Während der Bürgerkrieg in Syrien im März ins neunte Jahr gegangen ist, müssen immer mehr syrische Frauen alleine ihre Familien erhalten. Zusätzlich zur traditionellen Rolle in Haushalt und Kindererziehung übernehmen sie vermehrt die Hauptverantwortung für das Familieneinkommen, berichtet die internationale Hilfsorganisation CARE. Von rund 11,7 Millionen Menschen, die in Syrien humanitäre Hilfe benötigen, sind 72 Prozent Frauen und Mädchen.

Der stille Kampf der syrischen Frauen

„Frauen in Syrien haben sich an ihre neue Rolle angepasst, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Während führende Politiker der Welt Schlagzeilen produzieren, zeigen Syriens Frauen unbemerkt größten Mut bei der Überwindung ihrer Not. Sie verdienen unseren Respekt und brauchen dringend unsere Unterstützung„, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Denn die syrischen Frauen sind entscheidend für die Zukunft des Landes.“ Salma* ist eine von ihnen: Die Witwe muss sich durchkämpfen, um ihre sechs Kinder zu versorgen. „Ich habe meine Arbeit verloren, als der Krieg begann. Ich hatte kein Einkommen und konnte für meine Kinder nicht genug Essen kaufen“, sagt Salma. Für die 47-Jährige ist es ein täglicher Kampf, an Essen für ihre Kinder zu kommen. Wie Salma kämpfen Millionen ums Überleben. Mütter und Väter fürchten um das Leben ihrer Kinder. Seit 2011 ist die Hälfte der syrischen Bevölkerung aus ihren Häusern geflüchtet und innerhalb oder außerhalb des Landes vertrieben worden. Frauen und Kinder sind von der Krise am stärksten betroffen. „Ich habe gelernt, dass Frauen stark sind, aber wir müssen kämpfen, um für unsere Familie zu sorgen, besonders wenn wir alleine sind. Meine einzige Hoffnung ist, dass Syrien wieder so sein wird, wie es einmal war. Ich hoffe, dass wir irgendwann wieder auf die Straße gehen können, ohne Angst um unser Leben zu haben.“

* Die Namen wurden geändert, um die Identität der Personen zu schützen

Frauen und Mädchen werden Opfer von Gewalt

Ihre veränderten Rollen innerhalb der Familien haben dazu geführt, dass Frauen mehr soziale und wirtschaftliche Kontrolle haben – und damit mehr Entscheidungsmacht. Infolge des Konflikts und der daraus resultierenden Spannungen gibt es jedoch auch mehr häusliche Gewalt gegen Frauen. Junge Frauen werden früh in Ehen gezwungen. Familien können sich oft aus finanziellen Gründen nicht weiter um ihre Töchter kümmern und verheiraten sie in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Menschenhandel, sexueller Missbrauch und Ausbeutung sind ebenfalls weit verbreitet, insbesondere in Fällen, in denen Frauen ohne den Schutz von Verwandten oder Freunden leben.

In Syrien benötigen schätzungsweise 11,7 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2011 wurden durchschnittlich 170 Menschen pro Tag getötet. Die Hälfte aller Menschen in Syrien mussten ihre Heimat verlassen. Als Vertriebene innerhalb ihres Landes leben 6,2 Millionen. In die Nachbarländer Syriens sind 5,6 Millionen Menschen geflohen.

Weitere Informationen und wie ihr Frauen in Syrien unterstützen könnt, findet ihr unter www.care.at.