Im wochenlangen Prozess zwischen Amber Heard und ihrem Ex Johnny Depp darf jetzt Amber Heard ihre Sichtweise der Beziehung erzählen. Und diese beinhaltet vor allem eines: körperlichen und sexuellen Missbrauch.

Denn wie Heards Psychologin jetzt bestätigt, war sie das Opfer von häuslicher Gewalt.

Prozess zwischen Amber Heard und Johnny Depp geht weiter

„Wenn Mr. Depp betrunken oder high war, warf er sie auf das Bett, riss ihr das Nachthemd vom Leib und versuchte, Sex mit ihr zu haben. Es gab Zeiten, in denen er sie zwang, ihm Oralsex zu geben, wenn er wütend war“, sagt die Psychologin Dawn Hughes jetzt im Prozess zwischen Amber Heard und Johnny Depp. „Das waren keine liebevollen Momente. Das waren wütende Momente.“

Hughes bestätigt damit jene Aussagen, die die Schauspielerin Amber Heard bereits seit einigen Jahren öffentlich vertritt. Denn sie betont, dass sie in der Beziehung mit dem Schauspieler das Opfer von häuslicher Gewalt wurde. 2018 – nachdem die beiden die Scheidung eingereicht hatten – schrieb Heard auch einen Kommentar in der Washington Post und schilderte ihre Erfahrungen mit häuslicher Gewalt. Depp nannte sie dabei nicht beim Namen. Doch er betont, dass eben dieser Kommentar voller Lügen sei und ihn seine Karriere gekostet habe. Er verklagt Heard deshalb wegen Verleumdung auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz.

Doch Heard bleibt bei ihren Aussagen und konterte mit einer Gegenklage in Höhe von 100 Millionen Dollar. Nachdem Depp in den vergangenen Tagen seine Seite der Beziehung schildern durfte – und dabei unter anderem erwähnte, dass Heard ihn misshandelt habe – ist nun die Schauspielerin an der Reihe.

Psychologin sieht Johnny Depp als Täter

Die Aussagen von Dawn Hughes sollen jetzt also ihre Erfahrungen bestätigen. Hughes zieht ihre Zeugenaussage aus insgesamt 29 Stunden klinischen Interviews, die sie mit Heard geführt hat, sowie auf einige Gerichtsprotokolle, Notizen von Heards Ex-Therapeuten und einige andere Unterlagen. Ihr Fazit: Johnny Depp hatte einige „drogengetriebene Wutanfälle“, die teils eskalierten.

In den Streitsituationen habe sich Heard zwar gewehrt und sei ebenfalls körperlich handgreiflich geworden; in den Augen der Psychologin bleibt jedoch Depp der eigentliche Täter. Denn: „Obwohl sie ihn anschrie und schlug und einige schreckliche Dinge zu ihm sagte, war sie nie in der Lage, das Gleichgewicht der Macht in der Beziehung zu verschieben“, erklärt die Psychologin.

Einer „der schwersten Fälle sexueller Gewalt, die Frau Heard ertragen musste“

Auch bei dem Streit in Australien, bei dem Johnny Depp eine Fingerkuppe verlor, sei davor von ihm Gewalt ausgegangen. Denn entgegen der Aussagen von Depps Team, dass Amber ihm den Finger mit einer Flasche abgetrennt hatte, sagt Heard, dass der abgetrennte Finger der tragische Höhepunkt eines dreitägigen Streits war. In diesem – so Heard – habe Johnny Depp sie an eine Tischtennisplatte gefesselt, wiederholt sexuell belästigt, gewürgt und auf die Marmorarbeitsplatten des Hauses geschlagen.

Die Psychologin sagte vor Gericht außerdem aus, dass der Schauspieler seine damalige Partnerin mit einer Wodkaflasche penetriert habe. Im Streit habe Depp zu ihr gesagt „Ich hasse dich“ und „Ich werde dich verdammt noch mal umbringen“. Es sei einer „der schwersten Fälle sexueller Gewalt, die Frau Heard ertragen musste“, betont Hughes vor Gericht. Doch es war bei weitem nicht der einzige Fall.

Depp habe außerdem versucht, Heards Leben und ihre Karriere zu kontrollieren. Sie sollte keine Rollen annehmen, die Nacktszenen beinhalteten und wenn sie diese in Erwägung zog, sei es zu Auseinandersetzungen gekommen. Johnny Depp habe „fast jeden Schauspieler, mit dem sie arbeitete“ angerufen und warf ihr oft vor, ihn zu betrügen.

Amber Heard soll posttraumatische Belastungsstörung durch Beziehung haben

Hughes schildert vor Gericht etwa einen Fall, in dem eine Frau mit Amber Heard flirtete, als Johnny Depp dabei war. Der Schauspieler soll Heard daraufhin mit in seinen Wohnwagen genommen und einer „Leibesvisitation“ unterzogen haben; „angeblich auf der Suche nach Drogen“, schildert die Psychologin. „Er hielt es für akzeptabel, ihr das Nachthemd vom Leib zu reißen und seine Finger in ihre Vagina zu stecken, um nach Kokain zu suchen.“

Es sind Erfahrungen, die für Heard extreme Konsequenzen hatten. Denn Hughes diagnostizierte bei Heard eine Form der Posttraumatischen Belastungsstörung. Der Grund: „Gewalt in der Partnerschaft“ mit Johnny Depp.