Du stehst in der U-Bahn, jemand greift dir an die Brust. Du willst die Person zur Rede stellen, es wird dir mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Aber irgendwie bist du auch selber schuld, oder?!

Sexuelle Übergriffe sind leider keine Seltenheit, ebenso wenig wie deren Verharmlosung. Die oben beschriebene Situation passierte genau so einer Frau in Leipzig. Die Polizei griff ein und verfasste im Anschluss eine Meldung:

Das gestern Abend ein 24-Jähriger wiederholt seine Finger nicht unter Kontrolle halten konnte, wurde ihm zum Verhängnis. Magisch von den ebenmäßigen Formen einer 25-Jährigen angezogen, griff er ihr in der Straßenbahnlinie 9 an die Brust und erntete dafür wohlverdient ihren Missmut.

Was in dieser Meldung passiert, ist eine klassische Umkehrung der Täter-Opfer-Rolle. Der Mann wurde „magisch von den ebenmäßigen Formen“ angezogen – er kann ja nichts dafür, dass sie so sexy ist! (= Victim Blaming) Er konnte „seine Finger nicht unter Kontrolle halten“ das wurde ihm zum „Verhängnis“ – denn die Frau hat sich gewährt. Die Polizei verharmlost hier einen eindeutigen Gewaltakt. In der Meldung wirkt es so, als könne der deutsche Täter nichts dafür, die Übergriffe werden verniedlicht dargestellt.

Die Meldung wurde mittlerweile geändert und die Leipziger Polizeidirektion hat sich öffentlich entschuldigt. Im Netz kursieren aber noch zahlreiche Screenshots.