Bill Cosby ist nach seiner Verurteilung wegen sexueller Nötigung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden. Das höchste Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania kippte das Urteil. Der Grund: Laut einer Vereinbarung mit dem Staatsanwalt hätte der Schauspieler nicht angeklagt werden dürfen.

Mittlerweile hat sich der 83-Jährige auch zu Wort gemeldet.

Bill Cosby vorzeitig aus Haft entlassen

Es ist eine große Überraschung im #MeToo-Fall Bill Cosby. Der Schauspieler wurde nach knapp drei Jahren Haft vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Dabei galt die Verurteilung Cosbys als Präzedenzfall in der #MeToo-Debatte. Doch am Mittwoch (30.6.) kippte das Höchstgericht im US-Bundesstaat Pennsylvania das Urteil plötzlich. Denn der 83-Jährige hätte aufgrund einer Vereinbarung mit einem Staatsanwalt, der sich einst mit diesem Fall befasste, nie angeklagt werden dürfen.

2018 sprach ein Richter die Verurteilung wegen sexueller Nötigung aus. Darauf standen drei bis zehn Jahre Haft. Das Gericht, das das Urteil von Cosby jetzt aufgehoben hat, argumentiert, dass ein Staatsanwalt, der sich bereits 2005 mit dem Fall befasst hat, zugesagt hätte, dass es keinen Strafprozess rund um Cosby geben werden, wenn dieser in einem Zivilprozess um Entschädigung aussagt.

Doch der Nachfolger dieses Staatsanwaltes leitete Jahre später doch ein Strafverfahren ein, in dem die Aussagen von Bill Cosby aus dem Zivilverfahren gegen ihn verwendet wurden. Aus der über 80 Seiten langen Stellungnahme soll zudem hervorgegangen sein, dass mindestens fünf Frauen bei dem Prozess gegen den 83-Jährigen eigentlich nie als Belastungszeuginnen hätten zugelassen werden dürfen.

Entlassung sorgt für Schock

Während die Entlassung des verurteilen Sexualstraftäters in den USA für Schock und Ratlosigkeit sorgt, hat Cosby das Gefängnis bereits verlassen. Das bestätigte auch die Sprecherin der Gefängnisbehörde in Pennsylvania, Maria Bivens.

Während seiner Haftstrafe hat man zahlreiche Anträge auf Berufung und eine vorzeitige Entlassung Cosbys abgelehnt. Erst vergangenen Mai verwehrte man dem Schauspieler Bewährung, da er sich geweigert hat, im Gefängnis an einem Programm für Sexualstraftäter teilzunehmen. Dort soll der 83-Jährige gesagt haben, dass er sich den Behandlungsprogrammen widersetzen und sich weigern würde, sein Fehlverhalten zuzugeben, selbst dann, wenn er die volle zehnjährige Strafe verbüßen müsste.

Vorwürfe von mehr als 60 Frauen

Seit dem Bekanntwerden der sexuellen Übergriffe von Bill Cosby, haben sich über 60 Frauen gemeldet, die dem einstigen Entertainer weitere Nötigungen vorwerfen. In dem Prozess, in dem schließlich auch die Verurteilung stattfand, ging es jedoch nur um einen einzigen Fall aus dem Jahr 2004. Sämtliche andere Vorwürfe seien bereits verjährt, wie es heißt.

Dabei soll der 83-Jährige eine Mitarbeiterin der Temple University unter Drogen gesetzt und anschließend sexuell genötigt haben. Cosby wies diese Vorwürfe stets zurück.

Bill Cosby meldet sich zu Wort

Mittlerweile hat sich Cosby zu Wort gemeldet. Auf Twitter schreibt er: „Ich habe weder meine Haltung noch meine Geschichte geändert. Ich habe immer meine Unschuld beteuert„, dann bedankt er sich noch bei all seinen Unterstützern: „Danke an alle meine Fans, Unterstützer und Freunde, die mir bei dieser Tortur zur Seite standen. Besonderer Dank gilt dem Obersten Gerichtshof von Pennsylvania für die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit.“

Für viele ist die Entlassung ein Schlag ins Gesicht. Denn man habe so lange dafür gekämpft, dass man durch die #MeToo-Bewegung etwas erreicht. Einige User haben zudem angemerkt, dass es nicht bedeute, dass Bill Cosby unschuldig ist, sondern lediglich, dass sein Rechtsteam ein Schlupfloch gefunden hat.