Eine Story, die auch der Inhalt eines Hollywood-Films sein könnte: Im Irak haben Forscher eine 3.400 Jahre alte versunkene Stadt ausgegraben und teils ideal erhaltene Relikte von damals entdeckt.

Die Ausgrabung war nur durch eine Dürre im Irak möglich.

Versunkene Stadt wird ausgegraben

Dass man einer Dürre dankbar ist, geschieht wohl eher selten. Doch im Falle einer Gruppe von kurdischen und deutschen Archäologen entpuppte sich eine Dürre im Irak als richtiger Glücksfall. Denn durch die lange Trockenphase sank der Wasserspiegel des Mossul Stausees. Das ermöglichte eine Aktion, wie sie Hollywood nicht besser schreiben könnte.

Denn dank des niedrigen Wasserspiegels konnten Forscher eine 3.400 Jahre alte Stadt am Tigris freigraben. Die Ausgrabungen zeigten unter anderem eine Befestigungsanlage mit Mauern und Türmen, Keramikgefäße sowie ein mehrstöckiges Lagerhaus. Der gesamte Stadtplan konnte so weitgehend rekonstruiert werden.

Doch das Schwierige an der Situation: die Forscher arbeiteten unter extremen Zeitdruck. Schließlich konnte die Stadt nur so lange freigelegt werden, solange der Wasserspiegel niedrig blieb. Um die versunkene Stadt freizugraben, blieb dem Team also nur wenig Zeit. Eigenen Angaben zufolge schafften sie es, von Jänner bis Februar, die ganze Siedlung freizulegen und zu dokumentieren.

Stadt Ausgrabungen Irak
Bild: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO

Gut erhaltene Tafeln grenzen „an ein Wunder“

Mit aufregenden Erkenntnissen: Denn die versunkene Stadt war noch in einem ausgesprochen guten Zustand. Bei den Ausgrabungen wurden etwa mehr als 100 Keilschrifttafeln gefunden, die allesamt unter Wasser überlebten. Eine Tatsache, die für den beteiligten Archäologen Peter Pfälzner „an ein Wunder“ grenzt. „Einige Tontafeln, bei denen es sich vielleicht um Briefe handelt, stecken sogar noch in ihren Umschlägen aus Ton“, heißt es in einer Pressemitteilung der beteiligten Universität Freiburg. Und auch die Mauern der Häuser seien teils meterhoch erhalten gewesen.

Ausgrabungen Stadt Irak
Keilschrifttafeln, die teils noch in ihrer ursprünglichen Tonhülle verpackt sind. Bild: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO

Wer jetzt allerdings an Atlantis, verwunschene Städte oder andere mysteriöse Gründe für die versunkene Siedlung denkt, wird schnell von der Realität eingeholt. Denn bei der Stadt handelt es sich die alte Stadt Zachiku. Im zweiten Jahrtausend vor Christus sei die Siedlung, die heute als Kemune bekannt ist, ein wichtiges Zentrum des damaligen Mittani-Reiches in der Region Nordmesopotamien und Syrien gewesen.

Erstmals entdeckt wurde die versunkene Siedlung bereits 2010 bei einem Niedrigwasserstand. Bis zu den ersten Grabungen dauerte es jedoch; 2018 wurde etwa der Palast freigegraben. Erst Anfang des Jahres konnte sie durch die Dürre ausgegraben werden. Mit den Funden und Dokumentationen der Ausgrabungen erhoffen sich die Forscher übrigens, jetzt mehr Details über das Ende der Stadt zu erfahren, die 1350 v. Chr. bei einem Erdbeben teilweise zerstört wurde. Die Ausgrabungen bestaunen konnten sie jedoch nur für kurze Zeit. Denn mittlerweile ist sie wieder vollkommen unter Wasser verschwunden.