Einmal im Monat ist es wieder so weit. Ein Großteil der Frauen erwartet ein tagelanges Martyrium voller Krämpfe, Durchfall und emotionalem Gefühlschaos. Und als wäre die Periode nicht schon lästig genug, kommt bei vielen Frauen auch noch eine weitere unnötige Begleiterscheinung hinzu. Kopfschmerzen! Menstruelle Migräne ist nicht nur unterdiagnostiziert, sondern wird von den meisten Frauen auch einfach so hingenommen. (Endometriose lässt grüßen) Doch das stille Leiden muss nicht sein!

Wir haben mit einer Gynäkologin gesprochen und nachgefragt, was Betroffene gegen Menstruationsmigräne tun können.

Wenn die Menstruation zur Tortur wird

Unterleibskrämpfe, Rückenschmerzen, Schweißausbrüche, Müdigkeit … die Liste an Begleiterscheinungen, die mit unserer Periode einhergehen ist lang. Und hören wir uns in unserem Freundeskreis so um, haben viele Frauen auch noch mit einem weiteren Leiden zu kämpfen, über das nur selten gesprochen wird. Migräne-Attacken, die rund um die Periode auftreten.

„Ich habe starke Kopfschmerzen, aber ich habe gerade meine Tage, also ganz normal“. Dieser Satz ist bei uns im Büro nicht nur einmal gefallen. Und da stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass gefühlt die halbe Büromannschaft darunter leidet, aber kaum jemand darüber spricht oder konkret etwas dagegen unternimmt, außer wenn es ganz schlimm ist: der Griff zu den Schmerzmitteln.

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Was unterscheidet menstruelle Migräne von herkömmlichen Kopfschmerzen?

Klar ist: Für Frauen, die unter menstrueller Migräne leiden, kann die Periode fast unerträglich sein. Eine menstruelle Migräne unterscheidet sich in ihren Symptomen nicht von anderen Migräneattacken – also Kopfschmerzen, Übelkeit und in extremem Fällen auch Störungen der Sinneswahrnehmung wie blitzende Lichter oder blinde Flecken.

Was eine menstruelle Migräne aber von der regulären Migräne unterscheidet, ist der Trigger – also der Auslöser. Sie wird von den Hormonen ausgelöst. „Schuld daran ist die Konzentration der Hormone, vor allem das plötzliche Absinken des Hormons Östrogen.“, erklärt uns die Gynäkologin Dr. med. univ. Denise Tiringer. Laut der Expertin zeigen aktuelle Studien, dass circa die Hälfte aller Menstruierenden regelmäßig während der Monatsblutung unter Spannungskopfschmerzen oder Migräneattacken leiden.

Es gibt zwei verschiedene Formen

Dabei wird in der Medizin grundsätzlich zwischen zwei Formen der Menstruationsmigräne unterschieden:

  • Der menstruellen Migräne: Es kommt ausschließlich während (oder zwei Tage vor bis zwei Tage nach) Einsetzen der Periode zu einer Migräne.
  • Der menstruationsassoziierten Migräne: Migräneattacken können bei der Periode, zusätzlich aber noch zu anderen Zeitpunkten im weiblichen Zyklus stattfinden.

Bevor es also an eine Behandlung geht, ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu werden, um welche Art der Menstruationsmigräne es sich handelt. Um das herauszufinden, ist es ratsam über mehrere Monate hinweg eine Art Migräne- und Zyklus-Tagebuch zu führen. Damit ihr selbst einen Überblick über die Attacken bzw. den Trigger bekommt. Der nächste Schritt sollte laut Dr. Tiringer dann auch schon der Gang zum Arzt bzw. zur Ärztin sein.

Wie können Betroffene die menstruelle Migräne behandeln?

„Leidet man unter menstrueller Migräne, sollte man unbedingt einen Termin beim Frauenarzt vereinbaren, um die Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung oder Prophylaxe zu besprechen.“, so die Gynäkologin. Neben bestimmten Schmerzmitteln, könne auch eine hormonelle Therapie bei Menstruationsmigräne helfen. „Hierbei eignen sich am besten östrogenfreie Pillen im Langzyklus bzw. Hormonspiralen. Hierbei versucht man den Östrogenspiegel konstant zu halten.“, rät Dr. Tiringer ihren Patientinnen.

Besonders spannend: Bei etwa 80 Prozent der Migränepatientinnen bessert sich das Migräneleiden im Laufe der Schwangerschaft und Stillzeit vorübergehend. Das liegt an der Veränderung des Hormonhaushalts. Während einer Schwangerschaft ist der Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen konstant hoch. Und auch nach der Menopause pendelt sich bei vielen Patientinnen der Östrogenspiegel auf einem neuen, niedrigen Niveau ein und die Attacken werden weniger oder verschwinden. Ein Lichtblick, wenn auch nur ein kleiner, wenn man bedenkt, dass man als junge Frau noch einige Jahre bis zu Menopause vor sich hat.

Tipps zur Vorbeugung

Für Betroffene hat Dr. Tiringer daher noch wichtige Tipps parat. Zum einen rät sie ihren Patientinnen, die möglichst auf Medikamente verzichten möchten, zu „Becken-Bindegewebsmassage kurz vor der Menstruation.“ Dadurch könnten die Kopfschmerzen sogar völlig ausbleiben.

Ihr zweiter Tipp lautet: Stress vermeiden! „Wie auch bei der normalen Migräne, die unabhängig von der Menstruation auftritt, ist Stress einer der Hauptfaktoren, die zum Ausbruch einer Migräneattacke während der Regelblutung führen.“ Leidtragende sollten laut Expertin am besten ihre Erwartungen an sich selbst überprüfen und für mehr Entspannungsphasen sorgen. Weniger Stress im Alltag lautet also ganz klar die Devise für Frauen, die an Migräneattacken rund um die Periode leiden. Um Raum dafür zu schaffen, ist es auch wichtig offen darüber zu sprechen, egal ob mit dem/der Partner/Partnerin oder den Arbeitgebern. Wer weiß, vielleicht orientieren sich dann noch mehrere Länder an Spanien, welches als erstes Land in Europa einen gesonderten „Urlaub“ für Menschen, die während ihrer Periode an Schmerzen leiden, einführen will.