Na, habt ihr euch schon mal gefragt, wie der Intimbereich einer Schlange aussieht? Die meisten werden diese Frage wohl eher mit „nein“ beantworten. Eine Forscherin aus Australien widmete ihre Untersuchungen jetzt jedoch vor allem den weiblichen Schlangen und entdeckte: auch sie haben eine Klitoris.

Warum das nicht nur für die Schlangenwelt ein ziemlich großer Schritt ist, verrät die Forscherin hinter der Entdeckung.

Forscherteam entdeckt erstmals Klitoris bei Schlangen

Wie die Geschlechtsorgane männlicher Schlangen aussehen, wurde in den vergangenen Jahren ziemlich genau erforscht und niedergeschrieben. Männliche Schlangen haben nämlich sogenannte Hemipenes, also ein Paar Penisse. Diese werden während der Fortpflanzung nach außen gestülpt. Einige Arten haben zusätzlich dazu noch Stacheln oder Häkchen auf den Hemnipenes.

Wie genau die Sache bei den weiblichen Schlangen ist, bekam bisher jedoch kaum Aufmerksamkeit. Forscher:innen gingen lange Zeit davon aus, dass weibliche Schlangen eine unterentwickelte Version des Penisses haben.

Doch ein Forscherteam aus Australien kam jetzt zu der Erkenntnis: das ist falsch. Denn tatsächlich haben weibliche Schlangen zwei einzelne Klitorisorgane. Die sogenannte Hemiclitores ist durch Gewebe getrennt und liegt an der Unterseite des Schwanzes und wird durch Haut verdeckt.

Diese Hemiclitores haben laut der Forschung übrigens eine ganz praktische Aufgabe bei der Paarung. Denn das Team glaubt, dass es sich um „eine Art Stimulationssignal für die vaginale Entspannung und Lubrikation“ handeln könnte. Dieses könnte helfen, bei der Paarung Schäden durch die Stacheln und Haken der männlichen Schlangen zu verhindern, heißt es in der Studie. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Hemiclitores „den Eierstöcken signalisieren, dass der Eisprung stattfindet“.

Geschlechtsorgane immer noch „großes Tabu“

Dass es so lange gedauert hat, bis sich die weiblichen Geschlechtsorgane der Schlangen zum Forschungsgebiet entwickeln, hat übrigens nachhaltige Folgen. „Weibliche Genitalien werden im Vergleich zu ihren männlichen Gegenstücken auffallend oft übersehen, was unser Verständnis der sexuellen Fortpflanzung bei Wirbeltieren einschränkt“, heißt es in der Studie. Auch die Hauptautorin, Megan Folwell, betont gegenüber dem „Guardian“, dass die weiblichen Genitalien immer noch „ein großes Tabu“ sind. Der Glaube der intersexuellen Schlange wurde auch deshalb einfach hingenommen. „Ich denke, es ist eine Kombination aus dem Nichtwissen, wonach man suchen muss, und dem Nichtwollen“, erklärt sie mögliche Hintergründe.

Sie betont aber auch, dass es gar nicht so einfach ist, die Klitoris der Schlangen wirklich zu finden. Denn manche seien „extrem winzig“. Insgesamt sezierte das Forscherteam zehn Schlangen aus neun Arten und erkannte, dass die Größe zwischen einem und sieben Millimeter variiert.

Jetzt, da das Team die Hemiclitores entdeckt hat, könnte dies übrigens einige neue Forschungsrichtungen eröffnen. So betont Folwell etwa, dass man sich in Zukunft mehr dem Thema Lust und Stimulation bei Schlangen widmen können, um etwa auch herauszufinden, wie und ob es eine Art der Verführungstaktik gibt.