Sex dominiert unser Alltagsleben. Ob in Filmen, Serien, dem Internet, der Werbung, Büchern, bei Star-Skandalen oder in unseren eigenen Schlafzimmern – Sex ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Wohl auch deshalb ist es für viele sehr schwer zu verstehen, dass manche Menschen einfach keine sexuelle Lust empfinden und, dass körperliche Liebe in ihrem Leben daher keine Rolle spielt.

Die wichtigsten Infos zu Asexualität:

1. Die Anzahl asexueller Menschen in der Gesellschaft ist schwierig einzuschätzen, da das Thema auch heute noch weitgehend tabuisiert und belächelt wird.
2. Asexuelle Menschen empfinden keine bis sehr wenig sexuelle Anziehung.
3. Asexualität ist keine Krankheit, sondern eine sexuelle Orientierung, wie jede andere.
4. Die Ausprägung der Asexualität kann sich im Laufe des Lebens verändern.

Eine sexuelle Orientierung wie jede andere

Zwar kann Lustlosigkeit laut Experten auch durch verschiedene Krankheiten hervorgerufen werden, oft handelt es sich allerdings einfach um eine sexuelle Orientierung, die man selbst nicht beeinflussen kann. Die Asexuellen-Community Aven (Asexuality Visibility and Education Network) definiert Asexualität folgendermaßen: „Man ist asexuell, wenn man sich selbst so sieht“. Und dieser Orientierung wird auch heute noch viel zu wenig bis gar keine Aufmerksamkeit zuteil. Daher wissen auch die wenigsten, was der Begriff eigentlich bedeutet.

Bei Asexualität findet man – wie auch in der „normalen“ Sexualität – die unterschiedlichsten Ausprägungen. So geben manche an, überhaupt keine sexuellen Lust-Gefühle zu empfinden, andere wollen zwar Nähe, aber keinen Geschlechtsverkehr und wieder andere befriedigen sich selbst, haben aber nicht das Verlangen, ihre Sexualität mit einem Partner zu teilen.

Liebe ohne Sex

Immer wieder betonen Sexual-Therapeuten und Experten, dass Liebe nicht zwingend mit Sex zusammenhängt und dass diese zwei Dinge daher auch getrennt werden könnten. So führen asexuelle Menschen oft „ganz normale“ Liebesbeziehungen, in denen einfach freiwillig auf Sex verzichtet wird. Das heißt aber keineswegs, dass es in solchen Beziehungsformen keine Zärtlichkeiten gibt – Händchenhalten, Kuscheln und Küssen sind in asexuellen Beziehungen keine Seltenheit. Hier spricht man von Menschen, die sich entweder als „homo-erotisch“ oder als „hetero-erotisch“ bezeichnen – sich also zu einem der jeweiligen Geschlechter hingezogen fühlen, ohne dabei das Verlangen nach Sex zu verspüren.

In Foren, wie zum Beispiel bei Aven können sich asexuelle Menschen austauschen und nach gleichgesinnten Partnern suchen.

Mehr Toleranz

Forscher betonen immer wieder, dass Asexualität von der Gesellschaft viel weniger Toleranz erfährt als etwa Homosexualität oder Transexualität. Personen, die sich selbst als asexuell bezeichnen, werden als „maschinen-artig“, „unmenschlich“ oder gar „unerfahren“ wahrgenommen. Oft müssen sie Sätze wie „Probier es doch einfach einmal. Du weißt ja gar nicht, wie es ist“, und ähnlich unreflektierte Kommentare über sich ergehen lassen. Freiwillige Enthaltsamkeit und Beziehungen dieser Art sollten aber genauso akzeptiert und ernst genommen werden wie alle anderen Formen der sexuellen Orientierung.

Hier und hier findet ihr ein Interview und einen Text von zwei Menschen, die offen über ihre Asexualität sprechen.