Seit der Serie kennt wohl jeder den gruseligen Pilz „Ophiocordyceps unilateralis“. In dem HBO-Hit „The Last of Us“ mutieren Menschen dadurch zu Zombie-artigen Kreaturen. Das Beunruhigende: Den Pilz gibt es auch tatsächlich in der Natur. Aber wie realistisch ist die Apokalypse und könnten solche Mikroorganismen tatsächlich die nächste Pandemie auslösen? Wir haben bei einem österreichischen Mykologen mal genauer nachgefragt.

Spoiler: Ganz unrealistisch ist das Szenario nicht.

„The Last of Us“: Könnten Pilze die nächste Pandemie auslösen?

„The Last of Us“ ist der erste große Serien-Hit im Jahr 2023. Zwei Drittel der ersten Staffel der Erfolgs-Serie wurden bislang ausgestrahlt und Fans scheinen richtig hooked zu sein. Die HBO-Serie basiert auf dem gleichnamigen Videospiel, das sich bereits seit 2013 großer Beliebtheit erfreut. Angesichts der Popularität der Videospielreihe, ist der Erfolg der Serie zwar nicht wirklich überraschend, aber durchaus bemerkenswert. „The Last Of Us“ hat nach nur wenigen Episoden auch schon Streaming-Rekorde aufgestellt. 

Doch der Serien-Hit, der hierzulande auf Sky zu sehen ist, hinterlässt bei vielen auch ein etwas mulmiges Gefühl im Magen. Der Grund: In der Serie wird ein Großteil der Menschheit zu Zombie-artigen Kreaturen. Schuld daran ist ein Pilz! Ein Pilz, den es auch in echt gibt. Er ist in tropischen Regenwäldern beheimatet und gedeiht bei wohligen Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Der Parasit frisst sich durch den Panzer der Ameisen und dringt in ihr Gehirn ein. Ab dann bestimmt der Pilz das Verhalten der Krabbeltiere und lässt sie quasi zu willenlosen Zombie-Tieren werden.

Ganz schön creepy. Aber könnte es tatsächlich sein, dass so ein solcher Pilz auf den Menschen überspringt und dadurch die nächste Pandemie ausgelöst wird? Wir haben bei dem Mykologen und Gründer des Forschungszentrum MRCA (Mushroom Research Center Austria) in Innsbruck – Mark Stüttler – mal genauer nachgefragt. Und Spoiler: ganz unrealistisch ist das Szenario nicht!

Szenerio laut Experte „theoretisch möglich“

Beim Cordyceps handelt es sich um einen parasitären Pilz, der diverse Insekten befällt. „Es gibt weltweit mehrere tausend Cordyceps-Arten, wobei sich jede Art auf nur wenige einzelne Insekten-Arten spezialisiert hat.“, erklärt uns der Experte im Interview. Zwar sei ein Cordyceps, der Menschen befällt, nicht bekannt, „wenn der Mensch aber wieder Göttin spielen will, und durch Genmanipulation natürliche Organismen verändert, wäre es theoretisch möglich – so wie auch in der Storyline von ‚The Last of Us‘ dargestellt, dass der Cordyceps sich so verändert, dass er auch Säugetiere und Menschen angreift“, so der Pilzexperte.

In Österreich sei die Genmanipulation zwar weitestgehend verboten, doch wie lange dieses Verbot unter dem Druck internationaler Konzerne aus den USA noch aufrechterhalten werden kann, sei laut Stüttler fraglich. „Corona hat uns gezeigt, wie gefährlich mutierte Mikroorganismen sein können und wie schnell sich neue Mutationen in unserer globalisierten Welt, ausbreiten kann.“, so der Forscher.

Das alles klingt im ersten Moment jetzt vielleicht durchaus beunruhigend. Stüttler betont aber auch: „In seiner natürlichen Form ist der Cordyceps ein sehr interessanter und wertvoller Pilz, mit erstaunlichen Wirkungen. Sportler:innen vor allem im asiatischen Kulturraum verwenden Cordyceps seit Langem zur Energie- und Ausdauersteigerung. Aber auch bei uns in Europa kann man den Cordyceps in gut sortierten Reformhäusern oder Apotheken als Nahrungsergänzungsmittel finden. Er erfreut sich wegen seiner unglaublichen Wirkung ständig steigender Beliebtheit.“ Eine Angst vor diesem Pilz ist also keineswegs nicht gerechtfertigt.

Mutationen durch Klimawandel?

Im Spiel und der Serie „The Last of Us“ wird der Klimawandel für das Mutieren des Cordycpes verantwortlich gemacht. Auch das sieht der Experte eher kritisch und kann an dieser Stelle Entwarnung geben: „Eine um nur wenige Grad erhöhte Durchschnittstemperatur lässt Pilze nicht so schnell mutieren. Hier ist viel mehr der Mensch und seine mangelnde Demut vor der Natur die echte Gefahr, oder wie schon die alten Römer wussten: homo homini lupus.“

Dass Pilze tatsächlich Menschen befallen können, ist aber leider keine Erfindung der Serienschöpfer. Ein Beispiel dafür ist der Hefepilz Candida auris. Er wurde im Jahr 2009 erstmals im Gehörgang einer 70-jährigen Patientin in Japan entdeckt. 2018 wurde dann eine erste Infektion mit dem Pilz auch in Österreich nachgewiesen. Er kann viele Bereiche des Körpers befallen – zum Beispiel auch die inneren Organe. Seit seiner Entdeckung kommt es immer wieder zu lebensbedrohlichen Ausbrüchen vor allem in Spitälern.

Ähnliche Fälle bei Menschen

Doch auch hier kann der Mykologe Fans der Serie beruhigen: „Der Candida kann mit der in der Serie beschriebenen Zombie-Apokalypse eher nicht verglichen werden, da dieser Pilz nur Menschen, die bereits ein geschwächtes Immunsystem haben, angreift.“ Laut Stüttler können Hefepilze sich zwar auch parasitär auf der Haut und Schleimhaut von immunschwachen Menschen ansiedeln, doch dass sie die Nervenzellen oder das Gehirn angreifen, sei nicht möglich. „Ein solches Verhalten ist nur von Cordyceps-Arten, die auf Insekten wachsen, bekannt.“, so der Mykologe.

Ist eine Pilz-Pandemie also völlig unrealistisch? „Wie schon eingangs erwähnt, sehe ich hier die größte Gefahr in der Genmanipulation. Um Pandemien in Zukunft zu vermeiden, ist eine Rückbesinnung auf die natürlichen Kreisläufe und mehr echt gelebte Regionalität wichtig. Zusammen mit einem starken Immunsystem und gesunder, regionaler und biologischer Ernährung ist der Mensch gegen die meisten Schadmikroorganomen gut geschützt.“, erklärt der Forscher.

Gute Pilze vs. böse Pilze

Wer sich dennoch effektiv vor „bösen“ Pilzen schützen möchte, für den hat der Experte aber noch Tipps parat: „Der beste Schutz gegen Schadpilze und andere Schadmikroorganismen ist ein gesundes Immunsystem. Außerdem kann man diese ‚bösen‘ Pilze  – wie zum Beispiel Candida – am besten durch ‚gute‘ Pilze bekämpfen.“ Doch was wären nun solche sogenannten guten Pilze? Der CEO von Tyroler Glückspilze hat hier ein paar Favoriten: „Der aus der Traditionellen Chinesischen Medizin bekannte Heilpilz ‚Reishi‘ oder der aus der Nord-Europäischen und russischen Volksmedizin bekannte ‚Chaga‘ oder die ‚Schmetterlingstramete‘, die sogar in Parkanlagen in unseren Städten zu finden ist, und einige andere Arten haben, wenn diese regelmäßig konsumiert werden, eine starke antifungale (Schadpilz bekämpfende) Wirkung.“

Zum Abschluss haben wir den Mykologen übrigens noch gefragt, was er überhaupt von der Serie „The Last of Us“ hält. Die Antwort: „Es freut mich, dass die geheimnisvolle Welt der Pilze immer mehr ins Bewusstsein der Menschen vordringt, wenngleich mir natürlich der positive Zugang zum Pilzreich, wie zum Beispiel in der Serie ‚Star Trek: Discovery‘ besser gefallen hat, als der eher negative Zugang bei ‚The Last of Us‘.