Wenn die Sonne scheint, steigt die Laune. Zumindest glauben das die meisten, bis der Sommer dann wirklich da ist und man in der Hitze statt purer Euphorie ständig Wutausbrüche erlebt. Diese steigende Wut bei den steigenden Temperaturen ist aber keine Einbildung – sondern hat vielmehr auch einen wissenschaftlichen Hintergrund.

Denn für das Unwohlsein im Sommer gibt es einige Gründe.

Studie zeigen: Hitzewellen steigern Aggressionen

Es ist doch immer das gleiche: Im Winter ärgern wir uns über zu kalte Temperaturen und sehnen uns nach Sommer, Sonne, Strand und Meer. Aber kaum ist es dann soweit, meckern wir trotzdem. Denn wenn die Sonne erstmal da ist merken wir schnell: Hitze mögen wir eigentlich gar nicht.

Und so geht es offenbar vielen Menschen, denn Gereiztheit ist im Sommer ein häufiges Phänomen. Vielleicht habt ihr es ja auch schon beobachtet. Kleine Diskrepanzen eskalieren in großen Streitereien, die Menschen wirken ungeduldiger und Augenrollen gehört zu den täglichen Workouts.

Aber bilden wir uns das alles ein oder sind die Menschen im Sommer wirklich schneller grantig? Die Wissenschaft beantwortet diese Frage mit einem klaren JA! Denn zahlreiche Studien, Experimente und Untersuchungen zeigen: Hitze kann tatsächlich aggressiver machen.

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Frustration steigt mit den Temperaturen

Wie sehr Hitze uns beeinflussen kann, zeigten etwa die Wissenschaftler Paul A. Bell und Robert A. Baron. Die beiden bewiesen in einem Experiment, dass Hitze unsere Laune und unser Aggressionspotential extrem beeinflussen können. Um das zu zeigen teilten die beiden Forscher Proband*innen in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe durfte die andere kritisieren; als Revanche durfte die Gruppe, die kritisiert wurde, ihren Kritiker*innen Stromschläge verpassen. Im Laufe des Experimentes zeigte sich: Je heißer es in dem Raum war, desto öfters verpassten die Menschen ihren Kritiker*innen einen Elektroschock.

Für die Wissenschaftler zeigte das eines ganz klar: Hitze kann frustrierter machen, die Toleranzgrenze beeinflussen und für Antriebslosigkeit sorgen. Wir haben dann eventuell weniger Verständnis für die Fehler anderer und reagieren schneller über.

Warum werden wir in der Hitze schneller grantig?

Vor Wut kochen ist also offenbar nicht nur ein Sprichwort, sondern für viele von uns Realität im Sommer. Die Gründe, warum wir uns in der Hitze aggressiver oder genervter fühlen, sind vielseitig. Zum einen kann das daran liegen, dass wir mehr unterwegs sind und dadurch mehr Menschen treffen, die uns potentiell nerven können. Auch vermehrter Alkoholkonsum kann natürlich das Aggressionspotential verstärken.

Aber es gibt auch rein biologische Erklärungen. Denn unser Grant hängt auch mit unserer „Komfortzone“ zusammen. Diese liegt bei Menschen in Europa zwischen 22 und 25 Grad. Es sind Temperaturen, bei denen wir uns wohl fühlen; ab 28 Grad wird es für uns dann ungemütlicher. Die Folge: wir fühlen uns unwohler, werden aus unserer „Komfortzone“ gerissen und unser Stresspegel steigt. Das heißt: Das Herz schlägt schneller, wir schwitzen und die Blutgefäße erweitern sich.

Verantwortlich dafür ist auch das Hormon Vasopressin. Dieses ist eigentlich dafür zuständig, das Flüssigkeit in unserem Körper bleibt. Doch viele Studien weisen auch darauf hin, dass das Hormon als Nebeneffekt die Aggressivität der Menschen erhöht. Wird es also vermehrt ausgeschüttet – was bei hohen Temperaturen der Fall ist – fühlen wir uns auch gereizter.

„Es ist kein Wunder, dass wir unter diesen sehr warmen Bedingungen, wenn wir viel Flüssigkeit verlieren – wo dieses Hormon sehr aktiv ist – durchaus eine erhöhte Aggressionsschwelle haben“, erklärt auch Hanns-Christian Gunga, Professor am Institut für Physiologie an der Berliner Charité, gegenüber „Deutschlandfunk“.

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Mit diesen Tipps bleibt ihr trotz extremer Hitze cool

Aber keine Sorge, es gibt trotzdem Wege, wie wir den Sommer auch bei Rekordtemperaturen genießen können. Denn cool bleiben geht nicht nur bei der Körpertemperatur, sondern auch bei der mentalen Entspannung.

1. Achtet auf euch

Der erste Schritt, um aus dem Aggressions-Teufelskreis zu kommen ist wohl das Bewusstsein darüber. Wenn ihr bemerkt, dass ihr aggressiver werdet, versucht die Situation zu reflektieren und überlegt euch ganz bewusst: Was passiert hier gerade? Und warum ärgert mich die Situation so?

Vorschnelle Antworten führen zu aufgeladener Stimmung und können schnell eskalieren. Also atmet tief durch und versucht, euch zu entspannen (ja, das mag leichter klingen, als es ist, aber wenn ihr es wieder und wieder übt, fällt es euch schon bald leichter!)

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2. Keep cool

Wenn die Gemüter hitzig werden, kann es helfen, auch körperlich für eine Abkühlung zu sorgen. Trinkt genug Wasser, sorgt dafür, dass ihr nicht überhitzt und setzt euch immer wieder bewusst in den Schatten beziehungsweise in kühlere Räume.

Auch ausreichend Schlaf und die richtige Ernährung beeinflussen unsere Laune! Wer nachhaltig in eine Zen-Haltung übergehen will sollte auch Meditationen und Ruheübungen testen. Die helfen auch nach der Hitzewelle, einen kühlen Kopf zu bewahren.

3. Auch die Hitze geht vorbei

Zu guter Letzt noch ein Tipp für alle, die den Sommer hassen: Es ist bald vorbei! Auch die schlimmste Hitzewelle endet irgendwann und statt Schweißgeruch in der U-Bahn erfüllt schon bald Zimt- und Punschduft eure Näschen. Also tief durchatmen und den Weihnachts-Countdown starten.