Eva* weiß seit über zehn Jahren, dass sie keine Kinder bekommen kann. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit, dass es doch passiert, fast nicht vorhanden. In einem Alter, in dem man sich noch nicht mit einem Kinderwunsch auseinandersetzen muss, sind schon Beziehungen von Eva zerbrochen, weil es keine gemeinsame Zukunft geben kann. Eva erzählt mir von ihrer Unfruchtbarkeit, die ihr mehr genommen hat als nur die Fähigkeit Kinder zu bekommen. 

Eva sagt, früh zu wissen, dass man keine Kinder bekommen kann, ändert das eigene Leben viel mehr, als man annehmen würde. Verlassen zu werden, zum Beispiel, tut ohnehin verdammt weh. Schlimmer ist es nur, wenn es aus Gründen passiert, die man nicht beeinflussen kann. Oder jemals wird.

Schwanger werden ist etwas, das wir kontrollieren können – eigentlich

Uns wird früh beigebracht, dass es in unserer Hand liegt, wenn wir schwanger werden wollen. Und, wenn wir es nicht wollen. Es gibt verschiedene Verhütungsmethoden, die man verwenden kann und es gibt Möglichkeiten, wie man herausfinden kann, wann man am fruchtbarsten ist. Wenn man seine Temperatur misst, zum Beispiel. Aber, wenn man unfruchtbar ist, wird einem diese Kontrolle genommen. Man kann nicht mehr selbst darüber entscheiden, wie man sein Leben verlaufen lassen möchte. In Bezug auf Familienplanung, meint Eva. 

Sie erzählt mir, dass es sehr schmerzhaft und schwierig war, in einem frühen Alter nicht nur zu wissen, dass man krank ist, sondern auch keine Kinder bekommen kann. Eva erzählt mir nicht, welche Krankheit sie hat, sie meint nur, dass es hormonell bedingt ist und sie im alltäglichen Leben nicht beeinträchtigt. Das einzige, was sie durch die Krankheit verloren hat, ist ihre Fruchtbarkeit. „Ich erinnere mich noch an den Moment, in dem ich es erfahren habe. Damals habe ich noch nicht verstanden, was das für mich bedeuten wird. Kinder zu bekommen, war so weit entfernt, dass ich es als Problem sah, mit dem ich mich, wenn es so weit sein wird, auseinandersetzen muss. Aber es hat nicht wirklich lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass sich meine Unfruchtbarkeit wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen wird.“

Beziehungen, die deshalb in die Brüche gingen

Eva erfuhr, dass sie keine Kinder bekommen kann, als sie 13 war. Ihren ersten, richtigen Freund hatte sie mit 18. Sie waren sehr verliebt, erzählt Eva. Sie haben viel geredet, wie ihre Zukunft aussehen wird, sie haben auch nach einem Jahr eine Wohnung geteilt. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass man mit jemanden jahrelang zusammen sein kann, ohne, dass das Verliebtheitsgefühl schwindet.“ Als sie 22 war und die Beziehung immer ernster wurde, begannen sie über Hochzeit und Kinder zu sprechen. Er wusste zwar immer schon, dass Eva unfruchtbar ist, aber darüber geredet haben sie nie. Als es aber immer mehr Thema wurde, merkte Eva schnell, dass es ein Problem für ihn war. „Ich wusste, dass er mich liebte, aber ich wusste nicht, dass es nicht ausreichen würde. Er verließ mich und sagte mir, dass eine weitere Beziehung nichts bringen würde, wenn man keine Zukunft miteinander haben kann.“ Und obwohl er vor dem 30. Lebensjahr sowieso keine Kinder haben wollte, verließ er Eva. 

Und je älter sie wird, desto schwieriger wird es. „Ich bin mittlerweile 26 Jahre alt und ich merke, dass meine Unfruchtbarkeit immer ein Problem ist. Manchmal passiert es mir schon, dass mir nach dem ersten Treffen gesagt wird, dass es sowieso keinen Sinn hat. Nur, weil ich keine Kinder gebären kann. Als wäre es nicht schon schlimm genug, wird mir noch nicht einmal die Chance gelassen, mich kennenzulernen. Die meistens sehen nur, dass ich unfruchtbar bin. Wer ich wirklich bin, zählt nicht unbedingt.“

Situationen, die weh tun

Eva erzählt, dass es jedes Mal ein Stich ins Herz ist, wenn jemand über Kinder spricht. Oder, wenn sie Filme sieht, in denen es um glückliche Familien geht. Immer zu wissen, dass man das nicht haben kann, tut weh. Auch die Zeiten, in denen sie Anfang 20 war, in denen ihr gesamtes Umfeld Angst hatte, ungewollt schwanger zu werden, waren nicht einfach für sie. „Ich weiß, das klingt vielleicht absurd. Aber ich hätte gerne einmal das gehabt, was alle durchgemacht haben. Meistens kann das niemand nachvollziehen, aber es ist nun mal eine Sache, die ich nie haben werde und bei der ich auch nie mitreden kann.“

Die Sache mit der Verhütung, wenn man unfruchtbar ist

Auch Momente, in denen Eva darüber diskutieren muss, warum sie verhüten will. „Wenn ich mit Menschen schlafe, die wissen, dass ich unfruchtbar bin, gehen sie generell davon aus, dass wir kein Kondom verwenden werden. Als hätten sie noch nie davon gehört, dass es auch genauso um Geschlechtskrankheiten geht. Und das ist nichts, was ich brauche.“ Meistens, so erzählt Eva, fangen viele an, davon zu sprechen, wie unnötig ein Kondom sei. Und, dass es sich besser anfühlt, ohne. „Als würde ich das nicht selbst wissen. Aber es nervt mich, dass ich mich immer dafür rechtfertigen muss, warum ich verhüten möchte. Und zu wissen, dass es meistens auf Unverständnis trifft.“

*Name von der Redaktion geändert