Am 4. August kam es im Libanon, in der Hauptstadt Beirut zu mehreren gewaltigen Explosionen. Die Wucht der Detonation war sogar auf Zypern spürbar.

Auf Social Media führten die Explosionen einmal mehr zu einer Welle von Solidarität für ein Land, das meist vom medialen Mainstream vergessen wird.

Schwere Explosionen im Libanon

Mehrere schwere Explosionen erschütterten am Dienstagabend kurz nach 18 Uhr Ortszeit die libanesische Hauptstadt Beirut. Das Rote Kreuz ging am frühen Mittwoch von mindestens 100 Toten aus. Mehr als 4.000 Menschen seien zudem verletzt worden. Die Explosionen ereigneten sich laut Nachrichtenagentur Reuters übrigens in einer Lagerhalle im Hafen. Die genaue Ursache für die Detonation ist aber noch unbekannt. Sicherheitsbehörden vermuten allerdings, dass veraltetes explosives Material in den Speichern der Auslöser war. Innenminister Mohammed Fahmi sagte am Dienstag gegenüber dem Fernsehsender Al-Jadid, seit 2014 sei im Hafen Ammoniumnitrat gelagert worden. Präsident Michel Aoun erklärte dazu auf Twitter, es sei inakzeptabel, dass dort 2.750 Tonnen des Stoffes sechs Jahre lang ohne Sicherheitsmaßnahmen aufbewahrt worden seien. Ammoniumnitrat kann sowohl zur Herstellung von Dünger als auch von Sprengstoff verwendet werden. Ministerpräsident Hassan Diab kündigte an, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen.

Diab erklärte außerdem den Mittwoch zum Tag landesweiter Trauer in Gedenken an die Opfer. Die EU und zahlreiche andere Staaten stellten dem Libanon zudem bereits Hilfe in Aussicht. Darunter sind auch Israel und der Iran. Israel befindet sich formell immer noch im Krieg mit dem Libanon. Über die internationalen Vermittler hätten Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Ashkenazi „medizinische und humanitäre sowie sofortige Nothilfe angeboten“, hieß es in einer Erklärung.

#PrayForBeirut: Anteilnahme auf Social Media

Und auch in den sozialen Netzwerken ist die Solidarität mit dem Libanon groß. Unter den Hashtags #PrayForLebanon oder #PrayForBeirut drücken User ihre Anteilnahme mit den Opfern der Explosion und mit dem Land am Mittelmeer aus. Die Explosionen rücken ein Land in den medialen Mittelpunkt, in dem schon lange vor dem Unglück ein Ausnahmezustand herrschte. Denn die Lage im Libanon ist angespannt. Seit Oktober finden regelmäßig Massenproteste gegen die Regierung statt. Grund ist die massive Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage Libanons. Die Währung des Landes, das libanesische Pfund, hat in den vergangenen Monaten stark an Wert verloren. Unternehmen mussten schließen und Stromausfälle sind keine Seltenheit. Auch das Gesundheitssystem ist stark überlastet und die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung basiert großteils auf Importen. Nichts ist mehr zu spüren von der einstigen wirtschaftlichen Stabilität und der politischen Neutralität des Landes, die dem französisch geprägten Staat in den 50ern und 60ern den Beinamen „Schweiz des Orients“ verlieh.

Auch die Beziehung zwischen dem Libanon und seinem israelischen Nachbarn ist seit Jahren von Konflikten und Kriegshandlungen geprägt. Offiziell befinden sich die Länder noch immer im Krieg. Im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah hat die libanesische Regierung kürzlich beschlossen, eine Beschwerde beim Uno-Sicherheitsrat einzulegen. Premier Diab wirft Israel vor, die Souveränität des Libanon verletzt zu haben.