Beim Klimagipfel in Madrid hielt unter anderem auch der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Rede. Unterstützt wurde er dabei von einem Stoff-Eisbären.

In seiner Ansprache erzählt er die Geschichte eines sechsjährigen Jungen, der 2050 Mitte 30 sein wird. Der Bundespräsident beschreibt dabei eine dystopische Zukunft.

Klimagipfel: Van der Bellen appelliert an Regierungschefs

Bei der 25. UN-Klimakonferenz möchte man über Themen wie Hilfen für Entwicklungsländer bei der Bewältigung klimabedingter Schäden sowie konkrete Regeln zur Einbeziehung von Marktmechanismen bei der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens verhandeln. „2020 ist das Jahr, in dem wir unsere nationalen Klimapläne nachbessern müssen. Und ab da darf es mit den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen nur mehr in eine Richtung gehen: Nach unten!“, appellierte der österreichische Bundespräsident Van der Bellen am 1. Dezember.

Um sein Anliegen deutlich zu machen, erzählte Van der Bellen in seiner Rede von einem sechsjährigen Jungen namens David. David sei der Sohn einer Mitarbeiterin und werde 2050 Mitte 30 Jahre alt sein. Das Kind habe ihm erklärt, dass man Strom sparen müsse, weil sonst die Eisbären aussterben würden. Der Politiker zeigte dann einen kleinen Stoff-Eisbären, den er David zu seinem Geburtstag schenken werde. Der Bundespräsident schilderte daraufhin zwei verschiedene Zukunftsszenarien. In der einen ist Wien eine Hitzepool, in der es inzwischen sogar das tropische Dengue-Fieber gibt, in der anderen fahren die Fahrzeuge jeweils mit Elektroantrieb durch eine inzwischen begrünte Bundeshauptstadt. Aus vielen „Ölkonzernen“ seien zudem „Sonnenkonzerne“ geworden.

„Es ist unsere Entscheidung“

Van der Bellen räumte außerdem ein, dass diese Zukunft nicht unser Schicksal sei. „Es ist schlicht und einfach unsere Entscheidung“, erklärt er in seiner Rede. 2020 sei die Entscheidung fällig, die nationalen Klimapläne nachzubessern. „Denn unsere Kinder werden später auch an uns denken, daran, was wir getan haben. Oder daran, was wir nicht getan haben“, schloss der Bundespräsident seine Rede.

Hier könnt ihr die ins Deutsche übersetzte Rede nachlesen:

Ladies and Gentlemen!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Das ist ein Eisbär.

David, der Sohn einer Mitarbeiterin, war kürzlich bei uns im Büro. Als er die Kristallluster in der Wiener Hofburg sah, glänzten seine Augen. Aber er sagte auch zu mir: „Wir müssen Strom sparen, sonst sterben die Eisbären.“

David hat diese Woche Geburtstag. Er wird sechs. Sicher ist er schon ganz aufgeregt. Ich werde ihm diesen Eisbären schenken. David denkt schon jetzt darüber nach, wie die Welt aussehen wird, wenn er groß ist.

Wird Davids Welt so aussehen? Wenn er mitten im Leben steht, 2050, also in 30 Jahren. David hat vielleicht selbst zwei Kinder. Seine Familie lebt vielleicht in Wien. Es ist aber nicht mehr das Wien seiner Kindheit. Die Stadt ist mittlerweile monatelang brütend heiß. Viele Bäume haben die Hitze nicht überlebt.

Als Kind war David im Winter oft rodeln. Seine Kinder kennen Rodeln nur aus Papas Geschichten. Davids Tochter hatte letztes Jahr das Dengue-Fieber, ursprünglich eine Tropenkrankheit. Das ist die eine Möglichkeit.

Oder wird Davids Welt so aussehen? Die Wiener Luft ist frei von Feinstaub. David ist meist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Sie wurden flächendeckend ausgebaut. Autos fahren schon längst nur mehr mit Elektroantrieb. Die Temperaturen steigen im Sommer nur selten über 35°.

Wien ist jetzt viel grüner als in Davids Kindheit. Neu gepflanzte Bäume bringen Schatten in die Stadt und kühlen sie. Das letzte Kohlekraftwerk weltweit hat schon längst zugesperrt. Aus vielen Ölkonzernen sind Sonnenkonzerne geworden.

Meine Damen und Herren!

Es ist nicht Schicksal, wie David und all die anderen Kinder leben werden. Es ist schlicht und einfach unsere Entscheidung. 2020 ist das Jahr, in dem wir uns entscheiden müssen.

2020 ist das Jahr, in dem wir unsere nationalen Klimapläne nachbessern müssen. Und ab da darf es mit den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen nur mehr in eine Richtung gehen:

Nach unten!

Nach unten!

Wir wissen seit langem, was zu tun ist. Und sehr viel geschieht auch schon.

Beim R20 Austrian World Summit in Wien mit Arnold Schwarzenegger zeigen wir jedes Jahr wie konkreter Klimaschutz funktioniert. Große Hoffnung machen mir auch die lautstarken Fridays for Future. Sie kämpfen für ihre Zukunft.

Meine Damen und Herren!

Sie alle sind, so wie ich, so genannte Entscheidungsträger. Staatsoberhäupter, Regierungschefs, Minister, Diplomaten, Regierungsbeamte. Sie entscheiden für Ihr Land. Und Sie alle haben wahrscheinlich Kinder, oder Enkelkinder, die Sie lieben. So wie ich.

Bitte denken Sie an diese Kinder, wenn Sie für Ihr Land entscheiden. Denn unsere Kinder werden später auch an uns denken, Daran, was wir getan haben. Oder daran, was wir nicht getan haben.

Wenn ich David diesen Eisbären schenke, werde ich ihm sagen, dass viele Erwachsene alles tun werden, um diesen Planten aufzupassen.

Und hoffentlich gibt es dann auch noch echte Eisbären. Ich wünsche David und uns allen eine gute Zukunft.

Vielen Dank.