In der Schweiz sorgt ein Kunstprojekt gerade für Aufregung: Denn zwei junge Männer bieten schlaflose Nächte in einem „Null-Sterne-Hotel“ an. Dabei handelt es sich um ein einziges Bett, das sich direkt an einer Tankstelle neben der Autobahn befindet. Doch mit dieser Aktion wollen die Konzeptkünstler etwas bezwecken.

Denn die unkomfortable Übernachtungsmöglichkeit soll anregen, über das aktuelle Weltgeschehen nachzudenken.

„Schlaf ist nicht das Wichtigste“: Schweiz bietet Übernachtungen in „Null-Sterne-Hotel“ an

Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage hat man sich wohl schon das eine oder andere Mal gestellt, wenn man auf abstruse Kunstwerke und Installationen gestoßen ist. Auch die beiden Schweizer Konzeptkünstler, Frank und Patrik Riklin, müssen sich diese Aussage bestimmt noch öfter anhören. Denn sie haben das weltweit erste „Null-Sterne-Hotel“ erschaffen. Gästebeschwerden wie „das Zimmer ist viel zu laut“ oder „hier kann man nicht gut schlafen“ werden hier zur Nebensache, denn genau das ist es auch, was erwünscht ist.

Bei dem „Hotel“ handelt es sich einzig und alleine um ein Bett mit Rückwand und Kommode. Ohne Wände, ohne Türen. Das Möbelstück befindet sich auch nicht auf einem Berg oder in einem Wald. Sondern mitten auf einer Tankstelle neben einer stark befahrenen Autobahn. Entspannung sieht anders aus? Allerdings. Doch Gäste, die hier eine (schlaflose) Nacht buchen, setzen ihren Fokus auch nicht auf Urlaub im klassischen Sinn.

Die Brüder haben bereits mehrere von diesen Zimmern gebaut, jedoch an Orten, die zur Erholung beitragen. Dies sei ihr erster „antiidyllischer“ Ort, wie sie gegenüber Reuters berichten. „Der Schlaf ist nicht das Wichtigste“, so Frank Riklin. „Wichtig ist das Nachdenken über die aktuelle Weltlage. Hier zu übernachten, ist ein Statement für die dringende Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen.“ Das „Hotel“ befindet sich im Dorf Saillon, im Südschweizer Kanton Wallis.

Im Halbschlaf über Weltprobleme nachdenken

Schon klar: jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und muss oft selbst zusehen, wie er mit allem fertig wird. Sich dann auch noch absichtlich in ein Bett ohne jegliche Privatsphäre zu legen und bedrückende Gedanken zulassen, klingt erstmal nicht ganz so attraktiv. Warum das aber dennoch wichtig sein könnte, erklärt Patrik Riklin: „Kurz gesagt: Jetzt ist nicht die Zeit zu schlafen, wir müssen reagieren“, so der Künstler. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte es mehr antiidyllische als idyllische Orte geben.“

Daher solle man auch über Themen wie Klimawandel, Krieg und das endlose Streben der Menschheit nach Perfektion und die Schäden, die sie dem Planeten zufügt, nachdenken, während man bei starkem Lärm und unangenehmen Gerüchen dahin döst. Aber immerhin: Die Suiten enthalten auch einen Butler-Service mit Getränken sowie ein Frühstück. Buchen kann man die außergewöhnlichen Zimmer vom 1. Juli bis zum 18. September – und das für rund 330 Euro pro Nacht.

Entstanden ist das Projekt übrigens gemeinsam mit dem Schweizer Hotelier Daniel Charbonnier. Die Brüder haben bereits andere Hotelzimmer, die lediglich aus einem Bett bestehen, ins Leben gerufen. Allerdings lag der Fokus bisher immer auf Übernachtungen im freien Himmel und nicht auf einem Ort, an dem sich kein Mensch dieser Welt wohlfühlt.