Kanye West steht derzeit einmal wieder in der Kritik. Nein, dieses Mal geht es nicht um öffentliche Schimpftiraden und Eskapaden, sondern um seine Modelinie. Denn die neue Yeezy-Kollektion in Kooperation mit Gap sorgt für heftige Diskussionen.

Der Grund: Seine Inspiration war Obdachlosigkeit. Na ob man das einen Trend nennen kann?

Kanye West: „Obdachlose“ als Inspiration für neue Kollektion

Schon klar, Kunst ist immer subjektiv und genauso unterschiedlich wie die Arbeiten von Künstler*innen, Designer*innen und anderen Kreativen, ist auch die Suche nach der Inspiration. Manch einer findet sie in einer bestimmten Muse, manche lassen sich von aktuellen politischen Themen beeinflussen und wieder andere sehen in alltäglichen Dingen, Landschaften und Szenen den größten Einfluss.

Und dann ist da Kanye „Ye“ West. Für die aktuelle Zusammenarbeit seiner Streetwear Marke Yeezy mit der Modemarke The Gap ließ er sich nämlich von „Kindern“ und „Obdachlosen“ inspirieren. Zumindest betont er das in einem mittlerweile gelöschten Instagram-Post. Was dabei rauskam: Eine in Schwarz- und Grautönen gehaltene Streetwear-Kollektion bestehend aus Hoodies, Tanktops, Parka, Gürtel unyeed Co. Das günstigste Teil aus der Kollektion: Ein Schlüsselband für umgerechnet rund 60 Euro.

Doch der Preis ist nicht der Grund, warum online gerade heftig über die Kollektion diskutiert wird. Sondern die Art und Weise, wie die Teile verkauft werden. Denn ein Twitter-User teilte ein Foto aus einem Gap-Store, in dem die Kleidung lieblos in XXL-Müllsäcke gestopft und so präsentiert wurde; und zwar mit voller Absicht. „Der Verkäufer sagte, dass Ye wütend wurde, als er sah, dass sie es auf Bügeln hatten und er es so haben wollte. Sie werden dir auch nicht helfen, deine Größe zu finden, du musst einfach alles durchwühlen“, schildert der User.

Gespaltene Reaktionen auf neue Kanye West Kollektion

Die Reaktionen auf diese – nennen wir es außergewöhnliche – Art des Verkaufens, sind … nun ja … durchwachsen. Denn irgendwie kann niemand so ganz verstehen, warum sie für ziemlich teure Streetwar-Teile auch noch durch Müllsäcke forsten müssen, als würden sie gerade illegal Kleidung aus dem Müll fischen. „Das muss ein soziales Experiment sein“, schreibt ein User. Auch andere sind sicher, dass Kanye damit zeigen will, wofür die Menschen Geld ausgeben und wie weit sie gehen „um sich als Teil der Kultur zu fühlen“ und so die „Absurdität von Mode“ zeigen will.

Andere feiern die Aktion aber – vor allem Mitarbeiter*innen im Verkauf lieben die Idee, nie wieder Kleidung zusammenlegen zu müssen. Ist das etwa die neue, coolere Art der Wühltische?

Doch neben Memes und Gelächter sehen einige die Sache deutlich kritischer und finden die Aktion ziemlich unsensibel – vor allem wenn man bedenkt, dass die Inspiration ja „Obdachlose“ sein sollten und das wühlen nach der Kleidung dadurch einen bitteren Beigeschmack bekommt. Ein User nennt Kanyes Inspiration etwa einen „Fetisch mit den Obdachlosen als ‚Modemusen'“ und betont, das sei genau das, „was mit Milliardären nicht stimmt… Sie sehen nicht mehr die Not der Menschen, sie sehen nicht die Menschen, die leiden, sie sehen Möglichkeiten, ‚edgy‘ zu sein und davon zu profitieren… es ist ekelhaft.“ Andere betonen währenddessen, dass diese Ästhetik eigentlich niemandem hilft. „Wenn ein Teil der Gewinne nicht an NGOs geht, die obdachlose Menschen unterstützt, dann ist das ein Fail!“, kommentiert etwa ein Nutzer auf Instagram.

Kanye West verteidigt „Müllsäcke“

Kanye West lässt sich von der Kritik übrigens nicht weiter beeinflussen. Gegenüber „Fox News“ verteidigt er sogar die Art und Weise, wie er seine Yeezy-Kleidung verkaufen möchte. „Ich bin ein Innovator und ich bin nicht hier, um mich für meine Ideen zu entschuldigen“, betont der Ex von Kim Kardashian.

„Das ist genau das, was die Medien versuchen, uns dazu zu bringen, uns für jede Idee zu entschuldigen, die nicht genau dem entspricht, was sie uns glauben machen wollen.“ Und eines will er zum Schluss noch klarstellen: Es sind keine Müllsäcke. Nein nein, es sind „construction bags“. Ja, na dann.