Ein Gynäkologe im US-Bundesstaat Virginia hat Gerichtsdokumenten zufolge die Gebärmütter seiner Patientinnen entfernt, ohne dass dies eine medizinische Notwendigkeit darstellte. Außerdem habe er die Eileiter einer Patientin unterbunden, ohne zuvor ihr Einverständnis erhalten zu haben.

Den 69-Jährigen hat man am Freitag verhaftet, wie die New York Times berichtet.

Gynäkologe entfernt Gebärmütter ohne Wissen der Patienten

Javaid Perwaiz hat man wegen Betrug im Gesundheitswesen und Falschaussagen gegenüber Ermittlern angeklagt. Zwischen Jänner 2014 und August 2018 soll der Gynäkologe insgesamt 510 Patienten operiert haben, die Medicaid erhielten. Medicaid ist ein Gesundheitsfürsorgeprogramm in den USA für Personen mit geringem Einkommen. Von den 510 Patientinnen soll er an 42 Prozent zwei oder mehr Operationen durchgeführt haben. Den Gerichtsdokumenten zufolge soll der Arzt einigen der Frauen gesagt haben, dass bei ihnen eine Krebserkrankung „unmittelbar bevorstehe“. Anderen war es überhaupt nicht bewusst, dass er eine sogenannte Hysterektomie, also das Entfernen der Gebärmutter, durchgeführt hatte.

Eine Patientin suchte demnach den Gynäkologen auf, weil sie an selbst diagnostizierter Endometriose litt. Später wurde sie noch einmal von Perwaiz behandelt, weil sie eine Eileiter-Schwangerschaft hatte. Die Frau suchte schließlich einen Spezialisten auf, der ihr mit ihrem Kinderwunsch helfen sollte. Dieser fand daraufhin heraus, dass ihre Eileiter „zu Klumpen niedergebrannt“ waren. Dies machte eine natürliche Empfängnis unmöglich. Perwaiz hatte anscheinend ihre Eileiter entfernt, ohne dem Einverständnis beziehungsweise dem Wissen seiner Patientin.

Arzt verängstigte Patientin mit Krebs-Diagnose

In einem weiteren Fall habe Perwaiz seine Patientin angeblich vor einem erhöhten Krebs-Risiko gewarnt. Er legte ihr Nahe, sich einer Hysterektomie zu unterziehen. Die Patientin entschied sich stattdessen zu einer weniger invasiven Operation, in dem man nur die Eierstöcke entfernt. Nachdem die Frau allerdings von der OP aufgewacht war, wurde ihr mitgeteilt, dass man die ganze Gebärmutter entfernt hatte.

Während dem Eingriff verletzte der Arzt außerdem die Blase der Patientin, was zu einer Sepsis führte. Die Frau musste sechs Tage in ärztlicher Behandlung bleiben. Als sie später ihre Krankenhausdokumente durchsah, bemerkte sie, dass die Hyterektomie als „gewählter Eingriff“ angegeben war. Zudem gab es keine Evidenz eines erhöhten Krebs-Risikos.

Ähnliche Anschuldigungen bereits in den 80ern

Bereits Anfang der 80er hat man dem Arzt mit ähnlichen Vorfällen in Verbindung gebracht. Damals ermittelten die Behörden wegen „der Durchführung von Operationen, vorwiegend Hysterektomien, ohne ausreichende medizinische Notwendigkeit“. Schließlich strafte man ihn allerdings nur wegen „nicht ausreichender medizinsicher Dokumentation“.