Als Romilda Vane in „Harry Potter“ und Triss Merigold in „The Witcher“ wurde Anna Shaffer zum Liebling vieler Fantasy-Fans. Im Interview mit miss spricht sie über die Schattenseiten des Fantasy-Genres und persönliche übernatürliche Erfahrungen.

Und wir wollten natürlich wissen, welche magische Welt besser ist.

Anna Shaffer: Von „Harry Potter“ ins „Witcher“-Universum

Wer einen Blick auf Anna Shaffers Karriere wirft, bekommt schnell das Gefühl, dass sie zu den absoluten Glückspilzen dieser Welt gehört. Denn mit nur 15 Jahren feierte sie ihr Schauspieldebüt in einem der größten Franchises der Kinogeschichte – „Harry Potter“.

Als Romilda Vane schmachtete sie nämlich im sechsten Teil den titelgebenden Harry an. Zwar reichte es trotz Liebestrank nicht für ein Date (Harry hatte in den finalen drei Kinofilmen schließlich einiges zu tun – und schwärmte für Ginny), doch für Anna Shaffer war diese Rolle der große Durchbruch. Denn bis heute ist die Britin als Schauspielerin tätig – und blieb dem Fantasy-Genre dabei treu. Seit 2019 spielt sie nämlich die Heilerin Triss Merigold in der Netflix-Serie „The Witcher“.

„Ich wusste nur, dass es diese unbetitelte Netflix-Serie war, an der Henry Cavill beteiligt war“

Eine Rolle, die für Anna vor allem durch eine Qualität herausstach: ihre Güte. „Ich weiß noch, als ich das erste Mal für die Rolle vorgesprochen habe, war alles so geheim und ich wusste nicht, wofür ich vorgesprochen habe. Ich wusste nur, dass es diese unbetitelte Netflix-Serie war, an der Henry Cavill beteiligt war und, dass die Rolle, für die ich vorsprach, Teresa hieß. Das war alles, was ich wusste“, erzählt sie im Interview mit miss.

Also uns hätten diese Argumente ja schon vollkommen gereicht, doch Anna überzeugten die wenigen Seiten Drehbuch, die sie mitbekam. „Auf denen stand, sie ist earthy und eine Heilerin und ich war einfach beeindruckt, wie freundlich sie schien und weich. Ich fühlte wirklich diese Verletzlichkeit. Ich weiß, dass die Leute manchmal denken, dass sie fehlgeleitet sein kann und in ihrem eigenen Interesse handelt, aber ich denke, dass ihre Beweggründe immer aus einem Ort der Güte und Großzügigkeit kommen, und das ist es, was ich versucht habe, zu zeigen, und das war es, was mich von Anfang an angezogen hat.“

Welche Welt ist besser: „Harry Potter“ oder „The Witcher“?

Ihre Rolle der Triss hat auch eine Gemeinsamkeit mit ihrem Debüt als Romilda: Auch Triss schwärmt für die männliche Hauptrolle. Dieses Mal ist es aber kein Zauberlehrling, sondern Geralt von Riva aka Henry Cavill. Gemeinsam mit Yennefer bilden sie das Liebesdreieck, das für Fans der Bücher und Spiele schon seit Jahren ein heikles Thema ist – und wohl auch in der dritten Staffel Thema sein wird. Doch für Anna Shaffer ist die Antwort auf die Frage, „wer soll es am Ende werden“, eigentlich glasklar: „Ich drücke Geralt und Yen die Daumen. Das ist die Liebesgeschichte der Bücher, der Spiele und der Serie. Das ist das Herz unserer Show, die Familie. Ciri, Geralt und Yen sind die ultimative, ungewöhnliche Familie!“

Weniger klar ist für Anna allerdings, für welche Welt sich die Schauspielerin entscheiden würde, wenn sie die Wahl zwischen „Harry Potter“ und dem „Witcher“-Universum hätte. Anna nennt es eine klassische „Sophie’s Entschiedung“-Frage. Denn obwohl das „Witcher“-Universum deutlich gefährlicher wäre, wäre sie dort als Triss eben auch deutlich mächtiger.

Anna Shaffer bevorzugt privat Reality-TV statt Fantasy-Shows

Doch während sie im Interview über magische Kräfte philosophiert, hat sie privat eher wenig mit dem Übernatürlichen zu tun. Bis auf eine Erfahrung als Baby. „Meine Mutter schwört, dass als sie mich als Neugeborenes einmal aus dem Auto geholt hat, ich geschlafen habe und plötzlich die Augen geöffnet habe, sie angeschaut habe und ‚Hallo Maggie Barth‘ [Anm. der Name ihrer Mutter] gesagt habe. Ich denke zwar, dass das ein Haufen du weißt schon was ist, aber aber sie ist meine Mutter und ich muss das respektieren“, erzählt Anna lachend.

Viel mehr Fantasy gibt es in ihrem Alltag aber kaum. Denn wie sie bei einem Panel auf der Vienna Comic Con erzählt, bevorzugt sie in ihrer Freizeit eher Reality TV. „Game of Thrones“ hat sie zum Beispiel noch nie gesehen, die aktuelle Prequel-Serie „House of the Dragon“ hat ihr Interesse aber geweckt – vielleicht ja der perfekte Einstieg in das Fantasy-Genre.

Denn als Schauspielerin schwärmt sie für das Genre. „Das Erstaunliche an Fantasy ist, dass es so akzeptierend ist“, betont Anna Shaffer im Interview mit miss. „Ich denke, die Menschen können in all diesen fantastischen Welten, in denen man einfach so sein kann, wie man ist, etwas finden, mit dem sie sich identifizieren können.“

„Jeder hat das Recht, sich selbst repräsentiert zu sehen“

Genau diese Akzeptanz fehlte zuletzt aber bei einigen Fans. Denn sei es bei „House of the Dragon“, „Die Ringe der Macht“ oder aber auch bei „The Witcher“: Einige Fans beschweren sich in den Sozialen Medien immer wieder über einige Fantasy-Adaptierungen. Denn die Tatsache, dass diese Shows einen Fokus auf Diversity legen und jetzt auch People of Color Zwerge oder Drachenreiter sein können, ist für sie Anlass genug, einen Shitstorm zu starten. Für Anna ein sehr heikles Thema.

„Es ist eine schwierige Sache. Denn obwohl ich natürlich nicht mit dem Backlash einverstanden bin, kann ich verstehen, dass es für Fans, die solche Liebhaber der Bücher sind und sich so lange vorgestellt haben, wie etwas in ihrem Kopf aussieht, enttäuschend sein kann, wenn ihr Bild, das sie im Kopf hatten, nicht mit dem übereinstimmt, was sie auf dem Bildschirm sehen“, sagt sie. Doch das sei noch lange kein Grund, rassistische Kommentare und Kritik online zu posten.

Denn: „Jeder hat das Recht, sich selbst repräsentiert zu sehen, egal ob es sich um ein historisches Drama oder eine Soap oder Fantasy handelt“, so die Schauspielerin. „Besonders bei Fantasy bedeutet es, dass es Platz für jeden und jede Figur gibt. Ich bin mixed race und ich verdiene und erwarte, dass ich repräsentiert werde. Ich bin stolz darauf, mich selbst im Fantasy-Genre zu sehen, und ich hoffe, das ermöglicht anderen Menschen, sich auch selbst darin zu sehen. Je mehr wir uns daran gewöhnen, die reale Welt auf dem Bildschirm gespiegelt zu sehen, desto mehr können wir uns daran gewöhnen, diese Art von Toleranz auch im echten Leben zu haben.“ Anna betont im Gespräch, dass sie selbst ein Fan vom sogenannten Colorblind-Casting wie auch bei „Bridgerton“ ist, denn letztlich werden die Geschichten durch diese Vielfalt bereichert.