In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ertönten plötzlich um 2:11 Uhr die Kirchenglocken des Stephansdom – und das mehr als 20 Minuten lang. Dafür soll ein Hackerangriff verantwortlich sein, wie Dompfarrer Toni Faber nun bestätigt.

Die Pummerin läutete nicht, da sie nicht ans Internet angeschlossen gewesen war.

Festgeläute mitten in der Nacht

Um genau 2:11 Uhr wurde es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ziemlich laut rund um das Wiener Wahrzeichen im ersten Bezirk. Denn im Südturm des Doms stimmten plötzlich elf Glocken das Festgeläute ein und sorgten damit für ziemlich viel Verwirrung. Unzählige Anrufe gingen daraufhin in der Kanzlei der Dompfarre ein. Anrainer waren verwundert und besorgt über das nächtliche Geläute.

Auch bei Dompfarrer läutete das Telefon. Kardinal Christoph Schönborn versuchte, ihn zu erreichen. Faber habe das Telefon allerdings erst beim zweiten Mal gehört, als er selbst bereits von den Glocken aufgewacht war. Da der Dompfarrer den zuständigen Mesner mitten in der Nacht nicht erreichen konnte, versuchte er die Glocken schließlich selbst auszuschalten. Dafür lief er „wagemutig in den Dom“ hinein, nach 20 Minuten war es um 2:34 Uhr wieder still im ersten Wiener Gemeindebezirk. Mithilfe eines Tablets konnte er die Glocken schlussendlich händisch stoppen.

Stephansdom gehackt

Das Rätsel um das mysteriöse nächtliche Glockenläuten ist nun gelöst. Ein Angreifer hat sich mitten in der Nacht offenbar über die Firewall in das System des Stephansdom gehackt und dabei die Glocken eingeschaltet. Die sind nämlich für die Fernwartung durch eine Innsbrucker Glockenfirma mit dem Internet verbunden. Zunächst ging man davon aus, dass es sich um einen technischen Fehler gehandelt habe. Erst später stellte sich dann aber heraus, dass sich ein Hacker Zugang zum System des Doms verschafft hatte.

Zuerst ließ er die Glocken im Südturm ertönen und wechselte danach zum barocken Geläute im nördlichen Heidenturm. Da die Pummerin nicht ans Internet angeschlossen ist, hat sie nicht geläutet. Inzwischen wurden die Glocken vom Netz genommen und mit einer festen VPN-Leitung verbunden.

Wer hinter dem Hackerangriff steckt, ist unklar. Laut Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, gebe es derzeit nur „wilde Spekulationen“.