Das ganze Leben ändern, um die große Liebe zu heiraten? Klingt nach einem ziemlich gewagten Schritt. Doch eine Nonne und ein Mönch aus Großbritannien setzen dem noch eines drauf: sie sahen sich nur ein Mal, bevor sie beschlossen, den Orden zu verlassen.

Eine Berührung am Ärmel reichte, um das Leben der beiden für immer zu verändern.

Zufälliges Treffen mit Mönch verändert das Leben einer Nonne

Ungewöhnliche Lovestorys gibt es nun wirklich ausreichend. Mal verliebt man sich in den ehemaligen Erzfeind, mal sucht man die große Liebe mit einer Lego-Rekonstruktion des Kennenlernens und ein andermal gibt man einfach alles auf, um mit seiner großen Liebe zusammen sein zu können. Diesen Weg gingen auch Mary Elizabeth und Robert. Doch um ihre Liebe ausleben zu können, mussten sie einige – übernatürliche – Hürden überwinden.

Aber zurück zum Anfang. Mary Elizabeth ist seit 24 Jahren Nonne aus Leidenschaft. In ihrem Orden lebt sie seit ihrem 19. Lebensjahr ein ruhiges und bescheidenes Leben ohne große Schwierigkeiten und voller Hingabe zu Gott. Zumindest, bis sie eines Tages eine ganz besondere Aufgabe bekommt. Sie soll einem angereisten Mönch Essen anbieten. Denn dieser war gerade in den Orden gekommen und jemand musste sich um die Versorgung kümmern. Ein Moment, der das Leben von Mary Elizabeth für immer verändern sollte. Denn als sie Robert wieder zur Türe hinauslässt, berührt sie seinen Ärmel. „Ich spürte einfach eine Chemie, irgendetwas, und es war mir ein bisschen peinlich. Und ich dachte: Mensch, hat er das auch gespürt? Und als ich ihn zur Tür hinausließ, war mir das ziemlich peinlich“, erinnert sich Mary Elizabeth gegenüber „BBC“.

„Er wusste eigentlich nichts über mich“

Ein flüchtiger Moment. Doch aus dem kleinen Gefühl, der kleinen Spannung und dem Augenblick, in dem Mary Elizabeth ihn berührt, wird so viel mehr. Denn das Gefühl war nicht einseitig. Ganz im Gegenteil. Auch Robert spürte eine Chemie – und er wollte sofort handeln. Eine Woche später bekommt die Nonne deshalb völlig überraschend einen Brief von ihm, in dem er sie fragt, ob sie denn mit ihm durchbrennen will.

Ja, richtig gelesen. Nach nur einer flüchtigen Begegnung, einem kurzen gemeinsamen Essen, war der Mönch bereit, alles aufs Spiel zu setzen. „Ich war ein bisschen schockiert. Ich trug einen Schleier, so dass er nicht einmal meine Haarfarbe sehen konnte. Er wusste eigentlich nichts über mich, nichts über meine Erziehung. Er kannte nicht einmal meinen bürgerlichen Namen“, erzählt Mary Elizabeth, die eigentlich Lisa Tinkler heißt. Eine einzige Berührung am Ärmel zur Verabschiedung reichte aus, um Robert für sich zu gewinnen.

Und Mary? Die wusste ebenfalls nur wenig über den Geistlichen. Doch wenn er den Orden in der Vergangenheit besucht hatte, lauschte sie einigen seiner Predigten und konnte aus seinen privaten Anekdoten zumindest herausfinden, dass er einige Zeit in Polen verbracht hatte und die Berge liebte. Mehr wusste Mary Elizabeth jedoch nicht.

Nonne verlässt Orden, um mit Mönch durchzubrennen

Und trotzdem war da dieses Gefühl – diese Chemie, die die Nonne nicht ganz beschreiben konnte. „Ich wusste nicht, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein, und ich dachte, die Schwestern könnten das in meinem Gesicht sehen. Also wurde ich ziemlich nervös. Ich konnte die Veränderung in mir spüren und das machte mir Angst“, sagt sie. Als sie ihre Gefühle schließlich ihrer Priorin beichtet, ist diese zunächst verwirrt. Nicht nur, weil man die Verliebtheit der Nonne nicht ansehen konnte, sondern weil die zurückgezogenen Nonnen schließlich kaum bis keinen Kontakt zu anderen hatten. Ihre Reaktion ist es schließlich auch, die Mary Elizabeth zum Handlen motiviert. Denn: „Die Priorin war ein bisschen bissig zu mir, also packte ich meine Hose und eine Zahnbürste in eine Tasche und ging, und ich kehrte nie wieder als Schwester Mary Elizabeth zurück.“

Und ihr erster Weg geht direkt zu Robert. Die beiden treffen sich und dann ist auch ein für alle Mal klar: die beiden gehören zusammen. „Als ich sie sah, blieb mir das Herz stehen“, erinnert sich Robert. Für ihn macht diese Reaktion klar, dass auch er sein Leben jetzt auf den Kopf stellen muss. Robert ist zu diesem Zeitpunkt übrigens schon seit 13 Jahren Mönch. „Aber meine Angst war nicht religiös oder spirituell, es ging nur darum, wie ich im Alter von 53 Jahren ein neues Leben beginnen würde“, sagt er.

Eine Ehe zu dritt

Robert tritt also aus seinem Orden aus – und die beiden starten ein gemeinsames Leben, in dem sie erst einmal herausfinden müssen, wer sie unabhängig von ihrer Kirche eigentlich sind. Ein Weg, der nicht immer einfach war. Denn ausgestoßen von ihrer ursprünglichen Community mussten sie sich erst in der Welt zurechtfinden. „Es war so schwer, weil wir uns beide so allein und isoliert fühlten und nicht wussten, wie es weitergehen sollte. Aber wir haben uns einfach an den Händen gehalten und es durchgestanden“, erzählt Lisa.

Doch sie fanden einen Weg. Lisa arbeitet heute in einem Krankenhaus, in dem sie als Seelsorgerin tätig ist. Und obwohl Robert einen Brief aus Rom bekam, der ihn aus dem Karmeliterorden ausschloss, fand er einen anderen Weg. Mittlerweile ist er Teil der anglikanischen Church of England. Ihre Liebe krönten die beiden schließlich mit einer Hochzeit. Eine Ehe, die wirklich so einige Hürden überwunden hat. Doch Lisa und Robert betonen, dass Gott auch heute noch eine große Rolle in ihrer Verbindung spielt. „Ich denke oft, dass ich hier mit Robert in einem Kloster lebe, wie zwei Karmeliterinnen, bei denen alles, was wir tun, Gott gegeben ist. Wir verankern uns im Gebet, aber die Liebe kann aus allem, was man tut, ein Sakrament machen, und ich merke, dass sich für mich nichts wirklich geändert hat“, sagt sie gegenüber der „BBC“. Es sei eine Ehe zu dritt, betonen beide.