Plastikverzicht, Flugscham, Demonstrationen fürs Klima: Die Bürger denken immer ökologischer und erkennen wie wichtig Klimaschutz ist. Ökonom Niko Paech verneint diese Entwicklung vehement. Gerade jetzt wächst die Nachfrage nach dekadentem Luxus.

Hunderttausende gehen freitags für den Klimaschutz auf die Straße. Wird die Gesellschaft also insgesamt ökologischer? Im Gegenteil, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech. Inmitten der Klagerufe über die Klimakrise wachse ausgerechnet die Nachfrage nach dekadentem Luxus am stärksten, der einen immensen Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase mit sich bringe, erklärte der Ökonom der Universität Siegen der Nachrichtenagentur dpa.

Luxus erzeugt Treibhausgase

„Das sind Kreuzfahrten, das sind SUVs, das ist der Luftverkehr, die Digitalelektronik und die Nachfrage nach noch mehr Wohnraum. Das ist purer Komfort, der sich nicht als Befriedigung essenzieller Grundbedürfnisse rechtfertigen lässt. Hier offenbart sich die Lebenslüge einer Gesellschaft, deren Mehrheit meint, sie sei klimakompetent, aber lebt wie ökologische Vandalen!“

UNO-Klimakonferenz in Madrid

Die UNO-Klimakonferenz, die am Montag in Madrid beginnt, berät darüber, wie sich die Erderhitzung auf ein erträgliches Maß begrenzen lässt, ohne dass Ökosysteme in wenigen Jahrzehnten kollabieren. Paech sagte, nötig sei ein radikales Umsteuern, um den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu senken – und zwar kurzfristig. Seit Jahrzehnten werde versucht, das Wirtschaftswachstum von Umweltschäden aller Art zu entkoppeln. „Und wir haben nichts, aber auch gar nichts erreicht.“

Klimaschutz heißt: Urlaub ohne Kerosin

„Vordringlich ist der Rückbau einer Mobilität, die mit dekadentem Luxus korrespondiert und dabei Massen an Öl verbraucht. Es gibt kein Menschenrecht darauf, eine Kreuzfahrt zu buchen. Es gibt kein Menschenrecht darauf, Urlaub mit dem Flugzeug zu machen.“ Es existierten aber unendlich viele Möglichkeiten, hier in Europa Urlaub ohne Kerosin zu verbringen.