Dänemark hat vor Kurzem mit der geplanten Tötung aller Nerze im Land für internationale Schlagzeilen gesorgt. Die dänische Regierung will damit die Übertragung des Coronavirus von Tier auf Mensch in den Nerzfarmen verhindern. Das skandinavische Land ist nicht das erste in der Corona-Krise, das zu dieser drastischen Maßnahme greift. Die Pelzindustrie gerät ins Wanken.

Für Tierschützer sind das positive Nachrichten. Sie fordern ohnehin den kompletten Stopp der Industrie. Für die Pelzfarmer ist das ein großer Schlag.

Tötung aller Nerze wegen Corona

In Dänemark waren mehrere Mutationen des Coronavirus von den Tieren auf Menschen übergegangen. Eine Version des Virus, nämlich der Cluster-5-Virustyp gilt als potenziell gefährlich. Um eine Ausbreitung zu verhindern, ordnete die Regierung die Tötung aller Nerze im Land an. Wie sich kurz darauf aber herausstellte, ist die Tötung aller Tiere nicht rechtlich gedeckt, so konnte man nur jene Nerze in Risikozonen zur Keulung freigeben. Dennoch blieb die Regierung dabei, dass die Nerze als Risiko gelten und forderte die Pelzfarmer dazu auf, mit Blick auf die Volksgesundheit dennoch damit fortzufahren, die Tiere zu töten, auch wenn sie keine Infektion aufweisen. Den Züchtern wurde auch eine Bonuszahlung in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Nerze innerhalb weniger Tage keulten.

Dänemark ist mit 1.000 Nerzfarmen der weltweit größte Produzent von Nerzfellen. Laut zentralem Handelsverband sei die Anordnung der Regierung ein „Desaster“. Das Land im Norden Europas ist allerdings nicht das erste, das zu einer derartig radikalen Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Nerzfarmen vorgeht. In Spanien wurden seit Juli mehr als 90.000 Nerze getötet, weil sich das Coronavirus unter den Tieren ausgebreitet hatte. Auch in den Niederlanden hatte man Anfang Julie zehntausende Nerze gekeult, weil sich Mitarbeiter „sehr wahrscheinlich“ bei den Tieren angesteckt hatten. Die Niederlande kündigten dann auch das vorzeitige Ende der Nerzzucht bis 1. März 2021 an. „Es ist de facto eine dauerhafte Stilllegung und eine Liquidierung der Pelzindustrie„, so Tage Pedersen, der Präsident des weltgrößten Auktionshauses für Pelze, Kopenhagen Fur, gegenüber dem britischen Nachrichtensender BBC. Das seit 1930 bestehende Haus wird nun schließen, rund 300 Jobs sind direkt betroffen. Die Schließung soll in den kommenden zwei bis drei Jahren kontrolliert erfolgen.

Ausstieg aus der Pelzindustrie

Derzeit gibt es in Europa noch rund 4.350 Pelzfarmen. Sie verkaufen die Felle nicht nur an die Bekleidungsindustrie, sondern auch an Kosmetikfirmen, etwa für falsche Wimpern. In vielen Ländern ist die Pelzzucht aber längst verboten, in Österreich etwa seit 2005. Andere Staaten vollziehen gerade einen Ausstieg oder planen ihn. Tierschutz-Organisationen nehmen die Tötungen während der Corona-Krise zum Anlass, erneut ein Ende der Pelzproduktion in Europa zu fordern. Die Tierschutz-Organisation Vier Pfoten etwa, fordert die EU-Landwirtschaftsminister dazu auf, ein EU-weites Verbot der Pelztierzucht durchzusetzen.