Auch mehr als ein Jahr nach der Tragödie am Set des Westernfilms „Rust“ sind die Ereignisse offenbar nicht vollständig geklärt. Wer tatsächlich Schuld daran hat, dass die Kamerafrau Halyna Hutchins durch eine Kugel getötet wurde, soll vor Gericht geklärt werden. Jetzt reicht Alec Baldwin, der die tödliche Waffe hielt, Klage ein.

Denn er versucht jetzt „seinen Namen reinzuwaschen“.

„Rust“: Tödliche Schüsse am Filmset

Es war eine der größten Tragödien, die Hollywood in den vergangenen Jahren erlebte. Am 21. Oktober 2021 löste sich am Set des Western-Films „Rust“ ein Schuss aus einer vermeintlichen Requisitenwaffe. Schauspieler Alec Baldwin hielt die Waffe in der Hand; die Kugel traf den Produzenten Joel Souza und die Kamerafrau Halyna Hutchins. Hutchins wird tödlich getroffen.

Schon kurz nach der Tragödie häufen sich die Vermutungen rund um den Vorfall. Hutchins Ehemann gibt Schauspieler Alec Baldwin öffentlich die Schuld. Immer wieder hört man von Klagen gegen Baldwin. Baldwin selbst bestritt die Vorwürfe, entschuldigte sich öffentlich, beteuerte jedoch, dass er den Abzug nicht betätigt habe. „Wenn ich mich verantwortlich fühlen wurde, hätte ich mich schon selbst umgebracht“, erklärte er etwa in seinem ersten Interview nach dem Vorfall.  

Alec Baldwin reicht Klage gegen Crew ein

Und jetzt kommt es zur nächsten Klage. Doch Baldwin sitzt dieses Mal nicht auf der Anklagebank, sondern agiert selbst als Kläger. Am vergangenen Freitag (11. November 2022) reichte er nämlich Klage gegen einige Crewmitglieder des „Rust“-Sets ein. Konkret richtet sich die Klage laut „Deadline“ gegen die Waffenschmiedin Hannah Gutierrez Reed, den ersten Regieassistenten David Halls, die Requisiteurin Sarah Zachry und den Waffen- und Munitionslieferanten Seth Kenney sowie dessen Firma. Sie sollen für den Unfall direkt verantwortlich sein.

„Diese Tragödie ereignete sich, weil scharfe Kugeln an den Drehort geliefert und in die Waffe geladen wurden, Gutierrez-Reed die Kugeln oder die Waffe nicht sorgfältig überprüfte, Halls die Waffe nicht sorgfältig überprüfte und dennoch verkündete, die Waffe sei sicher, bevor er sie Baldwin aushändigte, und Zachry es versäumte, offenzulegen, dass Gutierrez-Reed außerhalb des Drehorts rücksichtslos gehandelt hatte und ein Sicherheitsrisiko für die Menschen in ihrer Umgebung darstellte“, heißt es in der Klageschrift.

Folgen für die Karriere des Hollywood-Stars

Wie schon in Interviews zuvor, betont die Klageschrift auch, welche Konsequenzen der tödliche Schuss auf Baldwins eigene Karriere hatte. „Baldwin hat auch zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten und das damit verbundene Einkommen verloren“, heißt es in der Klageschrift. „So wurde er zum Beispiel von mehreren Stellen ausdrücklich wegen des Vorfalls auf Rust entlassen und bei anderen Stellen übergangen, was eine direkte Folge der Fahrlässigkeit der Kreuzverteidiger Gutierrez-Reed, Halls, Kenney, PDQ und Zachry ist.“

Zwar betont Baldwins Team in der Schrift, dass es Menschen gab, die durchaus mehr unter den Folgen der Tragödie gelitten haben („Hutchins hat ihr Leben verloren, und ihr kleines Kind hat seine Mutter verloren. Der Produzent Joel Souza wurde in die Schulter geschossen und hat körperliche und seelische Schmerzen erlitten“), dennoch betont das Team des Schauspielers wiederholt, wie groß die Auswirkungen für Baldwin in dem vergangenen Jahr waren.

Alec Baldwin versucht „seinen Namen reinzuwaschen“

Denn Baldwin müsse „mit der immensen Trauer und dem daraus resultierenden emotionalen, körperlichen und finanziellen Tribut leben, der durch die Tatsache verursacht wurde, dass das fahrlässige Verhalten, die Zusicherungen und die Aufsicht der Beklagten eine geladene Waffe in seine Hand brachten und ihn, Hutchins und alle anderen am Set glauben ließen, dass sein gezielter Gebrauch der Waffe sicher sei“, betont Baldwins Team.

„Mehr als jeder andere am Set wurde Baldwin fälschlicherweise als Verursacher dieser Tragödie angesehen. Mit dieser Gegenklage versucht Baldwin, seinen Namen reinzuwaschen und die Gegenbeklagten für ihr Fehlverhalten zur Rechenschaft zu ziehen.“ Für diese Konsequenzen fordert der Schauspieler deshalb Schadenersatz.

Währenddessen sollen die Dreharbeiten für den Film übrigens fortgesetzt werden. Anfang Oktober einigte sich Baldwin mit dem Witwer von Hutchins, Matthew Hutchins. Er soll als ausführender Produzent des Films tätig sein und einen Teil der Einnahmen des Films bekommen. „Wir alle glauben, dass Halynas Tod ein schrecklicher Unfall war. Ich bin dankbar, dass wir uns geeinigt haben, um Halynas letztem Werk Tribut zu zollen“, betont der Witwer gegenüber „Deadline“.