Auch fast drei Wochen nach dem antisemitischen Angriff gegen Gil Ofarim sorgt der Fall immer noch für Aufsehen und viele offene Fragen. Das Hotel sieht den beschuldigten Mitarbeiter jetzt nämlich entlastet.

Im Hotel wird er vorerst aber trotzdem nicht arbeiten.

„Packen Sie Ihren Stern ein“

Zur Erinnerung: Am 3. Oktober postet Gil Ofarim ein Instagram-Video, in dem er schwere Vorwürfe gegen ein Hotel in Leipzig erhebt. Denn er wirft dem Hotel einen antisemitischen Angriff vor. Nachdem andere in der Schlange am Check-In vorgezogen wurden und Ofarim dem nachgehen wollte, soll ihn ein Mann hinter ihm aufgefordert haben, den Davidstern – den Ofarim um den Hals trägt – einzupacken.

Auch der Hotelmitarbeiter soll darauf geantwortet haben. “Packen Sie Ihren Stern ein.“ Ofarim schildert die Interaktion und betont: „Und dann sagt er [Anm. der Hotelmitarbeiter]: Wenn ich ihn jetzt einpacke, darf ich einchecken.

Ofarim reicht anschließend eine Anzeige gegen den Mitarbeiter ein. Doch dieser wehrt sich gegen die Vorwürfe und erstattet selbst eine Anzeige wegen Verleumdung. Denn er betont, dass der Vorfall so nicht stattgefunden hat.

Keine Konsequenzen für Mitarbeiter

Nachdem Überwachungsvideos der Nacht untersucht wurden, wurden erste Fragen zu Ofarims Aussage laut. Denn auf den Videos ist die Davidstern-Kette nicht zu erkennen.

Auch das Hotel untersuchte den Vorfall intern und kommt jetzt zu einem überraschenden Schluss. Denn das Hotel wird gegen den betroffenen Mitarbeiter keine Maßnahmen einleiten. In einem 118 Seiten langen Gutachten kommen die Ermittlungen „unter Berücksichtigung aller verfügbaren Beweismittel“ nämlich zu dem Ergebnis, dass es keine „objektivierbaren“ Anhaltspunkte gibt, die straf- oder arbeitsrechtliche Konsequenzen legitimieren würden.

Im Hotel wird der Mitarbeiter vorerst aber trotzdem nicht tätig sein, bestätigt das Hotel. Grund dafür sei allerdings, dass der Mitarbeiter seit dem Vorfall enormen Anfeindungen ausgesetzt sei.

Gil Ofarim: Würde das Video „nochmal genau so machen“

Ofarim selbst bleibt allerdings bei seinen Vorwürfen. In einem Interview mit „Bild live“ betont er, dass er keine Bedenken habe, ob das Video eine falsche oder richtige Entscheidung war. „Es musste sein aus dem einfachen Grund: Es passiert jeden Tag„, sagt er in dem Interview. „Und dass es in meinem Fall hinterfragt wird kann ich absolut nachvollziehen und verstehen.“ Dennoch würde er seine Reaktion samt Video-Post „nochmal genau so machen“.

Ob die Kette sichtbar oder unter dem T-Shirt getragen wurde, habe für ihn scheinbar keine großen Auswirkungen. Denn er betont, dass er für das Tragen des Davidsterns bekannt sei. Er sei regelmäßig in TV-Shows, bei Konzerten oder auf Social Media mit der Kette zu sehen. „Ich habe diese Kette immer an“, sagt er gegenüber „Bild live“.

Zwar sei ihm die „Brisanz des Themas“ bewusst, ihm gehe es aber vor allem darum zu zeigen, dass man nach einem diskriminierenden Angriff darauf aufmerksam machen müsse und sich wehren muss. „Jeder sollte seinen Mund aufmachen“, betont er.