Den Klimawandel spürt man mittlerweile auch in österreichischen Städten. Die Temperaturen klettern immer weiter nach oben. In Anbetracht der Erderwärmung wird es immer wichtiger, sich Gedanken um moderne Architektur zu machen. Besonders die Stadtbegrünung wird in Zukunft ein wichtiges Thema sein.

Die immer heißeren Sommer setzen vor allem Menschen in Städten und Betonwüsten sehr zu.

Die Sommer werden immer heißer

Der Klimawandel dominiert momentan die Medienberichterstattung. Themen wie die globale Erwärmung führten zu Bewegungen wie Fridays for Future. Zahlreiche junge Menschen protestieren für eine Veränderung der Klimapolitik. Sie verlangen von Politik und Wirtschaft mehr Maßnahmen zum Schutz unserer Umwelt und zur Reduzierung der vom Menschen produzierten Treibhausgase. Die Auswirkungen des Klimawandels spürt man aber bereits, wie auch die Europäische Kommission erklärt. Das Eis der Polarkappen schmilzt, es kommt zu immer extremeren Wetterereignissen wie heftigen Niederschlägen oder eben starken Hitzewellen. Der vergangene Juli war weltweit der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch in Österreich waren die letzten Sommer von sehr hohen Temperaturen geprägt.

Mit Stadtbegrünung auf den Klimawandel reagieren

Die Veränderung des Klimas stellt auch die Städte vor große Herausforderungen. Gerade in urbanen Gebieten gibt es viel Beton und nur wenige Pflanzen. Eine Studie der ETH Zürich zeigt allerdings, dass nichts so effektiv den Klimawandel reduzieren könnte wie das massenhafte Pflanzen von Bäumen. Die Forscher meinen in diesem Fall vor allem großflächige Wälder. Trotzdem sind sich viele Wissenschaftler einig, dass grüne Bauweisen in Städten erheblich zur Verbesserung des Luft- und Wasserhaushaltes beitragen. Auch in Österreich gibt es deswegen Maßnahmen zur Stadtbegrünung. In Wien gibt es zum Beispiel mehrere Projekte zur Fassaden- und Straßenbegrünung.

Projekte zur Begrünung der Stadt

So wird beispielsweise seit Ende August an der „Kühlen Meile“ in der Zieglergasse im siebten Bezirk gebaut. Hier möchte man mit gutem Beispiel vorangehen und die Anpassung an den Klimawandel starten. Insgesamt 24 Bäume auf einem Kilometer will man pflanzen. Außerdem möchte man Trinkbrunnen und sogenannte Kühlbögen installieren. Diese Bögen sollen gewisse Straßenabschnitte um mehrere Grad abkühlen. Nebelduschen und Sitzgelegenheiten sollen die Zieglergasse zusätzlich zu einer Oase an heißen Sommertagen machen. Die Umbauten dauern voraussichtlich bis Ende des Jahres. 2,4 Millionen Euro kostet das Projekt. Ob die zusätzlichen Schattenplätze durch die neuen Bäume also tatsächlich etwas bringen, wird man erst nächsten Sommer sehen können.

Auch die Fassadenbegrünung, also die Bepflanzung von Hauswänden kann helfen, die Temperaturen in der Stadt zu regulieren und sogar vor extremen Wetterereignissen schützen. Diese Form der Begrünung ist kein neues Konzept. Wer kennt nicht das schöne Haus am Land, das komplett mit Efeu überwachsen ist? In Anbetracht des Klimawandels bekommt diese Form der Begrünung aber eine ganz neue Bedeutung. Fassadenbegrünungen haben nämlich die Funktion einer lokalen „naturnahen Klimaanlage“. Je mehr Gebäude eines Gebietes begrünt werden, umso größer ist die positive Wirkung auf das Klima. Fassaden werden vor starkem Regen und Sonne geschützt. Schädliche Luftinhaltsstoffe und Staub werden vom dichten Laub einer Fassadenbegrünung festgehalten. Die grünen Hauswände dienen als Luftreinigungsanlage. Sie produzieren nämlich Sauerstoff und binden CO2. In Wien kann man übrigens Förderungen von Fassadenbegrünungen bei der Umweltschutzabteilung MA 22 beantragen.

Gymnasium Kandlgasse: Begrünte Schule in Wien

Auch in der Forschung arbeitet man in Wien an Konzepten für eine grünere Stadt. So hat beispielsweise das Gymnasium Kandlgasse im Rahmen eines Projekts mit der TU Wien die Auswirkungen von Fassaden- und Dachbegrünung in Kombination mit Photovoltaikanlagen untersucht. Das Gebäude der Schule wurde daher begrünt und an gewissen Stellen ergänzte man die Begrünung mit Solarzellen. Man wollte herausfinden, wie die Zusammenarbeit der Anlagen und Pflanzen auf Energiesparpotential, Raumluftqualität, Luftfeuchtigkeit, Beschattung oder Lärmminderung auswirkt. Das Experiment hatte einen positiven Effekt auf die Wärmedämmung des Schulgebäudes. Gleichzeitig hat sich der Schallpegel reduziert und die Pflanzen hatten einen positiven Einfluss auf die CO2-Konzentration.

MA 48-Haus: Vorzeigeprojekt sorgt für Lacher

Vor Kurzem sorgte die begrünte Fassade der MA 48-Zentrale für Lacher. Das Haus erstrahlte nämlich nicht wie sonst in Grün, sondern in einem verdorrten braun. Mitte August waren die rund 17.000 Pflanzen auf 850 Quadratmetern plötzlich braun und trocken. Ein Ausfall der Bewässerungsanlage hatte anscheinend dazu geführt, dass sie drei Tage lang keinen Tropfen Wasser abbekamen. Das Haus gilt als Vorzeigeprojekt der Umweltstadträtin Ulli Sima. Vor zehn Jahren ließ man die Fassade des Hauses mit Thymian, Katzenminze und Blaugräsern bepflanzen, die in Aluminiumschalen mit UV-geschützten Tropfschläuchen bewässert werden. Mittlerweile erholen sich die Pflanzen aber auch wieder von ihrer Durststrecke.

Singapur ist Meister der Stadtbegrünung

Nicht nur in Österreich ist die Stadtbegrünung ein Thema. Weltweit entwerfen Architekten deshalb neue Lösungen in der Stadtplanung. Als Vorbild gilt hier Singapur. Mehr als fünfeinhalb Millionen Menschen leben auf dem asiatischen Inselstaat. Hochhäuser reihen sich an Hochhäuser. Singapur ist weltweit führend in der Begrünung von Gebäuden. Anders als man aus österreichischen Städten gewohnt ist, gibt es hier aber kaum Betonklötze oder karge, graue Gebäude. Denn die Häuser haben zum Beispiel Öffnungen in den Fassaden, die sich oft über mehrere Stockwerke erstrecken. Verschiedene Pflanzen schlingen sich hier um die Bürogebäude oder Wohnhäuser und prägen somit das Stadtbild. Singapur sieht sich selbst als „Stadt in einem Garten“. Kann diese Form des Bauen Vorbild für österreichische Städte werden?