Eine von vier Frauen in Österreich hat bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Das ist das erschreckende Ergebnis einer aktuellen Erhebung der Statistik Austria.

8,7 Prozent aller Frauen über 15 sind bereits Opfer von Vergewaltigungen geworden.

Ein Viertel der Frauen in Österreich von körperlicher Gewalt betroffen

Jede vierte Frau in Österreich (26,61 Prozent) ab 15 Jahren hat bereits eine Form von körperlicher oder sexueller Gewalt erlebt. 16,41 Prozent sind bereits Opfer von Gewalt in Partnerschaften geworden. Und fast 40 Prozent der Befragten erlitten psychische Gewalt. Das zeigen aktuelle Daten einer Erhebung der Statistik Austria.

 „23,47 Prozent der Frauen zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich haben ab dem Alter von 15 Jahren körperliche Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Partnerschaften erlebt.“ 

Studienautorinnen

Besonders erschreckend: 8,7 Prozent aller Frauen in Österreich ab 15 Jahren sind in einer intimen Beziehung und/oder außerhalb von Partnerschaften vergewaltigt worden. Knapp 21 Prozent haben eine andere Form von sexueller Gewalt erlebt. 21,88 Prozent wurden Opfer von Stalking. Und 26,59 Prozent haben bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erfahren.

Täter hauptsächlich männlich

Sieben Prozent der Frauen wurden Opfer von sexueller Gewalt in Beziehungen. 6,08 Prozent wurden in ihrer Partnerschaft vergewaltigt und vor allem psychische Gewalt kommt in Beziehungen besonders häufig vor (36,92 Prozent). Laut Statistik Austria äußert sich das am häufigsten durch verbale Erniedrigungen und Beschimpfungen (28,55 Prozent), gefolgt von „grundloser oder übermäßiger Eifersucht“ (19,43 Prozent).

Bei knapp 97 Prozent der Vorfälle in Österreich, sind die Täter männlich. 2,47 Prozent der Opfer haben Gewalt durch Frauen erlebt. 59,3 Prozent kannten die Täter:innen. Bei 49,94 Prozent waren die Täter:innen unbekannte Personen.

Wichtige Daten, um „zielgerichteter gegen geschlechterspezifische Gewalt“ vorzugehen

Die Studie „Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in Österreich 2021“ wurde von Eurostat und dem Bundeskanzleramt in Auftrag gegeben und basiert auf der Erhebung „Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und andere Formen von interpersoneller Gewalt“ aus dem Jahr 2021. „Im Fokus steht die Erfassung der Prävalenz von Gewalt gegen Frauen. Dabei geht es speziell um Gewalt, die Frauen erfahren, bzw. um Gewalt, die sie überproportional häufig betrifft. Der Bericht behandelt Ergebnisse zu Gewalt im Erwachsenenleben in intimen Partnerschaften, außerhalb von intimen Partnerschaften, Stalking, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Gewalt in der Kindheit. Dabei liefern die Daten erstmalig Ergebnisse zu den Gewaltopfern und sind eine wertvolle Ergänzung zur amtlichen Polizeilichen Kriminalstatistik, die nur polizeilich gemeldete Fälle erfasst, und zur Gerichtlichen Kriminalstatistik, die verurteilte Fälle abbildet.“, so die Statistik Austria.

Die Daten wurden unter anderem zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt erhoben. Denn in der „Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020–2025“ sieht die Europäische Kommission „umfassende Maßnahmen im Kampf gegen geschlechtsbezogene Gewalt“ vor. Mithilfe solcher Daten könne man „zielgerichteter gegen geschlechterspezifische Gewalt“ vorgehen.

Für die Erhebung der Daten wurde eine Stichprobe von insgesamt 6 240 in Österreich lebenden Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren gezogen und befragt. Die Analyse der Befragungsergebnisse basiert auf einer Hochrechnung der Daten auf die gesamte weibliche Bevölkerung im Alter von 18 bis 74 Jahren in Österreich.


Wenn ihr von Gewalt betroffen seid oder euch zum Thema informieren wollt, beziehungsweise über eure Situation sprechen wollt, gibt es viele Anlaufstellen, bei denen ihr Hilfe bekommt:

  • Frauennotruf (Österreich): 01 71719
  • Frauenhelpline (Österreich): 0800 222 555
  • Männernotruf (Österreich): 0800 246 247
  • Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (Deutschland): 08000 116 016
  • Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (Deutschland): 0621 16853705
  • Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (Deutschland): 0800 22 55 530
  • Beratungsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft (Schweiz): 44 278 99 99
  • Frauenberatung sexuelle Gewalt (Schweiz): 044 291 46 46
  • Opferhilfe (Schweiz): Hier gehts zur Webseite
  • Euronotruf: 112