Jeden Donnerstag verrät euch eine Miss-Redakteurin in der Rubrik „Realtalk“ ihre Meinung zu einem besonders konfliktreichen Thema. Diese Woche geht es um „Skinny Shaming“. 

Jemandem zu sagen, er wäre dick, ist ein absolutes No-go. Aber „ekelhaft abgemagert“ und „die geht dann wahrscheinlich kotzen“ sind Aussagen, die schlanke Frauen einfach auf sich sitzen lassen sollen? Egal wie jemand aussieht und auch egal warum: Nett sein ist nie fehl am Platz – Bitte, danke. Wenn man sein ganzes Leben lang schon ziemlich schlank ist und eigentlich nicht mal selbst weiß warum, weil man in der Pizzeria Stammgast und im Fitnessstudio nur seltener Besucher ist, können einem so manche Dinge schon ziemlich auf die Nerven gehen. Und ich möchte sagen, „auf die Nerven gehen“ ist eigentlich eine Untertreibung: Es macht mich wirklich wütend und ein bisschen traurig. Auch wenn es nicht böse gemeint ist, glauben manche Menschen einfach, sie wüssten wer du bist und vor allem was du isst, basierend auf deiner äußeren Erscheinung.

„Nur Hunde spielen mit Knochen“

Ja, das ist überhaupt mein Lieblingssatz. Schön und gut für euch alle, die ihr große Brüste und Kim Kardashian-Hinterteile habt, und solche Dinge unter Beiträgen kommentiert. Schon mal auf die Idee gekommen, dass wir vielleicht auch lieber etwas mehr Hintern hätten? Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert und deshalb frage ich mich, wieso wir nicht einfach mal was Nettes sagen können. Wieso ist es in Ordnung, eine schlanke Person als nicht weiblich und krank zu bezeichnen? Es gibt diese Menschen, die krankhaft unter- oder eben übergewichtig sind und das sind keine Dinge, die man jemandem leichtfertig an den Kopf werfen sollte. Keiner sollte sich für sein Aussehen rechtfertigen müssen und ich habe mich viel zu lange dazu verpflichtet gefühlt, jedesmal ein „Ja, ich esse wirklich andauernd“ oder „Überraschung, Salat ist nicht die einzige Nahrung , die ich kenne“ zu erwidern. „Gute“ Gene sind keine lahme Ausrede, sondern einfach Realität – manche Menschen können essen wie Mähdrescher und nehmen kein Gramm zu, andere finden den Vogerlsalat schon am nächsten Tag auf den Hüften wieder. Wir sind alle unterschiedlich und das ist auch gut so. Deshalb fasst euch ein Herz, seid lieb und vor allem seid offen – Vorurteile sind sowieso von Vorgestern!

Komplimente machen ist so einfach

Ich weiß natürlich, Schönheit kommt von Innen, jeder muss sich in seiner eigenen Haut wohlfühlen und so weiter – aber ganz ehrlich: ein liebes Kompliment hat mir schon das ein oder andere Mal den Tag gerettet. Persönlich habe ich erst durch solche Komplimente wirklich Selbstbewusstsein gewonnen und glaubt mir, niemand findet sich selbst soooo super toll, dass ihm eine abwertende Aussage nichts anhaben kann.  Das Aussehen von Leuten abfällig zu kommentieren ist für die Betreffenden immer eine schmerzliche Erfahrung, die so leicht vermieden werden kann. Leider habe ich oft das Gefühl, dass es vielen Leuten tatsächlich schwerer fällt, etwas Nettes zu sagen, anstatt immer nur negative Kommentare abzugeben. Wieso das so ist, habe ich noch nicht ganz verstanden. Aber probiert es doch einfach mal aus, es gibt an jedem Menschen etwas Positives auf das man ihn aufmerksam machen kann. Mit einem „Du hast schöne Augen“ oder auch einem ganz einfachen „Wow, cooler Pulli“, kann man jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Frauenpower?!

Was ich am schockierendsten finde, sind Frauen, die andere Frauen öffentlich runtermachen oder bestimmte Körpermerkmale kritisieren. Wieso macht man sowas? Wir sind alle schön und es ist traurig, dass man das heutzutage immer noch andauernd betonen muss, wo wir eigentlich zusammenhalten sollten. Wo soll uns das als Gesellschaft hinbringen, wenn man sich für seinen eigenen Körper rechtfertigen muss? Macht andere auf ihre positiven Eigenschaften aufmerksam, sodass wir uns bald alle wohler in unserer eigenen Haut fühlen können. Wir haben’s doch wirklich schon schwer genug, oder etwa nicht?