Mit der Koch-Soap Kitchen Impossible bricht Tim Mälzer alle Rekorde. Der Erfolg der VOX-Sendung am Sonntag kommt nicht von ungefähr: Mälzer ist kreativer Koch, Show-Talent, Unternehmer und ein emotionaler Typ zum Angreifen – das TV-Publikum liebt ihn. Ein Porträt.

Tim Mälzer kocht, flucht und tobt: „Kitchen Impossible versaut mir den Spaß am Kochen!“ Bei seinem Kochduell gegen den Österreicher Konstantin Filippou, der in Wien ein Sterne-Restaurant betreibt, stößt er an seine Grenzen, genauso wie bei seinem aktuellen Kitchen Impossible-Duell in Tokio gegen Tohru Nakamura. Aber natürlich meint es der Publikumsliebling nicht immer allzu ernst, denn Schimpfwörter und Verzweiflungsattacken gehören zum Konzept dieser Sendung – eine der derzeit erfolgreichsten im gesamten deutschsprachigen Raum.

Zwei weitere Zutaten machen den anhaltenden Erfolg aus: Zum einen die Person Tim Mälzer selbst, der mit (gespieltem) Selbstbewusstsein – „ich bin Italien“ – und scharfen Worten weder sich noch seine Gegner schont. Zum anderen die kulinarischen Entdeckungen und Erlebnisse, auf die wir bei diesem Duell zwischen Mälzer und einem anderen Spitzenkoch stoßen.

Die Grundidee der Sendung: Die beiden Köche suchen ungewöhnliche Gerichte von Restaurants in anderen Ländern aus – und der andere muss versuchen, dieses Gericht möglichst originalgetreu nachzukochen.

Kitchen Impossible: Ein Coup von VOX und Tim Mälzer

Kitchen Impossible, so viel steht fest, hat das Genre der TV-Kochshows neu erfunden. Was 1994 mit Alfred Biolek („alfredissimo!“) begonnen hatte, wurde später mit unzähligen weiteren Koch-Sendungen fortgesetzt. Die letzten Jahre war das Publikum aber schon überfordert und gelangweilt von der Masse ähnlicher TV-Formate. Da kam Kitchen Impossible gerade recht.

Ende 2014 wurde die Sendung erstmals auf VOX ausgestrahlt, allerdings mit überschaubaren Einschaltquoten. Im Frühjahr 2015 probierte es der Sender nochmals – und diesmal schlug Tim Mälzer mit dieser ungewöhnlichen Idee und seiner rabiaten Art ein. Statt in einem Fernsehstudio zu kochen, zeigt er die regionalen Spezialitäten und ihre Schöpfer direkt vor Ort – und beweist uns damit, welche Kochkunst selbst in scheinbar simplen Gerichten steckt und wie unendlich groß die Vielfalt der regionalen Küche ist.

Wie geht es mit Kitchen Impossible weiter?

Vor kurzem hat Kitchen Impossible erneut den Deutschen Fernsehpreis gewonnen, nachdem die von Endemol produzierte Sendung schon 2017 siegreich gewesen war. Und die beständig hohen Einschaltquoten lassen gar nichts anderes zu, als dass die Show weiter fortgeführt wird.

Anfang Februar wurde mit der Ausstrahlung der dritten Staffel begonnen, bis Ende März werden jeweils sonntagabends die Duelle zu sehen sein. Bei dieser Staffel sind auch zwei Österreicher dabei: Der bereits erwähnte Konstantin Filippou konnte gleich in der ersten Sendung des Jahres Mälzer besiegen – vor allem seine Leistung in Lyon, wo er das schwierige Gericht Pâté Croute (Pastete im Teigmantel) zubereiten musste, war dafür ausschlaggebend. Mälzer indes verzweifelte an der Aufgabe, in Filippous Heimatdorf in Griechenland eine Trahanas-Suppe und Schafkäse originalgetreu zu kochen. Im März wird das Duell von Mälzer gegen den Österreicher Mario Lohninger ausgestrahlt, der heute in Frankfurt ein Restaurant betreibt.

Was macht Tim Mälzer sonst noch?

Die TV-Sendung Kitchen Impossible ist nur ein kleiner Teil der Tätigkeiten des umtriebigen Gastronomie-Unternehmers und Kochs, selbst wenn die Dreharbeiten recht aufwändig sind und er dafür in aller Welt unterwegs ist. Gastronom Tim Mälzer betreibt gleich drei Restaurants in seiner Heimatstadt Hamburg: Die „Bullerei“ im dortigen Schanzenviertel gilt als sein Stammhaus, außerdem gibt es noch „Die gute Botschaft“ und den extravaganten „Off Club“. Außerdem hat Mälzer zwei „Hausmann‘s“-Restaurants in Frankfurt und Düsseldorf.

Auch in Wien war Mälzer eine Zeitlang tätig. Er hatte 2015 gemeinsam mit Österreichern das Restaurant Salonplafond im MAK am Stubenring eröffnet, doch vor rund einem Jahr zog sich Mälzer zurück. Weil er aber offenbar ein Faible für österreichische Köche hat, ist eine Rückkehr nach Wien wohl nicht ausgeschlossen.

Hier gibt es übrigens seit vorigen Herbst ein Lokal, das dem Reich seines Freundes Jamie Oliver zuzurechnen ist: Das „Jamie’s Italian“ im ersten Bezirk. Im Gegensatz zu dem Engländer, der zuletzt in finanzielle Turbulenzen geraten ist, gilt Mälzer aber als vorsichtiger Geschäftsmann. Fernsehköche wie er müssen ja aufpassen, dass sie nicht irgendwann zu einer reinen Marketingmaschinerie werden. Davon scheint Mälzer aber weit entfernt zu sein.

Weshalb ist Tim Mälzer so bekannt?

Der Sender VOX, auf dem Kitchen Impossible nun läuft, legte den Grundstein für die Bekanntheit von Mälzer: In der Kochsendung „Schmeckt nicht, gibt‘s nicht“ wandelte er seit Ende 2003 auf den Spuren von Jamie Oliver – der Engländer holte damals mit seiner Sendung „The Naked Chef“ das Kochen aus seiner pseudo-elitären Ecke und zeigte, dass jeder das Talent zum Kochen hat.

Weil Mälzer nicht nur gut kochen und gut erklären kann, sondern mit seiner unverblümten Art auch bei jenen Zuschauern gut ankam, die sich eigentlich gar nicht so sehr für Küche und Kulinarik interessieren, trat er bald in anderen Kochshows auf – etwa bei Johannes B. Kerner oder in der Kocharena. Was an Mälzer fasziniert sind nicht nur handwerkliches Geschick und Unternehmergeist, sondern vor allem seine direkte Art: Er sagt, was er denkt – ohne Rücksicht auf Verluste.

Woher kommt Tim Mälzer?

Mälzer wurde 1971 in Elmshorn in der Nähe von Hamburg geboren, mit dem Abenteuer Küche begann er nach dem Zivildienst – und zwar im heute bereits abgerissenen Hotel InterContinental in Hamburg, wo er die Lehre zum Koch absolvierte. Schon damals zeigte sich sein großes Talent, denn Mälzer gewann einige Kochwettbewerbe. 1995 hatte er die Ausbildung abgeschlossen und war kurz in Hong Kong, danach für drei Jahre in London tätig. Dort lernte er auch Jamie Oliver und dessen ungewöhnliche Herangehensweise kennen.

1997 kehrte Mälzer in seine Heimat zurück, war zunächst in verschiedenen Restaurants als Küchenchef tätig, ehe er 2002 sein erstes eigenes Restaurant eröffnete: „Das weisse Haus“, das er 2007 verließ. Neben seinen Auftritten in diversen Kochsendungen hat Mälzer unter anderem eine Geschirrserie kreiert, ist bei einem Online-Shop für Hobbyköche beteiligt und hat Kochbücher geschrieben. Ach ja: Im Kinofilm Ratatouille verlieh Mälzer dem deutschen Sous-Chef Horst seine Stimme.

So gerne der Fernseh-Koch auch in der Öffentlichkeit auftritt – sein Privatleben hält er strikt aus den Medien. Informationen deutscher Zeitungen zufolge ist er vorigen November zum zweiten Mal Vater geworden; seit rund vier Jahren ist er mit seiner Lebensgefährtin zusammen, das erste gemeinsame Kind kam 2016 zur Welt. Davor war Mälzer zehn Jahre mit seiner früheren Assistentin Nina Heik liiert, die beiden hatten aber keine Kinder. Jede Anfrage über sein Privatleben weist Mälzer jedenfalls strikt mit den Worten „Kein Kommentar!“ zurück.

Tim Mälzer – „Prediger des kulinarischen Proletentums“

Als „Prediger des kulinarischen Proletentums“ wurde Mälzer von deutschen Zeitungen bereits bezeichnet, seine schroffe, teils aggressive Art ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Er zieht mit beinahe missionarischem Eifer durch TV-Sendungen wie den „Ernährungscheck“, um Qualität bei Lebensmitteln zu predigen; er hat Unmengen mehr oder weniger talentierter Menschen die Grundlagen des guten Kochens gelehrt (oder es zumindest probiert); er schreckt aber auch nicht davor zurück, als Promi abgefeiert zu werden. Und er scheut sich nicht, auch scheinbar primitiven Gerichten wie Fischstäbchen eine Berechtigung zu geben.

Er ist damit nicht nur in bester Tradition seines Freundes Jamie Oliver, sondern will den Spagat zwischen teuren Nobelrestaurants und massentauglichem Kochen überwinden. Dass Mälzer wahnsinnig gerne und wahnsinnig viel arbeitet, ist bekannt – er stürzt sich mit voller Kraft in jedes kulinarische und unternehmerische Abenteuer. Manchmal wird ihm das doch zu viel, 2006 brach er wegen eines Burnouts zusammen und musste kürzer treten.

Den Spaß am Kochen hat er aber nie verloren – selbst wenn er das bei Kitchen Impossible bisweilen behauptet. Aber so ist Tim Mälzer eben: Koch, Showtalent und Unternehmer in einem. Und vor allem ist er ein Original, wie man es heute so selten findet. (rp)

Kitchen Impossible 2018: Die weiteren Sendetermine

25. Februar: Mälzer vs. Tohru Nakamura (Schauplätze: u.a. Tokio und Madrid)
4. März: Peter Maria Schnurr vs. Roland Trettl (u.a. Langenlebarn, Zürich)
11. März: Mälzer vs. Johannes King (u.a. San Francisco und Nancy)
18. März: Mälzer vs. Mario Lohninger (u.a. Mailand und Akko)
25. März: Mälzer vs. Christian Bau (u.a. Amsterdam und Köln)

Hier geht’s zu den Videos der vergangenen Kitchen Impossible-Sendungen: https://www.vox.de/cms/sendungen/kitchen-impossible/videos.html