Nach längerem Hin und Her will Großbritannien nun doch seine Schulen schließen. Den auch dortzulande breitet sich das Coronavirus immer weiter aus. Fakten aus Schottland und Wales setzten die Regierung diesbezüglich weiter unter Druck. Denn die dortigen Regierungen schlossen die Schulen zuvor bereits auf eigene Faust.

Ab Freitag soll der Schulbetrieb nun auch in England endlich eingestellt werden. Das teilte Premierminister Boris Johnson am Mittwoch mit.

Großbritannien schließt endlich alle Schulen

Für ihr bislang verhaltenes Handeln im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus wurde die britische Regierung in den vergangenen Tagen immer wieder heftig kritisiert. Denn obwohl das Land mittlerweile zu den Ländern Europas zählt, die von der Pandemie stark betroffen sind, haben Schulen beispielsweise immer noch offen.

Wie der britische Premierminister Boris Johnson nun mitteilte, soll der Schulbetrieb landesweit ab Freitag eingestellt werden. „Wir haben beschlossen, dass dies der richtige Moment ist, um das zu tun“, so Johnson in einer Pressekonferenz. Auch die geplanten Prüfungen im Mai und Juni würden nicht stattfinden.

Coronavirus: Großbritannien macht alles anders

Etwa 2.000 bestätigte Coronavirus-Fälle gibt es derzeit in Großbritannien. Doch Experten vermuten, dass die Dunkelziffer viel höher ist. Sie gehen davon aus, dass bereits rund 55.000 Menschen im Land infiziert sind. Das sei vor allem auf die bislang sehr zurückhaltenden Maßnahmen der Regierung zurückzuführen. Denn diese wollte offenbar mit kleineren Schritten verhindern, dass der Ausbruch zu stark unterdrückt wird. Und dafür hagelte es heftige Kritik. Das Land hat nämlich ein großes Problem: Das Gesundheitssystem ist schon seit Jahren überlastet und es mangelt an Betten und Personal.

Mittlerweile setzt auch Großbritannien strengere Maßnahmen. Bereits am Montag legte Johnson den Briten nahe, soziale Kontakte zu reduzieren und Reisen zu vermeiden. Nun werden dort auch endlich alle Schulen geschlossen.

„Chaos-Strategie“ mit katastrophalen Coronavirus-Folgen?

Eine Studie des Londoner Imperial College zur Corona-Strategie legt einen wohl tausendfach tödlichen Fehler der britischen Regierung offen. Die Annahmen bezüglich des Aufbaus einer Herdenimmunität waren völlig falsch, die aktuellen Daten aus Italien zeigten das sehr deutlich. Man sei, heißt es im Papier des Imperial College, nach Studium der Daten aus Italien zum Ergebnis gelangt, dass die Dinge anders liegen als bisher berechnet.

Schon bislang warnten Experten inner- und außerhalb Großbritanniens eindringlich vor der „Chaos-Strategie“ der britischen Regierung. Während andere Länder in Europa bereits strikte Ausgangssperren verhängten, fanden beispielsweise am Sonntag in Bath und Liverpool noch Halb-Marathons mit tausenden Läufern statt.

Aus der Studie heißt es nun: „Die Strategie der Abschwächung funktioniert nicht mehr, die einzige Alternative ist die Unterdrückung der Krankheit„. Jetzt scheint es jedoch bereits 10 Minuten nach zwölf zu sein und eine massive Überlastung des britischen Gesundheitssystems sei in den kommenden Wochen wohl kaum noch zu verhindern. Die ursprüngliche Strategie der Herdenimmunisierung, also der ungehemmten Verbreitung des Virus, würde, wie nüchtern in dem Papier steht, zu hunderttausenden Todesfällen führen, selbst dann, wenn es gelänge, besonders gefährdete Gruppen zu isolieren.