Die Existenz des Nördlichen Breitmaulnashorns steht vor dem Aus, doch jetzt gelang den Biologen vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ein unglaublicher Erfolg. Sie schafften es, entwicklungsfähige Nashornembryos im Labor zu erzeugen und versuchen somit den Bestand des seltensten Großsäugetieres der Erde zu retten. „Unser Ziel ist, dass in drei Jahren wieder ein Nördliches Breitmaulnashorn zur Welt kommt“, so der Forscher Thomas Hildebrandt gegenüber dem Fachblatt „Nature Communications“.

Momentan existieren lediglich zwei Weibchen der seltenen Spezies. Das letzte Männchen, Sudan, musste wegen einer Altersschwäche im vergangenen März eingeschläfert werden. Bei den einst in Zentral- und Ostafrika verbreiteten Tieren handelt es sich um Hybriden aus zwei Unterarten, nämlich dem Nördlichen und dem Südlichen Breitmaulnashorn. Von Letzterem leben zwar heute noch 21.000 Exemplare in Südafrika, doch um kein Risiko einzugehen, wurden Eizellen der südlichen Unterart entnommen und mit aufbewahrten Spermien (Kryokonservierung) der nördlichen befruchtet.

Der verstorbene Sudan war das letzte Nördliche Breitmaulnashorn.
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Der verstorbene Sudan war das letzte Männchen in der Geschichte der Nördlichen Breitmaulnashörner.

Wie konnten die Embryos hergestellt werden?

Mithilfe eines zwei Meter langen Ultraschallinstruments gelang es den Forschern den Südlichen Breitmaulnashorn-Weibchen Eizellen zu entnehmen, die anschließend in einem italienischen Labor ausgereift und befruchtet wurden. Daraus entstanden dann die Embryos im frühen Entwicklungsstadium, die man einfror, um sie lebenden Nashörnern einsetzen zu können. Mittlerweile sei die Technik bereits so weit ausgereift, dass schon bald Eizellen der nördlichen, gefährdeten Unterart befruchtet und „Leihmüttern“ eingesetzt werden sollen.

Aktuell verfügen die Forscher noch über 300 Milliliter Sperma von vier bereits verstorbenen Nördlichen Breitmaulnashörnern. Leider hat der Rettungsversuch jedoch auch Haken: Die Samenqualität ist schlecht und bei den beiden Nördlichen Breitmaulnashorn-Weibchen handelt es sich um Mutter und Tochter. Somit ist die Chance, eine gesunde Population aufzubauen, sehr gering.

Konservierte Hautreste sollen helfen, Eizellen und Spermien zu entwickeln

Doch dafür arbeiten die Forscher bereits an einem Plan B: Sie wollen es schaffen, aus konservierten Hautresten toter Nördlicher Breitmaulnashörner, iPS-Zellen (induzierte pluripotente Stammzelleninduzierte pluripotente Stammzellen) zu gewinnen. Diese könnten in Folge zu Keimzellen ausreifen und daraus Eizellen und Spermien entstehen. Nun bleibt nur zu hoffen, dass der mutige Versuch der Biologen ein glückliches Ende nimmt und das Nördliche Breitmaulnashorn noch eine lange Zukunft hat.