Nach tagelanger internationaler Aufregung rund um die Verbreitung von Covid-Falschinformationen scheint Spotify jetzt die Reißleine zu ziehen. Die Plattform stellt deshalb ein neues Feature vor.

Mit diesem möchte Spotify vertrauenswürdige Informationen über Corona in den Vordergrund rücken.

Neil Young startet internationale Diskussion

Am Sonntag gab Spotify ein neues Feature auf der Plattform bekannt. Ab sofort soll es Contentwarnungen geben, die darauf hinweisen, wenn Inhalte sich mit dem Thema Covid-19 beschäftigen.

Ein Feature, das Spotify nach heftiger Kritik in den vergangenen Tagen startet. Denn die Musik-Plattform war im Zentrum einer Diskussion, die sich der Frage widmete, wie viel Verantwortung Spotify bei der Vermarktung und der Verfügbarkeit von Falschinformationen hat.

Auslöser der Debatte war Musiker Neil Young. Dieser weigerte sich nämlich, weiterhin auf der gleichen Plattform vertreten zu sein wie Joe Rogan. Mit seinem Podcast sorgte Rogan in letzter Zeit für viel Aufregung. Denn er äußert sich darin immer wieder skeptisch gegenüber der Covid-Schutzimpfung. Außerdem verbreitete er in der Vergangenheit bereits mehrmals Verschwörungstheorien rund um die Pandemie. Rogans Podcast ist mit rund elf Millionen Zuhörern einer der erfolgreichsten Podcasts der Welt; die Exklusivrechte wurden 2020 von Spotify für 100 Millionen Dollar erworben.

Heftige Kritik an Joe Rogans Podcast

Für Wissenschaftler und Covid-Experten bleibt der Podcast jedoch problematisch. Das betonten auch rund 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ende 2021. In einem offenen Brief warfen sie Rogan vor, das Coronavirus zu verharmlosen.

Eine Meinung, die auch Neil Young teilt. Denn als Reaktion auf Rogans Podcast kündigte er an, seinen gesamten Musikkatalog von Spotify entfernen zu lassen. „Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide“, betonte er in einem Statement. Und Spotify entschied sich zunächst für Rogan. Denn Neil Youngs Musik sollte tatsächlich von der Plattform entfernt werden. Eine Entscheidung, die für Aufruhr sorgte.

Auch Joni Mitchell schloss sich dem Superstar an und kritisierte Spotify. „Verantwortungslose Menschen verbreiten Lügen, die Menschen das Leben kosten“, betonte sie in einem Statement und drohte, ihre Musik ebenfalls von der Plattform zu nehmen.

Auch Meghan und Harry kritisieren Spotify

Sogar die ehemaligen Royals Meghan Markle und Harry, die 2020 eine Zusammenarbeit mit Spotify starteten, mischten sich in die Angelegenheit ein. „Hunderte von Millionen Menschen sind täglich von den schwerwiegenden Schäden zügelloser Falsch- und Desinformation betroffen“, erklärte ein Sprecher der beiden in einem Statement ihrer Archewell Foundation.

„Wir haben Spotify immer wieder unsere Bedenken vorgetragen, um sicherzustellen, dass Änderungen an der Plattform vorgenommen werden, die dazu beitragen, diese Krise der öffentlichen Gesundheit zu bewältigen. Wir erwarten von Spotify, dass es diesen Zeitpunkt einhält, und sind entschlossen, unsere Zusammenarbeit fortzusetzen, wenn es dies tut.“

Spotify reagiert auf Kritik

Zwischenzeitlich wurde der internationale Druck auf Spotify sogar so groß, dass der Kundendienst der Plattform nicht mehr erreichbar war. Ob die jetzt eingeführte Neuerung diese Kritik beenden wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass Spotify ab sofort Warnhinweise bei allen Inhalten mit Covid-Bezug hinzugibt, um auf mögliche Falschinformationen hinzuweisen.

Ein beigestellter Link führt dann zu vertrauenswürdigen und geprüften Informationen zum Coronavirus. Ähnliche Vorgehensweisen gibt es bereits bei Facebook und Instagram.

Gleichzeitig veröffentlichte Spotify jetzt seine COVID-19-Inhaltspolitik und die allgemeinen Plattform-Regeln auf seiner Website, um mehr Transparenz zu schaffen. Darin heißt es unter anderem, dass Inhalte, die behaupten, dass „AIDS, COVID-19, Krebs oder andere ernsthafte lebensbedrohliche Krankheiten ein Scherz oder nicht real sind“ verboten sind. Auch Inhalte, die „gefährlich falsche oder gefährlich irreführende medizinische Informationen fördern, die offline Schaden zufügen können oder eine direkte Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen“ sollen verhindert werden.

Rogans Podcast weiterhin verfügbar

Jeder, der gegen die Regeln verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen. Das bedeute konkret auch die Entfernung der betroffenen Inhalte, heißt es. Bei Wiederholungstätern sollen sogar die Konten möglicherweise gesperrt werden.

Seit Beginn der Pandemie, betont Spotify, habe das Unternehmen deshalb bereits mehr als 20.000 Podcast-Episoden mit Bezug auf Covid-19 aus dem Angebot entfernt. Wie „The Verge“ berichtet, bleibe Rogans Podcast jedoch weiterhin verfügbar, da er „nicht die Schwelle zur Entfernung erreicht“.