Zusammen sind sie schon eine ganze Weile, fast zwei Jahre. Kennen tun sie sich sogar ein bisschen länger. Anfangs, so erzählt mir Maya, war sie sehr verliebt. Er auch, das weiß sie. Und lieben tun sie sich immer noch, sie wohnen sogar schon zusammen. Aber mittlerweile ist die Verliebtheit weg und der Alltag eingetreten. Maya meint, das Vertrauen ist zurzeit der Hauptaspekt ihrer Beziehung. Denn, wenn die Verliebtheit weg ist, was bleibt dann? Wissen kann das niemand so genau. Maya weiß nur, dass sich seither viel geändert hat – ihr Sexleben zum Beispiel.

Aus einer Zeit, in der sie jeden Tag miteinander geschlafen hatten, wurden Monate, in denen sie einander nicht berührt haben. Und das schlimmste daran, findet Maya, ist, dass sie eigentlich noch Lust hat. Ja, vielleicht ein bisschen weniger als anfangs, aber so gar kein Sex? Das ist nichts für sie. Mittlerweile hat sie um einiges weniger Sex als zu der Zeit, in der sie Single war. Auch all ihre Freunde, die keinen fixen Partner an ihrer Seite haben, haben öfter Spaß zwischen den Bettlaken als sie. Wenn ihre Freunde am Wochenende unterwegs sind, dann sitzt sie zu Hause, mit ihm, und sieht fern. Hin und wieder wird darüber geredet, warum sie keinen Sex mehr haben, aber so ein handfester Grund, der ist noch nicht ganz aufgekommen. Aber Maya will endlich etwas, woran sie sich festhalten kann. Immerhin weiß sie noch nicht einmal mehr, wann sie sich das letzte Mal geküsst haben.

Es muss nicht zwingend an der anderen Person liegen

Das erste, was sich Maya dachte, war: Er findet sie nicht mehr attraktiv. Sie war sich sicher, dass es der einzige Grund sein kann, wieso er plötzlich keinen Sex mehr mit ihr haben wollte.“Es kam nicht zwingend aus dem nichts, immerhin fiel mir auf, dass es immer weniger wurde. Aber als wir das erste Mal darüber redeten, wieso er nicht wollte, wusste ich: Eigentlich kann ich mir diese Frage auch selbst beantworten.“ Aber stimmt das überhaupt?

Wieso denken wir sofort, dass wir die Schuld daran tragen? Wieso schreibt man sich selbst immer das Schlechteste zu? Klar, es gehören mindestens zwei Menschen dazu, wenn man Sex haben möchte, und da ist es eben auffällig, wenn einer nicht mehr will. Und ich glaube auch, dass es Menschen gibt, bei denen es daran liegt, weil sie keine Lust mehr auf ihr Gegenüber haben. Aber auch bin ich mir sicher, dass es unfair gegenüber uns selbst ist, dass wir gleich vom Schlimmsten ausgehen. Und fair dem Partner gegenüber ist es auch nicht, wenn man gleich damit rechnet, dass er einen anlügt.

Was könnte der mögliche Grund dafür sein?

Es kann unterschiedliche Gründe geben. Zum Beispiel Medikamente, die der Partner nehmen muss, die die Libido verringern. Da ist es wirklich fremd verschuldet, dass es keinen Sex mehr gibt. Oder aber der Partner hat sich in der Beziehung so gehen lassen, dass er sich nicht mehr wohl fühlt. Und zwar so sehr, dass er nicht mehr nackt sein möchte.

Maya erzählt, wie es bei ihr war. Als sie begonnen hatten darüber zu reden, blockte er immer weiter ab. Irgendwann war es fast unmöglich ihn zu fragen, was nun los sei. Er meinte, es gäbe keinen Grund, es ist einfach so. Es reichte so gar so weit, dass er meinte, sie könne mit anderen Leuten schlafen. Maya hatte ihm nämlich gesagt, dass sie ihn zwar keinen Druck machen wolle, Sex für sie aber eine Sache ist, die dazu gehört. In einer gesunden Beziehung braucht man Sex – ihrer Meinung nach.

„Ich war also in einer Beziehung, in der es keinen Sex gab, mein Partner nicht erklären wollte, woran es lang. Und auch meinte er, ich solle mit anderen Menschen schlafen, wenn ich es nicht ohne Sex aushalten würde. Es ist also nachvollziehbar, dass ich zu diesem Zeitpunkt dachte, dass er mich nicht mehr nur unattraktiv findet, sondern auch nicht mehr liebte.“

Was tun, wenn man nicht weiß, woran es liegt?

Eigentlich sollte Kommunikation immer die Lösung sein. Aber was kann man tun, wenn das nicht mehr funktioniert? Maya meint, sie wird ihn vorerst in Ruhe lassen. Sehen, was dann passiert. Ihm ein wenig Freiraum geben, vielleicht auch, dass er realisiert, dass er sich ihr gegenüber nicht korrekt verhält. Weil keinen Sex zu wollen, ist die eine Sache. Sich jeglichen Gesprächen darüber zu enthalten und Diskussionen darüber vollkommen ab zu blocken, die andere.

Aber so sehr Maya auch enttäuscht von ihm ist, so sehr möchte sie, dass er sich nicht schlecht fühlt. Sie ist zwar der Meinung, dass er ihr zumindest ein offenes Gespräch schuldet, aber manchmal da geht das einfach nicht. Und das weiß sie, also versucht sie ihm ab jetzt Verständnis zu schenken und zu warten. Immer in allem das Schlechteste zu sehen, ist keine Art, die Maya hat.

Ich glaube nicht, dass es diese eine Lösung gibt, die einen dabei hilft, wenn es schwierig wird. Jeder Mensch ist anders und genau das werde ich zu meinem Vorteil nutzen. Weil ich ihn am besten kenne und weiß, wie er tickt. Und das ist eben eine neue Seite, die ich noch nicht kenne, aber der ich willig bin zu zuhören. Und wenn er beginnt zu reden, dann werde ich da sein. Weil einfach so aufgeben, passiert nicht. Weil ich weiß, dass es sich auszahlen wird zu warten. Dass er es irgendwann schaffen wird, sich auch in dieser Sache mir gegenüber zu öffnen.“