Marilyn Manson, Vorzeigebösewicht des Musikbusiness, hat am Montag einen ausverkauften Open-Air-Gig in der Wiener Arena absolviert. Die Show des 45-Jährigen geriet mit 70 Minuten kurz und routiniert. Die Mehrheit der Songs stammte aus den 90ern. Das Ehrenmitglied der Church of Satan bot eine Show mit ein wenig Provokationen und viel Adrenalin. Wirklich begeistern konnte der Schockrocker nicht.

Ein „Best of“ gab es zu erleben, als sich der schlaksige Mann aus Ohio nach 21.00 Uhr dem Publikum präsentierte, um seinen Industrial-Metal-Mix erschallen zu lassen. An der Bühnenwand prangte ein Kreuz mit zwei Querbalken, sechs Laser leuchteten in die anfangs noch von Regen heimgesuchte Arena, als Mozarts Requiem den Beginn der Show einleitete. Das versprach eine gewisse Dramatik, doch der Auftritt ließ im weiteren Verlauf eher auf Routine schließen. Manson wurde bei diesem von einem solide spielenden Trio mit klassischer Rock ’n‘ Roll-Aufteilung begleitet.

„Angel with the Scabbed Wings“, Baujahr 1996 aus seinem Erfolgsalbum „Antichrist Superstar“, wählte der Mann, der schlecht über Jesus und gut über Drogen spricht, als Starter. Fette Gitarrenriffs und wuchtige Bässe begleiteten seinen Schreigesang – der Sound war gut, die Stimmung anfangs auch. Manson selbst, nicht gerade der geborene Charismatiker, ging beim Singen gerne in die Knie – ob es Schwäche war oder Pose, ließ sich nicht klären.

 

 

 „Hey, Cruel World“ aus dem aktuellen Album „Born Villain“ (2012) war einer der wenigen aktuellen Songs. Wirklich erfreut reagierte das Publikum aber ohnehin auf die Klassiker, etwa als es das Depeche Mode-Cover „Personal Jesus“ serviert bekam. Da war bereits Halbzeit und Manson zog sich kurz hinter der Bühne zurück, um in einem weißen Mäntelchen und Sonnenbrille wiederzukehren und „Mobscene“ zum Besten zu geben. Ein wenig Drogenverherrlichung war angesagt, als der inzwischen in Los Angeles Residierende weißes Pulver auf die Bühne rieseln ließ.

Dann der Song mit dem Mitsing-Effekt: „Sweet Dreams“ von den Eurythmics. Nach einer Stunde war der Hauptteil auch schon wieder vorbei. Ein überdimensioniertes Rednerpult, das auf der Bühne erschienen war, versprach aber einen Zugabenteil. Auch hier noch mal eine Prise Provokation, denn das Pult zierte ein rotumrandeter weißer Kreis, in dessen Mitte ein schwarzes „S“ in Runenform prangte. Manson entschied sich wenig überraschend für „Antichrist Superstar“ und bekam dafür einen eher verhaltenen Applaus. Und nach „Beautiful People“ war dann Schluss und ein beliebiger Clubsound aus der Konserve schickte die Anwesenden auf den Heimweg.

Es war kein spannender Auftritt, den Manson gestern bot. Seine einstige kommerziell erfolgreiche Präsenz als Schockrocker hat sich inzwischen doch ziemlich relativiert – und eigentlich ist seine Musik inzwischen nicht so anders zu beurteilen wie seine Arbeit als bildender Künstler: Ihr Wert ergibt sich aus der Bekanntheit der ausführenden Persönlichkeit.