Das österreichische Innenministerium hat ein Projekt gestoppt, bei dem Gewalttaten gegen Frauen von Polizei, Justiz und Interventionsstellen untersucht wurden. Im ORF-Ö1-Morgenjournal wurde heute, dem 17. Juli, darüber berichtet, dass in diesen Konferenzen wichtige Risikofaktoren, Fälle und Verhaltensmuster diskutiert wurden. Laut Ministerium war bei diesem Projekt allerdings im Vergleich zu anderen, kein Mehrwert erkennbar – also wurde es beendet. 

„Gewalt gegen Frauen“ -Projekt von Innenministerium eingestellt

Bei den regelmäßigen Treffen von Polizei, Justiz und Interventionsstellen wurde etwa besprochen, wie man die Gesundheit von betroffenen Frauen bestmöglich schützen könne und demnach wurden weitere Schritte gesetzt. Maßnahmen, wie verstärkte Polizeistreifen, Anti-Gewalt Trainings für Gefährder oder, dass die Justiz über Gefährlichkeitsfaktoren informiert wird, sind nur einige Beispiel des Outputs des Projekts. „Damit das Wissen nicht bei den einzelnen Einrichtungen bleibt, sondern alle alarmiert sind. Wir sind Fachleute, die sich beratschlagen“, wurde in dem Ö1-Beitrag Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, zitiert. Gelaufen sei das Projekt in Wien, Niederösterreich und Tirol.

NEOS, SPÖ und Liste Pilz sprachen sich gegen Einstellung des Projekts aus

Die Oppositions-Parteien haben bereits heftige Kritik am Projekt-Stopp geäußert. „Dass das Innenministerium diese Treffen einspart, zeigt, dass Frauen dieser Regierung nichts wert sind“, sagte etwa SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner. Und auch NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon sprach schon von kurzsichtigem und verantwortungslosem Handeln des Innenministeriums. „Das wird unmittelbare Auswirkungen haben“, befürchtet ebenfalls Maria Stern, Frauensprecherin der Liste Pilz. „Durch die Einstellung des regelmäßigen Austausches über Hochrisikofälle ist zu befürchten, dass die ohnehin steigende Zahl der Morde an Frauen weiter in die Höhe schnellen wird.“

Gewalt gegen Frauen: Hochrisikofälle werden jährlich mehr

Laut Irma Lechner vom Verein ZÖF (Zusammenschluss Österreichischer Frauenhäuser) nimmt die Zahl an Hochrisikofällen jedes Jahr zu. 2017 betreuten die vier Wiener Frauenhäuser 624 Frauen und 640 Kinder. Insgesamt 107 Fälle von Misshandlungen mit Waffengebrauch, davon 84 mit Messern, sieben mit Schusswaffen und 16 mit anderen Waffen, hat es gegeben. In Österreich werden jährlich 20 bis 25 Frauen durch ihre (Ex-)Partner ermordet. Trotz der steigenden Fallzahlen, fallen Förderungen für Frauenprojekte dieses Jahr um 700.000 Euro niedriger aus als noch 2017, berichtete die „Presse“.

Wichtige Notrufnummern, falls du Gewalt innerhalb der Familie erlebst oder mitbekommst:

Polizei: 133
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222555
Frauenhausnotruf Wien: 05/7722
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: 01/5853288
Männerberatungsstelle Wien: 01/6032828