Über ein Jahr ist es her, dass ein New Yorker Gericht den früheren Medienunternehmer Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen verurteilt hat. Nun geht er in Berufung.

Ihm sei ein fairer Prozess verweigert worden, beklagen seine Anwälte.

Harvey Weinstein geht in Berufung

2017 beschuldigten unzählige Frauen den Filmproduzent Harvey Weinstein der Vergewaltigung beziehungsweise der sexuellen Belästigung. Der Weinstein-Skandal führte in weiterer Folge zur MeToo-Bewegung, unter der unzählige Frauen weltweit ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen teilten.

Harvey Weinstein selbst wurde von etwa 90 Frauen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow, sexuelle Belästigung oder Gewalt vorgeworfen. Im Februar 2020 bekannten ihn die Geschworenen in einem New Yorker Gericht für schuldig. Das Strafausmaß beträgt 23 Jahre. Über ein Jahr später geht der Filmproduzent nun dagegen in Berufung. Seine Verteidiger argumentieren unter anderem, dass mehrere Frauen, die den 69-Jährigen in dem Prozess belastet hatten, eigentlich nicht hätten aussagen dürfen, da ihre Vorwürfe gegen Weinstein nicht Teil der Anklage gewesen seien. „Das amerikanische Strafrechtssystem wurde entworfen, um Angeklagte auf Grundlage ihres Verhaltens zu verurteilen – nicht auf Grundlage ihres allgemeinen Charakters“, heißt es in der Berufung. In dem gerichtlichen Schreiben heißt es außerdem weiter: „Herrn Weinstein wurde sein verfassungsmäßiges Recht verweigert, in einer fairen und unparteiischen Jury vor Gericht gestellt zu werden.“

„Befangenheit einer Geschworenen“

Die Anwälte werfen einer Geschworenen Befangenheit vor. Denn die Frau hatte ein Buch über ältere Männer geschrieben, die jüngeren Frauen nachstellen. Die Anwälte kritisieren zudem, der Vorsitzende Richter James Burke habe ein „unangemessen hartes und übertriebenes“ Strafmaß gegen Weinstein verhängt.

In dem New Yorker Verfahren ging es um sexuelle Angriffe gegen zwei Frauen. Weinstein erwartet außerdem ein Prozess in Los Angeles wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung von mehreren weiteren Frauen. Derzeit sitzt er die Strafe in einem Gefängnis im Bundesstaat New York ab. Man hatte bereits erwartet, dass er in Berufung geht.