Ein umstrittener Entschluss wurde am Mittwoch vom Repräsentantenhaus des US-Bundesstaats Florida gefasst: Künftig sollen Lehrer im Unterricht Waffen bei sich tragen dürfen. Als Formalität gilt die noch ausstehende Unterschrift von Floridas Gouverneur, der im Vorfeld seine Unterstützung angedeutet hat.

Gesetz ist Antwort auf Amokläufe in Schulen

Vor über einem Jahr verübte ein ehemaliger Schüler einen Anschlag auf die High School in Parkland, bei dem 14 Schüler und drei Erwachsene ums Leben kamen. Das geplante Gesetz, dass Lehrer in Zukunft bei der Arbeit Waffen mit sich tragen dürfen, gilt als Antwort der Gesetzgeber auf diesen Amoklauf. Unterstützt wird das Vorhaben durch US-Präsident Donald Trump, der sich bei einem Treffen mit den Überlebenden des Amoklaufs für die Bewaffnung von Lehrkörpern in Schulen ausgesprochen hat. Trump argumentierte letztes Jahr, dass „dies natürlich nur etwas für Leute ist, die sehr geschickt im Umgang mit Waffen sind“. Bevor aber Lehrer in Florida mit Waffen ausgestattet werden, soll nach einer Anmeldung für das Programm ein Training im Ausmaß von 144 Stunden im örtlichen Polizeirevier absolviert werden. Befürworter des Vorhabens sind der Ansicht, Lehrer könnten Amokläufer schneller stoppen als die Polizei.

Kritiker: „Mehr Waffen bedeuten nicht mehr Sicherheit“

Währenddessen gehen Kritiker auf die Barrikaden und argumentieren, dass mehr Waffen nicht zwingend zu mehr Sicherheit führen würden und die Übertragung von polizeilichen Aufgaben auf Lehrer kritisch zu betrachten ist. Zudem wird befürchtet, dass Lehrer im Falle eines Amoklaufs von Einsatzkräften irrtümlich für Täter gehalten und daher erschossen werden könnten. Auch einige Schuldirektoren sprachen sich gegen die Bewaffnung ihres Lehrpersonals aus und gaben an, in ihrer Schule Lehrer nicht mit Waffen auszustatten.

Immer mehr Opfer bei Schulamokläufen

Am Dienstag, den 20. April 1999, betraten Eric und Dylan ihre High School in Columbine, einem Vorort von Denver, und töteten schwer bewaffnet 15 Menschen. Obwohl der Amoklauf von Columbine nicht der erste in der Geschichte der USA war, wurde Columbine zum Archetypen von Amokläufen an Schulen. Wie aus den vom Center for Homeland Defense and Security (CHDS) (die Ausbildungsstätte des US-Heimatschutzes) veröffentlichten Daten hervorgeht, stieg die Anzahl an Schulamokläufen seit Columbine fast kontinuierlich. 2018 mussten 97 Amokläufe an Schulen verzeichnet werden – die mit Abstand meisten seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 50 Jahren. Eine aktuelle Studie zeigt, dass seit der Jahrtausendwende mehr Menschen bei Schulamokläufen starben, als im gesamten Jahrhundert zuvor. Ob die Bewaffnung von Lehrern dieses Problem lösen wird, ist fraglich. Laut einer Studie haben nämlich US-Bundesstaaten mit härteren Waffengesetzen und weniger Waffen in Privatbesitz deutlich weniger Opfer von Waffengewalt zu beklagen.