Zwischen 1973 und 2011 ist die Spermienzahl bei Männern in Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland um 50 bis 60 Prozent gesunken, das berichtet die deutsche Zeitung welt unter Berufung auf die Studie.

Mediziner schätzen, dass allein in Deutschland 1,5 Millionen Männer unter einer Zeugungsschwäche leiden. Bei jedem sechsten Paar, das versucht ein Kind zu bekommen, klappt es nicht auf Anhieb. Rund vier Prozent bleiben ungewollt kinderlos. Bei einem Drittel von ihnen liegt es daran, dass gesundheitliche Probleme bei der Frau eine Schwangerschaft verhindern. Bei einem weiteren Drittel sind beide Partner beteiligt. In den übrigen Fällen liegt die Ursache beim Mann.

Die Anatomie des Mannes verhindert dann, dass gesunde Spermien heranwachsen können. Oder die Zahl der Spermien ist zu gering, sie sind zu langsam oder gar missgebildet und finden deshalb nicht den Weg zum weiblichen Ei. Bei einem Drittel aller unfruchtbaren Männer sind jedoch auch Mediziner ratlos: Obwohl ihre Spermien in Ordnung scheinen und ausreichend vorhanden sind, können sie kein Kind zeugen.

Während Frauen sehr offen mit den Problemen rund um eine Schwangerschaft umgehen, hört man bei Männern kaum etwas. Vergebens sucht man ihre Selbsthilfegruppen, bis auf wenige schmale Bücher und vereinzelte Blogs gibt es kaum Zeugnisse. Erst seit wenigen Jahren trauen sich unfruchtbare Männer zögerlich in die Öffentlichkeit.

Zu wenig Sperma

Ein Samenerguss bedeutet nicht gleichzeitig Fruchtbarkeit. Nur etwa ein Prozent des Spermas sind Samenzellen. Sie werden in den Hoden gebildet, in mehreren Schritten, bis sie ihre typische Form entwickelt haben. Von dort wandern sie in die Nebenhoden, die auf den Hoden liegen. Hier durchlaufen sie auf einem fadenförmigen Gang von mehreren Metern Länge viele Prozesse, die man nicht bis ins Detail kennt. Fest steht, dass sie erst hier ihre Beweglichkeit erlangen, die sie durch den Samenkanal treibt, an Samenbläschen und Prostata vorbei schließlich Richtung Penis.

Mit bloßem Auge lässt sich die Zeugungsfähigkeit des Spermas nicht beurteilen. Erst unter dem Mikroskop sieht man ihm an, ob die Spermien beweglich sind, ob sie doppelte Schwänze oder Köpfe haben, zu lange Schwänze oder zu große Köpfe und andere Fehlbildungen.

Spermienkrise durch Umweltgifte, Zigaretten und Alkohol

Was sind die Ursachen für die schlechte Spermienqualität? Androloge Hans-Christian Schuppe vermutet gegenüber welt, dass Umweltgifte einen entscheidenden Anteil haben. So seien häufig Raucher betroffen: Die giftigen Substanzen in verbrennendem und inhaliertem Tabak beeinträchtigen die Spermienreifung ebenso wie das Einnisten des befruchteten Eis in die Gebärmutter. Auch Erektionsprobleme lassen sich auf Rauchen zurückführen. Weichmacher, Alkohol, Übergewicht, Diabetes, Anabolika, selbst ein grippaler Infekt: Sie alle verschlechtern die Spermienqualität, definiert nach Zahl, Form und Beweglichkeit.