Über zwei Millionen Mal wurde das virale Video aus Wien alleine am Sonntag geklickt – über 27.000 Mal geteilt. Mittlerweile hat Facebook den Clip auf Druck der Staatsanwaltschaft entfernt.

Gewalt-Video sorgt für Entsetzen

Ein 15-jähriges Mädchen wird von mehreren Jungen und Mädchen ihres Alters geohrfeigt und ins Gesicht geschlagen – solange, bis sie Blut spuckt und ihr Kiefer zweifach gebrochen ist. Dabei bleibt das Opfer emotionslos stehen, wehrt sich nicht und lässt die Schläge über sich ergehen, richtet sich zwischendurch die Haare und murmelt dabei lethargisch: „Passt eh alles“. Ihre Peiniger, die sich während der Gewalt-Tat gegenseitig bestärken, stellen ein Video davon auf Facebook. Mittlerweile wurden die Hauptverdächtigen festgenommen – das Mädchen wurde im Spital behandelt.

Hinter der brutalen Tat wurde anfangs ein Aufnahmeritual in eine Clique vermutet. In einem Interview mit der Heute erzählt das Opfer von Banden, Streitigkeiten über Herkunft, und aggressive „Anführer“ – und gibt damit einen Einblick in die erschreckende Gruppen-Dynamik unter Teenagern.

Facebook weigerte sich, das Video zu löschen

So grausam und brutal der Clip auch ist, Facebook wollte das Video nicht entfernen und sorgt so mit seiner fragwürdigen Löschpolitik erneut für Verärgerung. Nutzern, die den Clip gemeldet haben, wurde vom Netzwerk mitgeteilt, dass der Inhalt „nicht gegen die Gemeinschaftsstandards verstoße“.

Vor kurzem sorgte Facebook für Empörung, als die Bilder eines Feuerwehrmannes mit Brandnarben gelöscht wurden.

Auch stillende Mütter, weibliche Brustwarzen, Geburten oder „zu dicke Menschen“ haben im sozialen Netzwerk nichts verloren. Kein Wunder also, dass sich nun vor allem Eltern darüber empören, dass ihren Kindern solch gewalt-verherrlichender Inhalt so leicht zugänglich gemacht wird, andere (vergleichsweise harmlose) Inhalte aber streng zensiert werden.

Neue Form von Gewalt

Was der tragische Vorfall in Wien außerdem klar zeigt: Durch die Nutzung der sozialen Netzwerke ist eine vollkommen neue Form von Gewalt entstanden. Eine Form, die im Netz geteilt werden kann und so viel leichter Nachahmung und Bestärkung findet, die die Hemmschwelle sinken lässt und solch grausame Taten zu alltäglichem, „normalem“ Netz-Content macht.

Info

Betroffene von Gewalt und Mobbing können sich unter anderem an folgende Stellen wenden: Mobbingberatung, Mobbingtelefon, Frauenhelpline, Gewaltinfo, 24 Stunden Frauennotruf.