Nein, das ist kein Scherz. In Italien ist eine Nebenerscheinung der anhaltenden Pandemie anscheinend eine erhöhte Nachfrage an Exorzismus-Ritualen. In Rom gibt es für Interessierte sogar eine Ausbildung zum Exorzisten.

137 Anmeldungen gab es bei einem diesjährigen Seminar.

Pandemie verstärkt Interesse an Exorzismus

Rund eine halbe Millionen Teufelsaustreibungen verzeichnet Italien jedes Jahr. Was viele nur mehr aus Horrorfilmen und alten Geistergeschichten kennen, gehört in dem katholischen Land scheinbar immer noch zum Alltag. Sogar der Papst selbst verwies in der Vergangenheit immer wieder auf die Existenz des Teufels.

Besonders Covid hat die Nachfrage an Exorzisten in die Höhe getrieben, heißt es jetzt in einem Artikel in „Der Standard“. Denn durch die monatelang anhaltende Pandemie seien Verunsicherung, Verzweiflung und Leid noch einmal angestiegen. Viele suchen dann Zuflucht in der Religion.

In Italien bedeutet das scheinbar auch Zuflucht im Exorzismus suchen. „Wir haben eine Zunahme der Anfragen nach Exorzismen festgestellt, weil die Pandemie die Menschen anfälliger für die Vorstellung gemacht hat, dass Satan oder ein böses Wesen von ihrem Leben Besitz ergriffen hat“, erklärt Pater Gian Matteo Roggio, ein italienischer Priester. „Die Menschen sind in Armut gestürzt, sie leiden unter Angst und Depression. Sie haben das Gefühl, dass ihr Leben nicht mehr in ihren eigenen Händen liegt, sondern in den Händen einer bösartigen Macht. Das ist eine große Krise.“

137 Anmeldungen für Exorzisten-Ausbildung

Wie der „Telegraph“ bereits im Oktober berichtete, sei die Nachfrage aber auch bei den Ausbildungen rasant angestiegen. Denn ein Seminar, das jährlich von der päpstlichen Universität Regina Apostolorum in Rom angeboten wird, sei heuer so gut besucht gewesen wie nie zuvor.

Insgesamt 137 Priester und Interessierte hatten sich angemeldet, um eine Woche lang an Kursen zum Thema Teufelsaustreibung teilzunehmen. Thematisiert wurden dabei unter anderem auch „Exorzismus im Kontext afro-brasilianischer magischer Riten“ und „Die Symbolik satanischer und okkulter Rituale“. Extra Seminare gab es auch in den Bereichen „Dämonische Unterwerfung“, „Engel und Dämonen in der Heiligen Schrift“ und „Historische Quellen für den Ritus des Exorzismus“.

Priester erklärt Symptome einer Besessenheit

Denn hinter einem Exorzismus – betonen die Organisatoren der Seminare – steckt mehr, als mit Weihwasser und Gebeten den Teufel auszutreiben. Vielmehr müssen die Exorzisten vorab abklären, ob es sich bei dem Zustand vielleicht eher um ein Symptom einer psychischen Erkrankung handelt. Denn nur weil jemand ein aggressiveres Verhalten an den Tag legt oder einen Wandel der eigenen Persönlichkeit hat, heißt das selbstverständlich noch lange nicht, dass er oder sie vom Teufel besessen ist.

Pater Gian Matteo Roggio, der auch bei den Seminaren als Vortragender gesprochen hat, schildert die Symptome einer Besessenheit als vielseitig, aber eindeutig. „Die Menschen sprechen Sprachen, die sie nie zuvor gesprochen haben, sogar alte Sprachen wie Aramäisch, Latein, Griechisch und Hebräisch“, erzählt er.

„Sie sind in der Lage, vom Boden zu schweben, oder sie spucken Gegenstände wie Nägel und Glasscherben aus. Es gibt Menschen, deren Stimmen sich völlig verändern – eine Frau kann anfangen, wie ein Mann zu sprechen. Manche entwickeln übermenschliche Kräfte, und man braucht vier oder fünf Leute, um sie zu bändigen.“

Umso wichtiger sei es deshalb, die Exorzisten-Anwärter entsprechend vorzubereiten, denn das Ritual folgt strengen Regeln, die es zu beachten gilt. Die dementsprechenden Seminare sind übrigens auch für das kommende Jahr geplant – das einwöchige Seminar feiert dann 16-jähriges Jubiläum.