In Florida kam es jetzt zu einem ziemlich aufsehenerregenden Fall in einer Schule. Denn nachdem die Kinder einer sechsten Klasse im Kunstunterricht Michelangelos „David“ gesehen haben, schlagen einige Eltern Alarm. Ihre Beschwerde: das ist Pornografie.

Für die Direktorin hat das große Konsequenzen.

Ikonische David-Statue von Eltern als Pornografie eingestuft

„David“ von Michelangelo ist eine der Statuen, die wohl wirklich jeder schon einmal irgendwo gesehen hat. Denn in der Kunstgeschichte gilt die Statue der biblischen Figur als die bekannteste Skulptur überhaupt. Sie ziert unzählige Plakate, Poster, Shirts und anderen Merchandise. Man möchte also meinen, dass es ein Stück Allgemeinbildung ist, zu wissen, wer denn dieser David war und wie diese Statue aussieht.

Das gilt zumindest hierzulande. Denn in den USA wird in den vergangenen Wochen und Monaten heftig diskutiert, was Lehrer:innen ihren Schüler:innen zeigen dürfen; und was nicht. Die republikanische Partei setzt sich derzeit in Florida etwa immer stärker dafür ein, dass Gespräche über Sexualität, LGBTQIA+ und sogar die Periode in Schulen nicht mehr erlaubt sind. Derzeit gilt dort bereits das sogenannte „Don’t Say Gay“-Gesetz. Dieses verbietet Aufklärungs-Unterricht und Gespräche über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität bis zur dritten Klasse.

Dass jedoch auch die Besprechung einer Statue in die Kritik kommt, ist dennoch aufsehenerregend. Zu der Kontroverse kam es übrigens, weil „David“, gemeinsam mit den ebenfalls ikonischen Werken „Die Erschaffung Adams“ und die „Venus“, im Kunstunterricht einer sechsten Klasse besprochen wurde – ganz zum Unmut einiger Eltern. Denn drei Elternteile beschweren sich daraufhin; bei den Kunstwerken handle es sich ihrer Meinung nach um „pornografische“ Inhalte. Die Direktorin Hope Carrasquilla hätte die Eltern deshalb vorab über die Kunstwerke informieren sollen.

Die Folge: ein Gremium wird einberufen, dessen Vorsitz der Direktorin nahelegt, zu gehen. Ansonsten drohe ihr eine Kündigung. Auch Carrasquilla bestätigt, dass eigentlich ein Brief an die Eltern der Sechstklässler:innen hätte ausgeschickt werden müssen, um sie vorab über die Themen im Kunstunterricht zu informieren. Das geschah jedoch aufgrund mangelnder Kommunikation nicht, heißt es in zahlreichen Medienberichten. Dass die Situation jedoch so eskalierte, bedauert sie sehr. „Es macht mich traurig, dass meine Zeit hier so enden muss“, erklärt sie dem „Tallahassee Democrat“.

David Statue
Bild: PrakichTreetasayuth/shutterstock.com

Kunstszene und Politiker unterstützen Direktorin

Doch damit ist die Diskussion rund um David noch lange nicht beendet. Denn dass eine Direktorin ihren Job verliert, weil sie Unterricht über legendäre Kunstwerke zulässt, können viele schlichtweg nicht nachvollziehen. In der Kunstszene, und insbesondere in Italien, sorgt die Entscheidung für Schock und Verwunderung. So betont Marla Stone, Leiterin der geisteswissenschaftlichen Abteilung an der American Academy in Rom, etwa, dass sie nicht nachvollziehen könne, warum die Statue in der amerikanischen Schule für so eine Kontroverse sorgte. „Wir haben es hier mit einem moralischen Kreuzzug gegen den Körper, die Sexualität und den Ausdruck des Geschlechts zu tun und mit einer Ignoranz gegenüber der Geschichte“, so Stone gegenüber der „Los Angeles Times“. „Bei dem Vorfall geht es um Angst, Angst vor Schönheit, vor Unterschieden und vor den Möglichkeiten, die in der Kunst stecken.“

Und sogar der Bürgermeister von Florenz – Dario Nardella – hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet. Zur Erinnerung: die David-Statue steht in Florenz und ist eine DER Tourist:innen-Attraktionen schlechthin. Dass eben so ein „Kunstwerk mit Pornografie verwechselt“ wird, ist für den Bürgermeister „lächerlich“, schreibt er auf Twitter. Er will die Direktorin deshalb auch nach Florenz einladen, um ihr „im Namen der Stadt meine Anerkennung auszusprechen“, betont der Bürgermeister. Denn: „Kunst ist Zivilisation und wer sie lehrt, verdient Respekt.“ Ein Angebot, dass Carrasquilla wohl annehmen wird. Denn im Interview mit der „Los Angeles Times“ betont sie, dass sie von dem Angebot „sehr geehrt“ ist. „Ich war schon einmal in Florenz und habe den David aus der Nähe und persönlich gesehen, aber ich würde sehr gerne dorthin reisen und ein Gast des Bürgermeisters sein“, so die ehemalige Direktorin.