Die Serie an Frauenmorden in Österreich geht auch 2021 nahtlos weiter, warnt der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF). Insgesamt vier Frauen wurden in diesem Jahr bereits auf gewaltsame Weise getötet. Das Ausmaß der Gewalt an Frauen ist alarmierend.

Mit einer neuen Video-Kampagne unter dem Motto „Schluss mit den Ausreden“ will der Verein nun erneut auf das Problem aufmerksam machen.

„Die Verantwortung für Gewalt an Frauen liegt bei den Männern“

Die Zahl der Fälle von Gewalt an Frauen und Mädchen in Österreich ist alarmierend hoch. Laut AÖF wendet jeder fünfte Mann Gewalt gegen eine Frau an. Der jüngste Frauenmord passierte erst am Mittwoch. Ein 52-Jähriger hat seine 45-jährige Frau in Wien Favoriten mit einem Gemüsemesser erstochen. Sie wollte sich offenbar von ihm trennen. Es ist in diesem Jahr laut AÖF bereits die vierte gewaltsame Tötung an einer Frau in Österreich. Auch in drei anderen Fällen wurden Frauen offenbar von ihren Ehemännern getötet.

Mit einer neuen Bewusstseinskampagne will der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser einmal mehr auf das Problem aufmerksam machen. Sie steht unter dem Motto „Schluss mit Ausreden“ und betont, dass die Verantwortung bei den Männern liegt. In einminütigen Video stehen Männer im Mittelpunkt. Sie sprechen über Gewalt an Frauen, machen deutlich, dass es ein Männerproblem ist und machen sich für eine gewaltfreie Männlichkeit stark.

Morde sind nur die „Spitze des Eisbergs“

Die wichtige Botschaft der neuen Video-Kampagne des AÖF geht bereits viral: „Gewalt an Frauen ist ein Männerproblem“, heißt es darin. Außerdem beginnt sie nicht erst bei körperlichen Übergriffen, „sondern mit Einschüchterungen, Bloßstellungen und Verboten; sie beginnt dort, wo Gewalt mit Liebe verwechselt wird“. In einer Online-Pressekonferenz des AÖF am Donnerstag betont Geschäftsführerin Maria Rösslhumer außerdem: „Die Morde sind nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter stecken jahrelange Leidens- und Gewaltgeschichten, das macht uns sehr, sehr große Sorgen“. Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie das Problem verstärkt.

„Der Verein AÖF trauert um jede Frau und ist erschüttert, dass auch 2021 die Serie an Frauenmorden in Österreich nach dem Höchststand von 41 Morden im Jahr 2018, 34 im Jahr 2019 und laut Medienberichten 24 Morden an Frauen im Vorjahr nahtlos weitergeht.“ Rösslhumer fordert klare Konsequenzen gegen Gewalttaten. Denn „solange es kein Umdenken oder ein verändertes Bewusstsein bei Männern gibt (…) wird sich nichts am Ausmaß ändern“. Die Verantwortung liege dabei vor allem auch an den Behörden und der Regierung. Denn seit 2014 habe Österreich mit der sogenannten „Istanbul-Konvention“ den Opferschutz und sich damit verpflichtet, Gewalt an Frauen zu reduzieren. Darunter fallen eigentlich auch Bewusstseinskampagnen wie die des AÖF. Doch „dafür werden leider kaum finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt“, so Rösslhumer. Die aktuelle Kampagne wurde hauptsächlich durch private Sponsoren finanziert.

Bislang wird der Spot nur auf Social Media Plattformen wie Instagram, Facebook oder YouTube verbreitet. AÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer wäre es aber auch ein Anliegen, dass die Video-Kampagne kostenlos über TV-Sender ausgestrahlt wird.

Die Istanbul-Konvention und der umfangreiche Schutz der Opfer

2011 wurde ein völkerrechtlicher Vertrag ausgearbeitet, der verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt schafft: Die Istanbul-Konvention wurde bis März 2020 von 45 Staaten unterzeichnet und von 34 ratifiziert. Österreich setzte die im Vertrag ausgehandelten Punkte 2013 in Kraft. Die Konvention sagt deutlich aus, dass es einen umfangreichen Ansatz zum Schutz vor Gewalt geben muss. Sie sieht vor, dass die Gleichstellung der Geschlechter in den Verfassungen und Rechtssystemen der Unterzeichnerstaaten verankert sein muss und sämtliche diskriminierende Vorschriften abzuschaffen sind. 


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