Immer mehr Menschen infizieren sich mit dem gefährlichen Hefepilz „Candida auris“. Der Pilz ist zwischen Menschen übertragbar und gegen diverse Medikamente immun. Gesundheitsbehörden schlagen bereits Alarm. Wird „The Last of us“ zur Realität?

Was wir über den gefährlichen Hefepilz wissen.

Sind wir „The Last of us“?

Wissenschaftler warnen aktuell vor einem Pilz, der sich in US-amerikanischen Pflegeheimen und Krankenhäusern mit einer „besorgniserregenden“ Geschwindigkeit ausbreitet. Gegen diverse Medikamente, darunter auch Antimykotikaist (eine antimikrobielle Substanz, die bei durch Pilze verursachten Erkrankungen eingesetzt wird), ist die resistente Hefeart immun. Auch gegen so manche Desinfektionsmittel scheint der Pilz resistent zu sein. Seine Übertragung erfolgt über Schmierinfektionen. Auf Oberflächen kann der Erreger mitunter monatelang überleben. Für immunschwache Personen ist der Pilz lebensbedrohend. Seine Herkunft ist jedoch ungewiss. Klingt ganz nach dem Szenario aus „The Last of us“. Doch obwohl Forscher weltweit Alarm schlagen, ein Ausgang wie das der beliebten HBO-Show, die auf dem gleichnamigen Game beruht, ist glücklicherweise fern. Dazu erfahrt ihr mehr in unserem Experteninterview.

Was wir über „Candida auris“ wissen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief bereits Ende vergangenen Jahres dazu auf, dem Erreger oberste Priorität einzuräumen: „Candida auris ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen, Knochen und inneren Organen verursachen kann“. Der Hefepilz wurde erstmals 2016 in den USA entdeckt. Von 2018 auf 2019 stiegen die Fälle von 330 auf 476 um ganze 44 Prozent. Zwischen 2020 und 2021 haben sich die Fälle in den USA auf 1471 verdoppelt. Ende 2021 wurden rund 3270 klinische Fälle in 28 der 50 US-Staaten sowie in der Hauptstadt Washington registriert. Angesichts der Problematik hat die Centre for Disease Control (CDC) die Ausbreitung des Pilzes als eine „ernsthafte globale Gesundheitsbedrohung“ bezeichnet.  

Neben seiner raschen Ausbreitung ist für die CDC die Multiresistenz von C. auris besonders besorgniserregend. Jene Medikamente, darunter auch Antimykotika, die üblicherweise zur Behandlung von Candida-Infektionen verwendet werden, wirken bei C. auris nicht. Einige Stämme sind laut CDC „gegen alle drei verfügbaren Klassen von Antimykotika resistent“. Zudem sei der Erreger mit Standardlabormethoden nur schwer auszumachen. Sprich, funktionierende Kontrollsysteme wie schnelle diagnostische Tests zur Infektionsprävention sind derzeit nicht vorhanden. Menschen, die vorwiegend an der invasiven Candida-Infektion erkranken, leiden oft bereits an anderen Erkrankungen. Auch das mache es laut Experten schwierig, eine C. auris-Infektion zu identifizieren.

Fieber und Schüttelfrost sind die häufigsten Symptome

In Deutschland, Österreich und Schweiz scheint die Ausbreitung bisher überschaubar. Doch die Zahlen steigen und diese Tendenz zeigt sich weltweit. Bis der Erreger in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Reha-Einrichtungen ankommt, ist laut Experten nur eine Frage der Zeit. Der Pilz könne dort über Katheter oder Beatmungsschläuche in den Körper von vorerkrankten oder immungeschwächten Menschen gelangen und dann könnte es problematisch werden.

Generell sind Fieber und Schüttelfrost die häufigsten Symptome einer C. auris-Infektion. Bestehen die Symptome nach einer Behandlung mit Antimykotika weiterhin, liegt der Verdacht einer Infektion nahe. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) spricht von Symptomatiken wie „Infektionen der Harnwege, von Wunden und Blutvergiftungen. Zwischen 30 und 60 Prozent aller Infektionen, bei denen Candida auris in den Körper eindringt, enden tödlich.“ Doch bevor wir uns jetzt in Endzeitstimmung versetzen lassen, eine Entwarnung: für die breite Bevölkerung sei der Pilz nicht gefährlich. Bei einem gesunden Immunsystem handelt es sich in den meisten Fällen nur um eine sogenannte „Besiedlung“, die keine Behandlung notwendig macht.

Das verblüfft die Forscher

Der Candida auris wurde erstmals 2009 im äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Japanerin identifiziert. Sein lateinischer Name „auris“ bedeutet Ohr und rührt daher. Die Wissenschaft stand vor einem Rätsel als danach diverse Stämme des Pilzes relativ zeitgleich an verschiedenen Orten von Südamerika, über Südafrika auftauchten. Auch der Fakt, dass ein aus der Umwelt stammender Pilz plötzlich auf den Menschen übersprang, versetzt Forscher weltweit in Alarmbereitschaft.

Der Candida auris wurde erstmals 2009 im äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Japanerin identifiziert. Daher auch der lateinische Name „auris“, der Ohr bedeutet. Die Wissenschaft stand vor einem Rätsel, als danach diverse Stämme des Pilzes relativ zeitgleich an verschiedenen Orten in Südamerika und Südafrika auftauchten. Auch der Fakt, dass ein aus der Umwelt stammender Pilz plötzlich auf den Menschen übersprang, versetzt Forscher weltweit in Alarmbereitschaft.

Ungewöhnlich ist auch, dass der Pilz bei bis zu 42 Grad Celsius überlebt. Experten vermuten dahinter den Einfluss des Klimawandels. Zudem soll der großflächige Einsatz von Antimykotika in der Landwirtschaft Resistenzen gegenüber Azolen (eine Art von Antimykotika) bei anderen krankheitserregenden Pilzen begünstigen. Die WHO vermutet, dass der Candida auris seine Resistenz auch durch den Kontakt mit solchen Pestiziden erhalten hat.