Herbstfeststimmung und kulinarische Vielfalt: Der Kürbis im Fokus

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Während hierzulande die Märkte in leuchtendem Orange erstrahlen, wird die Begeisterung für das herbstliche Gewächs auch jenseits des Atlantiks zelebriert. Ein Blick in die USA zeigt, wie tief die Tradition verwurzelt ist, bevor wir uns den botanischen Besonderheiten und der richtigen Zubereitung dieser faszinierenden Beerenfrucht widmen.

Ein Fest für die Sinne in Jessamine County

Zu Ehren der Herbstsaison veranstaltet die Handelskammer des Jessamine County im US-Bundesstaat Kentucky das „Great Jessamine Pumpkin Fest“. Was im Vorjahr noch als bescheidenes Event unter dem Namen „The Great Jessamine Pumpkin“ begann, hat sich heuer zu einer umfassenden Festivität gewandelt. Ronda May, die Geschäftsführerin der Handelskammer, erinnert sich an die Anfänge: Damals wurden Kürbisse lediglich geschnitzt und entlang der Hauptstraße aufgereiht. Die Resonanz der Bevölkerung war jedoch derart positiv und voller Begeisterung, dass man sich dazu entschloss, das Konzept zu erweitern. Warum nicht gleich ein ganzes Festival daraus machen, das den Menschen einen Anlass bietet, in die Stadt zu kommen?

Genau das geschieht nun am 1. November in der Innenstadt von Nicholasville. Von 10 bis 17 Uhr erwartet die Besucher ein buntes Programm. Neben den bereits etablierten Aktionen locken Foodtrucks, ein Streichelzoo und ein Labyrinth aus Heuballen. Für das leibliche Wohl sorgt unter anderem ein „Smoke House“, und auch der Wettbewerbsgeist kommt nicht zu kurz: Ein Chili-Kochwettbewerb sowie Kostümwettbewerbe runden das Angebot für Familien ab. Lokale Händler nutzen die Gelegenheit, ihre Waren feilzubieten.

Vom Wildgewächs zur beliebten Beerenfrucht

Doch egal ob in Kentucky oder in der Steiermark – die Basis dieser Feste ist stets dieselbe Pflanze. Weltweit gedeihen rund 800 verschiedene Kürbissorten, die allesamt aus fünf bitter schmeckenden Wildformen gezüchtet wurden. Botanisch betrachtet handelt es sich dabei übrigens keineswegs um Gemüse, sondern um Beerenfrüchte. Ursprünglich in Lateinamerika beheimatet, fanden sie im 16. Jahrhundert durch die Spanier ihren Weg nach Europa. Von der enormen Sortenvielfalt sind rund 200 essbar, während die restlichen als ungenießbare Zierfrüchte dienen. Unter den Speisekürbissen haben sich Sorten wie der Butternut, der Muskatkürbis oder der allseits beliebte Hokkaido fest in unseren Küchen etabliert.

Qualität erkennen und richtig lagern

Wer sich den Herbst ins Haus holen möchte, sollte beim Einkauf wählerisch sein. Saison haben die Früchte meist von Ende August bis in den Spätherbst. Experten raten dazu, eher zu kleineren Exemplaren zu greifen. Diese bestechen durch festeres Fruchtfleisch, weniger Fasern und einen wesentlich intensiveren Geschmack als ihre riesigen Verwandten. Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal ist der Stiel: Er muss verholzt und unbedingt vorhanden sein. Früchte ohne Stiel neigen dazu, Fäulnisbakterien aufzunehmen und trocknen rascher aus. Auch die Klopfprobe ist hilfreich: Klingt der Kürbis beim Anklopfen leicht hohl, ist er reif. Weiche Stellen oder Druckstellen an der Schale sind hingegen ein Ausschlusskriterium.

Für die Lagerung empfiehlt sich ein kühler, dunkler Ort. Sorten wie der Hokkaido können bei Temperaturen um die 10 Grad Celsius problemlos mehrere Monate überdauern. Wer den Vorrat länger sichern möchte, kann das Fruchtfleisch auch einfrieren. Hierfür wird der Kürbis zerteilt, entkernt und gewürfelt. Beim Hokkaido darf die Schale sogar im Tiefkühler dranbleiben.

Tipps für die Zubereitung in der Küche

Die Verarbeitung der harten Schale stellt manche Köche vor eine Herausforderung. Ein großes, scharfes Messer ist hier Pflicht. Man sticht mit der Spitze in die Frucht und drückt die Klinge vorsichtig mit dem Handballen nach unten. Sollte die Schale extrem widerstandsfähig sein, gibt es einen praktischen Trick: Den Kürbis einfach bei 150 Grad für etwa 30 Minuten im Ofen vorbacken, bis er weicher ist, und erst dann zerkleinern. Kerne und Fasern lassen sich anschließend bequem mit einem Löffel entfernen. Praktischerweise muss bei Sorten wie dem Hokkaido oder dem Spaghetti-Kürbis gar nicht geschält werden, da die Schale bedenkenlos mitgegessen werden kann.

Kulinarische Wandlungsfähigkeit

In der Küche zeigt sich der Kürbis dann von seiner vielseitigsten Seite. Ob als cremiges Püree, klassische Suppe, im Risotto oder als Füllung für Teigtaschen – die Möglichkeiten sind schier endlos. Auch als Beilage, eingelegt oder im Curry macht er eine gute Figur. Sogar für Süßspeisen wie Kuchen, Kompott, Pudding oder Marmelade eignet sich das aromatische Fleisch hervorragend. Während Kürbisspalten aus dem Ofen – mit etwas Öl und Gewürzen verfeinert – oft schon nach 15 bis 30 Minuten gar sind, benötigen gefüllte Varianten gut und gerne eine dreiviertel Stunde bis Stunde.

Da viele Kürbissorten kein allzu starkes Eigenaroma besitzen, darf beim Würzen mutig vorgegangen werden. Pikante Noten verleihen schwarzer Pfeffer, Chili, Paprikapulver, Knoblauch und Ingwer. Für eine exotische Note sorgen Currymischungen und Kokosmilch, während ein Spritzer Zitronen- oder Limettensaft für die nötige Frische sorgt. Im süßen Bereich harmonieren Honig, Zimt, Nelken und Vanille perfekt, wobei diese Gewürze auch einer pikanten Kürbissuppe den letzten Schliff geben können. Kräuter wie Dill, Liebstöckel, Rosmarin oder Thymian runden das Geschmacksprofil ab.

Gesundheitlicher Wert und Vorsicht bei Zierkürbissen

Der Genuss ist dabei durchaus gesundheitsfördernd. Mit nur etwa 25 Kalorien pro 100 Gramm ist das Fruchtfleisch äußerst kalorienarm und liefert gleichzeitig wichtiges Kalium, Kalzium, Zink sowie Vitamine. Die enthaltene Kieselsäure stärkt zudem Bindegewebe, Haut und Nägel.

Eine Warnung ist jedoch angebracht: Zierkürbisse gehören keinesfalls auf den Teller. So appetitlich manche Sorten auch aussehen mögen, sie enthalten giftige Bitterstoffe, sogenannte Cucurbitacine. Diese wurden aus den essbaren Speisekürbissen herausgezüchtet, sind in den Zierformen aber noch enthalten und können der Gesundheit schaden. Wer sich an diese Regeln hält, kann die Kürbiszeit – ob beim Festival in Kentucky oder am heimischen Esstisch – in vollen Zügen genießen.