Wer im Urlaub Gänsehaut statt Erholung sucht, der ist auf dieser kleinen Insel nahe Mexiko City gut aufgehoben. Menschen leben dort nicht, dafür aber tausende verstümmelte Puppen.

Und sie alle haben eine Aufgabe: den Geist eines toten Mädchens zu besänftigen.

Diese Insel ist nichts für Angsthasen

Einst befand sich im südlichen Kern von Mexiko-Stadt ein See. Der Lago de Xochimilco wurde im Zuge von Entwässerungsmaßnahmen größtenteils trockengelegt. Der heutige Stadtbezirk besteht aus einem künstlich angelegten Netzwerk von Kanälen und schwimmenden Inseln, die mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden. Hier schlängeln sich bei Tage zahlreiche touristische Boote durch. Ihr Ziel ist eine rund 150 Meter lange Insel: die Isla de las Muñecas.

Wer sich ihr nähert, fühlt sich gleich mal ordentlich beobachtet. Denn von der Insel aus starren den Betrachter zahlreiche seelenlose Puppenaugen an. Die gruseligen Puppen hängen zum Teil von Bäumen und Hütten quer über die ganze Insel verteilt. Ihre Körper zappeln im Wind und erwecken so den Eindruck, lebendig zu sein. Andere wiederum sind verstümmelt oder von Witterungseinflüssen zerstört. Oder ihre Köpfe sind auf Holzpfähle gespießt. Szenen, wie aus einem Horrorfilm. Und sie alle erfüllen einen Zweck: Sie sollen Geister abschrecken.

Der Geist des toten Mädchens

Die Geschichte von La Isla de las Muñecas (Die Insel der Puppen) beginnt 1950. Der Legende nach verließ der Blumenzüchter und Fischer, Don Julián Santana Barrera, seine Familie und isolierte sich auf der rund ein Hektar großen Insel. 1951 ertrank in den Kanälen der Region ein kleines Mädchen. Ihre Leiche wurde an Don Juliáns Insel gespült. Er begrub das Mädchen, doch ihr Geist fand keine Ruhe. Juliáns Ernte begann zu sterben und er fühlte sich von dem Mädchen verfolgt. Er widmete dem toten Kind sogar einen Altar, in der Hoffnung, ihren Geist so zu besänftigen. Doch nichts half.

Angeblich waren ihre Schreie und ihre Forderungen nach Spielzeug durch die Kanäle bis ans Festland hörbar. Barrera sammelte daraufhin weggeworfene Puppen, um ihr Verlangen zu stillen. Aber das Mädchen soll immer noch keine Ruhe gefunden haben. Don Julián begann daraufhin die Puppen zu verstümmeln und zur Abschreckung des Geistes in die Bäume zu hängen. Erst die Horror-Puppen sollen schließlich Wirkung gezeigt haben.

Rund 1000 Puppen hängte Julián bis zu seinem Tod in die Bäume. Und auch darum rankt sich eine gruselige Geschichte: Die Bewohner der Gegend glauben, dass Julián angeblich dachte, auch die Puppen selbst seien Kinder, die er aus dem Kanal fischte, um sie retten. 2001 starb er schließlich. Auch sein Tod war ziemlich unheimlich und gibt bis heute Rätsel auf, denn Julián Santana Barrera ertrank genau an der Stelle, an der er 50 Jahre zuvor das tote Mädchen gefunden hatte.

Heute ist die Insel eine Touristenattraktion

Heute gilt Isla de las Muñecas als Touristenattraktion. Besucher bringen ihre eigenen Puppen mit, um Don Julián Lebenswerk fortzuführen. Sie berichten, dass einige der Gruselpuppen ein Eigenleben zu führen scheinen und auch mal die Augen verdrehen sollen. Einheimische Festlandbewohner benutzen die Insel häufig für Mutproben. Zum Beweis ihrer Unerschrockenheit müssen sie eine Nacht auf der Insel verbringen. Einige munkeln auch, dass die Gegend um die Insel generell verflucht sei.

Während der Zeit der spanischen Konquistadoren, angeführt von Hernán Cortes (1485 – 1547), flohen viele Menschen nach Xochimilco. Vor allem Frauen und Kinder sollen sich in dem Sumpfgebiet versteckt haben. Viele davon sollen sich dort schließlich selbst ein Ende bereitet haben, um nicht von den spanischen Invasoren gefasst und vergewaltigt zu werden. Bei dieser dunklen Geschichte wäre es also nicht verwunderlich, wenn auch heute noch rastlose Seelen auf der Insel umherirren.

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