer, als die bunten und quietschvergnügten Shows andeuteten. Denn wie eine Recherche des „Business Insider“ jetzt zeigt, hat Schneider sich in seinen Formaten immer bewusst dazu entschieden, zahlreiche sexuelle Anspielungen in die Handlungen einzuflechten – ganz zum Nachteil der Schauspieler*innen. Denn sie standen im Fokus zahlreicher sexueller Andeutungen und auch bei den Kostümen war Schneider offenbar immer „für die knapperen Optionen“. In einem Gespräch mit „Insider“ erklärt Daniella Monet (sie spielte in „Victorious“ die Rolle der Trina“ etwa, dass einige der Outfits „nicht altersgerecht“ waren und dass sie „einiges davon heute als Erwachsene nicht einmal mehr tragen würde“.

Doch wenn man Monet glauben darf, waren jegliche Bemühungen, gegen Schneider und die Sexualisierung von Teenagern vorzugehen, vergebens. Als sie sich nämlich gegen eine besonders sexuell anzügliche Szene wehrte und darauf bestand, dass diese herausgeschnitten wurde, wurde sie dennoch ausgestrahlt. In der Szene ist der damalige Teenager zu sehen, wie sie eine Gurke isst während sie Lipgloss aufträgt. „Ich wünschte, bestimmte Dinge müssten nicht so sexualisiert sein“, erzählt sie rückblickend.

„Verrückte, ekelhafte, kontrollierende“ Atmosphäre am Set

Auch „Zoey 101“-Star Alexa Nikolas hat einige Horrorgeschichten über Dan Schneider parat. Am Set schrie der Produzent den Teenager etwa so lange an, bis er in Tränen ausbrach. Gegenüber „Insider“ verrät sie auch, dass Schneider eine Vorliebe für eine bestimmte Fotopose hatte: Er mochte es offenbar, dass die Schauspielerinnen bei Fotos auf seinem Schoß saßen. Für Nikolas war das „Zoey 101“-Set rückblickend „traumatisierend“, sagt sie heute. Sie erinnert sich etwa an eine Szene, in der der damals 13-jährigen Jamie Lynn Spears grüner Glibber ins Gesicht gespritzt wurde; eine Szene, die die Stars an eine Art Sperma-Spritze erinnerte. Doch Dan bestand darauf, die Szene auszustrahlen.

Aber es sind nicht nur die Schauspielerinnen, die bei Schneider großes Fehlverhalten sehen. Auch Set-Mitarbeiter*innen und die Crew erklären jetzt, dass es hinter den Kulissen einige Probleme gab. So berichtet „Insider“ etwa, dass Schneider von einigen seiner weiblichen Angestellten Massagen verlangt habe.

Es sei außerdem ein ziemlich diskriminierender Arbeitsplatz gewesen, heißt es von einigen Ex-Mitarbeiter*innen. Denn eine der wenigen Autorinnen, die für Schneider tätig waren, Kayla Alpert, erzählt etwa, dass Schneider ihr bereits an ihrem ersten Tag erklärte, dass „Frauen nicht lustig seien und sie herausforderte, eine einzige lustige Frau zu nennen“. Ein Autor, der jahrelang für Schneider gearbeitet hat, nennt die Art und Weise, wie Schneider am Set arbeitete zusammenfassend eine „verrückte, ekelhafte, kontrollierende kleine Blase“

Die Vorwürfe gegen Schneider reichen übrigens Jahrzehnte zurück; bereits 2000 gab es gegen Dan eine Beschwerde am Set der „Amanda Show“. Damals beschuldigte die Autorin Jenny Kilgen die Produktionsfirma, geschlechterdiskriminierend zu sein und einen toxischen Arbeitsplatz zu fördern. Sie erzählte außerdem, dass Schneider sie wiederholt um Massagen gebeten habe.

Dan Schneider bestreitet Vorwürfe

Angestoßen hat die neuen Untersuchungen übrigens ausgerechnet ein Ex-Nickelodeon-Star – und zwar Jennette McCurdy. Denn in ihren Memoiren „I’m Glad My Mom Died“ schreibt sie auch über ihre Zeit bei dem Sender. Als Cat wurde sie in „iCarly“ berühmt, doch die Zeit am Set war für sie alles andere als angenehm. Obwohl McCurdy Schneider nie namentlich nennt, schreibt sie von dem „Creator“. Dieser soll ihr unter anderem Druck gemacht haben, in der Serie einen Bikini zu tragen.

Bisher hat Dan Schneider, der 2018 Nickelodeon verließ, immer alle Vorwürfe abgestritten. 2021 schrieb der Produzent in einem Artikel für die „New York Times“ etwa, dass die Anschuldigungen falsch waren. „Ich könnte nicht, und ich hätte nicht die langfristigen Freundschaften und die anhaltende Loyalität von so vielen seriösen Menschen, wenn ich meine Schauspieler jeden Alters, insbesondere Minderjährige, misshandelt hätte“, sagte er. Auch jetzt betont eine ihm nahestehende Quelle, dass die Vorwürfe nicht stimmen.