Es gibt nicht viele Menschen, die in der zweiten Lebenshälfte ihr großes Comeback feiern – Jennifer Coolidge gehört allerdings dazu! Wieso wir sie gerade so feiern? Mit „The White Lotus“ hat die Schauspielerin die Rolle ihres Lebens ergattert und lässt jetzt ihre innerlichen Hüllen fallen.

Und das steht ihr verdammt gut.

Jennifer Coolidge und ihre Rolle der sexualisierten Frau

Mal ehrlich: Was kommt euch als Erstes in den Sinn, wenn ihr an Jennifer Coolidge denkt? Eine anzügliche Mutter im Kultfilm „American Pie“? Die beste Freundin von Reese Witherspoon in „Natürlich blond“? Oder aber die liebeshungrige Sophie Kachinsky in „2 Broke Girls“? Dann geht es euch wohl so, wie vielen anderen. Aber wusstet ihr, dass Coolidge in über 40 Filmen und 20 Serien mitgespielt hat? Gastauftritte not included – das wären dann noch mal circa 15 Stück on top.

Was nahezu alle ihre bisherigen Rollen gemeinsam haben? Sie verkörperte stets eine sexualisierte Frau, die Männer nicht gerade gerne von der Bettkante stößt. Aber ist das wirklich alles, was Jennifer Coolidge ausmacht? Nein! Und das möchten wir hier auch beweisen.

Die Mutter aller MILFs

Die mittlerweile 61-Jährige ist nicht einfach so in ihre Paraderolle der derben Blondine hineingerutscht – in Wahrheit steckt jahrelange, sehr harte Arbeit dahinter. Coolidge schnupperte erstmals Schauspielluft, als sie die American Academy of Dramatic Arts in New York City besuchte (berühmte Absolvent:innen: Adrien Brody, Anne Hathaway, Grace Kelly …). Dann zog sie weiter nach Los Angeles, wo sie Mitglied der bekannten Groundlings Main Company wurde (dazu zählten übrigens auch Will Ferrell, Lisa Kudrow und Kristen Wiig).

Hier entwickelte Jennifer auch ihre Liebe zu Comedy, denn einige Zeit später feierte sie ihren internationalen Durchbruch mit ihrer ikonischen Rolle als „Stiflers Mom“ – beziehungsweise der, der ultimativen MILF (ihr wisst schon, Mütter, die ein höheres Alter erreicht haben und auf jüngere Männer sexuell äußerst attraktiv wirken … gelinde ausgedrückt). Doch diese Schublade, in der Coolidge ungefähr die vergangenen 40 Jahre ihrer Karriere steckte, schien sie nicht sonderlich zu stören.

Im Gegenteil: In einem Interview mit Variety verriet sie kürzlich ein äußerst schlüpfriges Detail aus ihrer „American Pie“-Zeit: „Es gab so viele Vorteile, diesen Film zu machen. Ich meine, es gäbe sonst ungefähr 200 Leute, mit denen ich niemals geschlafen hätte.“ Yes, Queen!

Die Rolle ihres Lebens

Auch wenn „American Pie“ der Schauspielerin Dates und Sexerlebnisse im dreistelligen Bereich verschafft hat, legt sie jetzt großen Wert auf andere Dinge: Sie möchte so gesehen werden, wie sie wirklich ist – verletzlich, launisch und auf der Suche nach der großen Liebe. Genau das ist „The White Lotus“-Macher Mike White auch gelungen: Er nutzte seine langjährige Freundschaft mit Coolidge, um ihr eine Rolle genau auf den Leib zu schreiben. So wurde auch Tanya McQuoid geboren – eine melancholische Erbin, die oft die Kontrolle über ihre Emotionen verliert, dabei jedoch unheimlich liebenswürdig wirkt.

Auch anderen Beteiligten der Serie ist aufgefallen, dass White die Grenzen zwischen Jennifer und Tanya verschwimmen lässt. Was wir also sehen, wenn wir die etwas verpeilte Tanya beobachten, wie sie in einem Luxusresort auf Hawaii versucht, an ihren Problemen zu arbeiten, ist eigentlich die echte Jennifer Coolidge, die uns hier abholt. „Am Set improvisiert sie viel mehr als andere Schauspieler:innen“, so White im Gespräch mit dem Film-Magazin. „Normalerweise filme ich genau das, was ich zuvor geschrieben habe. Aber ihre Ideen sind einfach genial, fast schon bizarr“, verrät der Regisseur.

Was das für das Publikum bedeutet? Man leidet mit ihr mit und möchte unbedingt sehen, wie ihre Geschichte ausgeht. Diese Rolle brachte Coolidge übrigens auch eine Emmy-Trophäe ein – die erste in ihrem Leben.

„Meine Schwachstelle im Leben waren immer Männer“

Eines ist Coolidge in ihrem Leben bisher jedoch immer verwehrt geblieben: die große Liebe. Abgesehen von einigen heißen namenlosen Affären ist über das Liebesleben der 61-Jährigen nichts bekannt. Gegenüber Variety gibt sie allerdings einen Einblick in ihre Vergangenheit: „Meine Schwachstelle im Leben waren immer Männer“, so Coolidge. „Ein Großteil meines Lebens bestand darin, unerreichbaren Männern nachzujagen, und es brachte mich nirgendwohin“, reflektiert sie. Eine Aussage, die die Hollywoodikone gleich noch sympathischer und menschlicher macht …

Aktuell ist Coolidge in der bereits zweiten Staffel der mit insgesamt zehn Emmys ausgezeichneten HBO-Serie „The White Lotus“ zu sehen. Diesmal auf Sizilien! Zu sehen sind die neuen Folgen auf Sky.