In „Kitz“ treffen zwei Welten aufeinander. Die Rich-Kids aus München nutzen den Nobelort Kitzbühel zum Partymachen. Und die Einwohner wollen einfach nur ihre Ruhe haben. Die neue Netflix-Serie spielt mit gängigen Klischees und sorgt trotzdem für Spannung, Drama und Momente, in denen wir uns alle wiedererkennen.

Im Interview verraten uns die Darstellerinnen und Darsteller alles über das Set-Leben während der Pandemie und auch, wie sie es geschafft haben, jemanden zu verkörpern, in den sie sich erst einfühlen mussten.

„Kitz“: Drama im Ski-Nobelort der österreichischen Alpen

Wenn uns die sechsteilige Netflix-Serie „Kitz“ eines gelehrt hat, dann, dass wir froh sind, nicht zu den oberen Zehntausend zu gehören und ein ziemlich normales und Drama-freies Leben zu führen. Kurz zum Inhalt: Lisi Madlmeyer (Sofie Eifertinger) trauert um ihren Bruder, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Sie führt ein mehr oder weniger unauffälliges Leben, hat einen loyalen Freundeskreis und arbeitet gelegentlich als Kellnerin, obwohl sie eigentlich einen großen Traum hat: Fashion! Doch der ist mit dem Tod ihres geliebten Bruders geplatzt.

Der Einzug der Müncher Bonzenkids stellt das Leben von Lisi so richtig auf den Kopf. Sie schleicht sich in die Clique von Influencerin Vanessa von Höhenfeldt (Valerie Huber) und sorgt für einige Intrigen, die ihr das Leben zur Hölle machen sollen. Und auch im Leben von Kosh (Zoran Pingel), dem schwerreichen Freund von Vanessa, gibt es einige Dramen: Er kämpft immer wieder gegen seinen Drang an, Nächte durchzufeiern, Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen. Und ganz nebenbei verliebt er sich auch noch in Lisis besten Freund Hans aka Bauernburschi (Ben Felipe).

Party, Party, Party: Die Lieblingsbeschäftigung der Müncher Elite. Bild: Netflix / Walter Wehner

Wie die Young-Adult-Serie zum Diskutieren anregt

Dass Young-Adult-Content gerade absolut im Trend ist, haben zuvor bereits Serien wie „Élite“, „Riverdale“ und der Klassiker „Gossip Girl“ bewiesen. In den deutschen oder gar österreichischen Breitengraden hat man bisher vergeblich nach einem (erfolgreichen) Genre wie diesem gesucht („Schloss Einstein“ zählen wir hier jetzt nämlich nicht dazu!). Da kommt das Drama, das sich in den Kitzbüheler Alpen abspielt, gerade recht.

Eigentlich war schon von vorneherein klar, dass diese Serie für ordentlich Gesprächsstoff sorgt. Die einen lieben es – die anderen finden einige Kritik-Punkte daran. Allen voran Österreicherinnen und Österreicher, die sich offenbar nicht ausreichend repräsentiert fühlen. Aber mal ehrlich: Sind alle Spanierinnen und Spanier stinkreich und auf Mystery-Verbrechen aus? Haben alle Freundes-Cliquen in den USA nichts Besseres zu tun, als Geld auszugeben, die Partnerinnen und Partner intern durchzutauschen und mittels Alter Ego pikante Geheimnisse zu verbreiten? Eben.

Wer ist schuld am Tod von Lisis Bruder Joseph? Bild: Netflix / Werner Wehner

Wer eher auf reale Darstellungen seines Landes (in dem Fall Österreich) steht, sollte vielleicht lieber mal Reality-Shows im linearen Fernsehen ansehen. Denn Serien sind nun einfach mal dazu da, um uns aus unserem Alltag zu holen und eine Welt zu kreieren, in der Fantasie eine große Rolle spielt. Und genau das ist es doch, was wir so sehr lieben, oder?!

So hat sich Valerie Huber auf die Rolle vorbereitet

Hinter der rachsüchtigen Lisi und der selbstverliebten Truppe rund um Vanessa, stecken Schauspielerinnen und Schauspieler aus Österreich und Deutschland, die wir uns gut merken sollten. Denn „Kitz“ war mit Sicherheit nicht das Letzte, was wir von ihnen sehen durften. Wir haben mit dem Cast der Netflix-Serie über Dreharbeiten während der Pandemie und sonstige Herausforderungen gesprochen. Spoiler: In Kitzbühel kann es wirklich saukalt werden!

Doch beginnen wir erstmal bei Vanessa, die von der Wienerin Valerie Huber gespielt wird. Die blonde Schönheit hat eine ganze Entourage an Schein-Freunden und Bediensteten hinter sich und glaubt, unsterblich zu sein. Lisi lehrt sie eines Besseren und zeigt ihr nach und nach die Schattenseiten ihres Luxuslebens. Wie sich die Österreicherin auf diese Rolle vorbereitet hat, verrät sie uns im Interview.

Social Media ist ihre Leidenschaft: Influencerin Vanessa von Höhenfeldt liebt es, sich zu fotografieren. Bild: Netflix / Walter Wehner

„Da Vanessa eine Influencerin ist, war es nicht sehr schwer, auf Instagram viele Beispiele zu finden, wie diese heutzutage aussehen, agieren und wofür sie Werbung machen. Auf der anderen Seite hab ich mir natürlich ‚Gossip Girl‘ angeschaut. Da gibt es einige Rollen, die wirklich ein gutes Vorbild für diese Art von Charaktere sind“, so die 26-Jährige. Denn eigentlich ist Valerie genau das Gegenteil von Vanessa. „Ich hab mir dann gedacht, ich mach mir einen Spaß draus und lass einfach mal alles raus, was ich sonst im privaten Leben nicht sein möchte. Das macht auch ziemlich viel Spaß!“

Die Dreharbeiten zu „Kitz“ fanden übrigens mitten im Lockdown (fragt uns bitte nicht, während welchem der zahlreichen Lockdowns) statt. Eine besondere Herausforderung für den jungen Cast. Valerie zeigt sich aber dennoch sehr dankbar, dass der Dreh überhaupt möglich war. „Die Dreharbeiten waren ein Privileg. Österreich war damals im Lockdown und wir durften trotzdem einfach unserem Beruf nachgehen, was in der Zeit eine totale Ausnahme war. Natürlich gab es strenge Regulationen und es ist auch eine andere Art zu drehen und zu arbeiten. Aber es hat gut funktioniert und wir waren einfach nur dankbar, dass wir in diesen schwierigen Zeiten arbeiten durften.“

Mit dem Schauspielern begonnen hat Valerie übrigens bereits vor langer Zeit. Im zarten Alter von zehn Jahren hat sie in der österreichischen TV-Serie „Tom Turbo“ an der Seite von Thomas Brezina gespielt. „Das hat damals so viel Spaß gemacht, dass ich dann gesagt habe: ‚Mama, ich MUSS diesen Job mal machen‘ und seit dem verfolge ich das auch!“ Fun Fact: Valerie hat im Casting von „Kitz“ eigentlich für die Rolle von Lisi vorgesprochen.

Soviel „Lisi“ steckt in Sofie Eifertinger

Bleiben wir doch gleich bei Lisi! Die Serien-Kitzbühelerin und gebürtige Deutsche zeigt uns allen, was uns im Serien-Universum immer gefehlt hat! Nämlich eine Figur, mit der wir uns trotz all des Glitzers und des Glamours identifizieren können. Hier kommen wieder die zwei Welten, die in „Kitz“ aufeinander prallen, ins Spiel. Lisi zeigt sich ganz natürlich, genauso wie sie ist. Fans ist sofort aufgefallen, dass sie nicht zu den „Girls“ gehört, die sich vollkommen überschminkt und retuschiert zeigen. Gut, dafür sind natürlich die Serienmacher verantwortlich. Aber dennoch ist es zur Abwechslung mal wirklich erfrischend, eine Schauspielerin zu sehen, die mal keine aalglatte und perfekte Haut hat. (Aber wer hat das schon?!)

Wie sie zu Lisi Madlmeyer gefunden hat, erzählt uns die 26-Jährige höchstpersönlich. „Ich hab mir natürlich erstmal das Drehbuch angeschaut, durchgelesen und reingefühlt. Wie fühlt es sich an, Lisi zu sein? Dann hab ich mir Gedanken zu Trauer gemacht und zu den Empfindungen, die Lisi hat.“ Ohne den Cast, der übrigens auch im echten Leben eng befreundet ist, hätte es aber nur halb so gut funktioniert. „Die Hauptenergie kam dann davon, dass wir alle zusammen ans Set gekommen sind. Jeder Charakter hat seine eigene Liebe mitgebracht“, so Sofie.

Lisi verfolgt einen gefährlichen Plan. Bild: Netflix / Walter Wehner

Auch, wie ähnlich sie der toughen Lisi ist, verrät uns Sofie: „Es steckt einiges von Lisi in mir. Vor allem, das sehr stark verbunden sein mit den eigenen Gefühlen und den eigenen Zielen und dann immer wieder zu merken, dass das, wo ich hin will, so weit weg ist.“ Selbst ihre eigenen Schwächen werden teilweise von Lisi verkörpert. „Ich hab ihr ganz stark erlaubt, auch schwach sein zu dürfen, selbst wenn sie die Protagonistin ist.“

Durch ihren natürlichen Auftritt in der Serie hat Sofie die Herzen der Fans im Sturm erobert. Eine Sache, für die sie besonders dankbar ist: „Ich freu mich sehr über das Feedback, dass das so erfrischend ist und dass so viele Leute genauso eine Figur gebraucht haben.“

Zoran Pingel: Das steckt hinter dem Begriff „Bauernburschi“

Wer Kosh in den sechs Folgen der Netflix-Serie nicht lieben gelernt hat, der hat wohl wirklich kein Herz! Immerhin haben wir den schwerreichen Hotelerben auf einer schmerzhaften Entwicklung seiner Persönlichkeit begleitet. Das Leben von Kosh zeigt, dass massenweise Geld nicht glücklich macht und auch der übermäßige Konsum von Alkohol und Drogen keine Besserung verspricht. Einzig wahre Freunde und eine Person, bei der man sein kann, wie man ist, braucht man, um durchatmen zu können.

Im Fall von Kosh ist das Hans aka Hansi aka Bauernburschi. Und genau über den letzten Begriff müssen wir sprechen! Und zwar mit Kosh alias Zoran Pingel persönlich. Denn er weiß, wer überhaupt erst darauf gekommen ist. „Ich hab’s leider nicht erfunden“, lacht der 22-Jährige. „Ich denke, es war Vitus, einer der Showrunner. Der hat, glaube ich, seine eigene Vergangenheit mit diesem Wort. Ich finde aber, es passt super zu ‚Kitz‘ und auch zu Kosh, der das ja sehr oft benutzt. Das ist auch nicht abwertend gemeint, sondern eine eigene Art und Weise, die die Zuneigung für Hans darstellt.“ Gut, damit können wir leben!

Kosh und sein „Bauernburschi“ Hans. Hat ihre Liebe eine Zukunft? Bild: Netflix / Walter Wehner

Dann weiht uns der Hamburger auch in sein Geheimnis ein, wie er in die Rolle von Kosh gefunden hat. „Das Erste, was ich gemacht habe, war, Kosh einen eigenen Gang zu geben. Ich war immer der Meinung, Kosh braucht etwas Schwungvolles. Es sollte auch eleganter sein, als mein eigener Gang. Auch sinnlicher und weicher. Da dachte ich immer sofort an eine Raubkatze. Deshalb bin ich als Kosh immer nur auf den Fußballen gegangen.“ Um noch weiter in seine Figur zu finden, stürzte sich Zoran in die Recherche und erforschte, was Millionäre den ganzen Tag lang so treiben. „Ich hatte auch ein Kostüm mit edleren Stoffen, die sich anders auf der Haut angefühlt haben. Und dann ging das auch weiter mit Wellness, Nägel lackieren und schminken. Ich hab all die Dinge gemacht, um zu verstehen, warum Kosh sie macht.“

Ein Drehtag ist Zoran besonders in Erinnerung geblieben: „Es gibt eine Szene, die in den Bergen spielt. Vanessa hat gerade ein Fotoshooting und ich sollte mit einem Schneemobil von ganz weit hinten in die Szene reinfahren. An dem Tag war’s aber sehr, sehr kalt – wahrscheinlich um die minus 15 Grad! Es war so kalt, dass sogar mein Kiefer eingefroren ist und ich in der Szene kaum reden konnte. Selbst meine Hände sind eingefroren und ich hatte echt Schwierigkeiten, das Schneemobil zu starten.“ Klingt erstmal richtig traumatisierend, doch am Ende hat es sich wohl gelohnt. „Als dann die Sonne über den Bergen rauskam, hat das alles entschuldigt“, erzählt der Schauspieler.

Kommt eine zweite Staffel von „Kitz“?

Abschließend haben wir noch eine Frage, die uns wohl allen auf der Seele brennt: Wird es eine weitere Staffel von „Kitz“ geben? Laut Sofie Eilfertiger gäbe es jedenfalls großes Potenzial dazu: „Wir haben sehr viel zu erzählen…“, sagt sie mit einem verräterischen Blick. Bis wir darauf jedoch eine endgültige Antwort bekommen, müssen wir uns wohl noch etwas gedulden.

Doch der Fakt, dass sich die Serie seit dem Erscheinungsdatum am 30.12.2021 sehr wacker im Spitzenbereich der Netflix-Charts hält, ist ein ziemlich gutes Zeichen, wie wir finden!